01.11.2007 | 20:36 | Alles wird besser | Papierrascheln | In eigener Sache
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Über zwei Jahre haben die Autoren der Riesenmaschine schweigend unter einem drakonischen Regelwerk harte Fronarbeit verrichtet: Wer "Ich" sagt, muss im härenen Hemd auf den Knien um die Maschine rutschen, und die Lektüre von Quellen oder überhaupt fremden Texten ist allen Mitarbeitern strikt untersagt ("Lesen heisst zum Satan beten.") Aufgrund von Protesten aus dem Maschinenraum gibt es seit heute die Lesemaschine, ein von Jochen Schmidts "Schmidt liest Proust"-Blog inspiriertes Blog für betreutes Lesen. In der Lesemaschine lesen unterschiedliche Personen unterschiedliche Bücher und kommentieren sie; alle anderen lesen mit oder auch nicht, genau weiss man das ja nie in diesem Internet. Gelesen werden zunächst "Krieg und Frieden" (Jörn Morisse), "Meine wichtigsten Körperfunktionen" (Bettina Andrae), "Mecki im Schlaraffenland" (Jan Bölsche), Descartes' "Meditationen" (Ruben Schneider), "The Power Broker" (Kai Schreiber), "The Road to Reality" (Aleks Scholz) sowie alle anderen Bücher (Kathrin Passig). Zahlreiche weitere Leser haben sich bereits angekündigt und werden im Laufe der nächsten Wochen zugeschaltet. Wir danken Jochen Schmidt für die freundliche Überlassung der Idee und Stefan Englert von intradat.com für die Domain lesemaschine.de, die ursprünglich der Bewerbung vollautomatischer Weinerntegeräte dienen sollte.
22.10.2007 | 12:21 | Fakten und Figuren
 Im Vordergrund aktuelle Fabriken, die Aktuelles herstellen, im Hintergrund aktuelle Stromerzeugungsformen (Foto: Kathrin Passig, Standort Berlin Ostbahnhof, aber auch Bremen et al.)Es war wieder einmal Zeit für einen Katalog mit Novitäten. Der greise Herr Faller sog nachdenklich an seiner Pfeife und betrachtete die in Öl gemalte Präsentation, die seine Untergebenen gemessenen Schrittes an ihm vorbeitrugen. Viel war draussen in der Welt offenbar passiert in den letzten Jahren. Na, da würde man eben einen VW-Bus ins Sortiment aufnehmen müssen, und auch so einen modischen Fernsehturm, wie ihn die Berliner unlängst hatten errichten lassen. Sogar einige neue Bundesländer gab es, denen man sich wohl widmen musste. "Nach der Wende renoviertes Haus mit Ruinengrundstück, Graffiti an Garage und Schutzzaun", so mochte es gehen, oder war das doch eine Spur zu gewagt? Bedenklich wiegte Faller den Kopf. Das nächste Ölgemälde zeigte den neuen Freizeittrend "Camping", hier würde man unbesorgt einen Themenschwerpunkt setzen können. Auch die "Verladerampe mit Milchkannen" schien dem Patriarchen zukunftsträchtig, das "Zaunkonzept 2007" gediegen. Blieb nur noch ein letztes Problem zu lösen: Wohin mit den unzähligen Funktürmen, die man um die Jahrtausendwende herum voll Enthusiasmus über die neue Technologie hatte anfertigen lassen? Vom Kunden wurden sie nicht recht angenommen. Konnte man sie irgendwie umfunktionieren, zu einer Art Windmühlen vielleicht? Windmühlen, davon hatte man die Fallerschen Söhne in den letzten Jahren manches Mal reden hören. Nun, er war der Letzte, der einer sinnvollen Neuerung im Wege stehen wollte. Dann also in Gottes Namen Windmühlen.
(Quelle: Neuheiten Faller 2007, PDF, 11 MB.)
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wiederum ein Tag in der Firma
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wenn es um Pornographie geht, ist das Gras am anderen Ufer ja immer rosafarbener, in den USA träumt man von verdorbenem Europorn, in Deutschland von den freien Niederlanden und dort wiederum vermutlich von uns völlig unbekannten Pornoparadiesen. An diesem Wochenende jedenfalls ist ganz objektiv anderswo alles besser, nämlich in San Francisco, wo die Arse Elektronika stattfindet. Leider halten die österreichischen Veranstalter von Monochrom diese Wunderkonferenz über Pornographie und technische Innovation nicht in unserem bequem erreichbaren Nachbarland ab, und auch Johannes Grenzfurthners versprochene Twitter-Berichterstattung lässt uns vor der Darkroomtür im Regen stehen. (Beinahe hätten wir die Veranstaltung komplett verpasst, weil Sex im Internet wie immer totgeschwiegen wird, in diesem Fall sogar von unserem sauberen Riesenmaschineautor Grenzfurthner.) Wir können also nur mutmassen, dass dort endlich alles abgehandelt wird, wofür sich die doofen Gender Studies zu fein sind, nämlich laut Vortragsthemenliste so schöne Themen wie Hardware- und Softwareinterfaces für die sexuelle Interaktion, die Zukunft der gerenderten Pornographie, der Nutzen pornographischer Betätigung für die individuelle Technikfortbildung und der Missbrauch unschuldiger Flickrfotos durch Anhänger seltener Fetische. Danke, Land Steiermark, danke, Wiener Kunstförderung, und bitte, Fortschritt, lass es nicht so lange dauern, bis die geschilderten und geforderten Innovationen den Massenmarkt, also uns erreichen.
04.10.2007 | 10:09 | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Es war alles so schwierig geworden in der Welt von heute! Die Mitarbeiter der namenlosen kleinen Agentur rangen die Hände. Wenn es doch nur ein verbindliches Nachschlagewerk gäbe, in dem man einfach nachsehen könnte, ob man nun "zu Hause", "Zuhause", "zuhause" oder "zu hause" schreiben sollte! Einfach irgendwas ausprobieren ging natürlich nicht, das sah man ja an den T-Home-Plakaten "Grenzenlos Zuhause", "Filmreif Zuhause" und "Neugierig Zuhause", die deutschlandweit von Germanisten mit Schmutz beworfen wurden. Das durfte der Familien für Kinder gGmbH auf keinen Fall passieren. Als die Not am grössten war, fasste sich das Mariechen ein Herz. Es war Praktikantin, und es sagte mutig: "Wir könnten alles gross schreiben, dann merkt man schon mal nicht, wie schwer das mit der Gross- und Kleinschreibung ist. Und dann lassen wir so eine ganz kleine Lücke zwischen 'zu' und 'Hause', und wenn sich dann jemand beschwert, dann sagen wir einfach 'Ist doch zusammen!' oder 'Ist doch auseinander!'. Also, das ist jetzt nur meine Meinung ..." Dann verstummte das schüchterne Mariechen wieder. Hei, war das ein Jubel in der kleinen Agentur!
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein schöner Tag bei der ARD
18.09.2007 | 21:12 | Anderswo | Alles wird besser
 Kostenpflichtiges Archiv (Symbolbild) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Die Mühlen der Weltverbesserung mahlen auch im Internet manchmal recht langsam. 2007, ca. 686 Menschenjahre nach Erfindung des WWW, sieht die New York Times ein, dass es geringfügig schlauer ist, Millionen durch Werbeeinblendungen auf den jetzt frei googlebaren und zugänglichen Archivseiten der Zeitung zu verdienen, als eine Handvoll Dollar im Jahr von Subskribenten der für den Rest der Welt versperrten Geheimarchive zu kassieren. Es kann jetzt nur noch ungefähr weitere 245 Jahre dauern, bis FAZ/FAS, Süddeutsche, taz, Frankfurter Rundschau, Spiegel, Focus, Standard und NZZ durch Nachdenken zu derselben Einsicht gelangen. Die ZEIT hat übrigens schon irgendwann im August 2007 Vernunft angenommen, die Welt noch etwas früher.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- auf dem Scheitelpunkt des Lichts surfen
- Wrangel-Eck (bei Inge & Rolf)
- Bitumen
- klare Schmuddeldenke
SO NICHT:
- Wirklich nicht, Pete Doherty!
- Flokati-Mousepad
- das eigene Knie ficken und aus Rache abtreiben
- einen auf naiv machen
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Free Rainer", Hans Weingartner (2007)
Plus: 33 Minus: 33, 55, 56, 62, 84, 99, 102, 111 Gesamt: -7 Punkte
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