Riesenmaschine

23.03.2007 | 02:09 | Alles wird besser

Das blaue Leuchten


Wie sich Japaner blaue Augen vorstellten (um 1850) (Quelle) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Im Anfang war alles schwarzweiss: Zähne, Klaviertasten, Farben. Der britische Politiker William Gladstone behauptete, noch die Welt der alten Griechen sei schwarzweiss gewesen, schliesslich habe Homer sich nie über Farben geäussert. In Sprachen, in denen es nur drei Farben gibt, ist die dritte Farbe grundsätzlich Rot, dann kommen Gelb und Grün hinzu, und erst in Sprachen mit sechs und mehr Farbwörtern taucht Blau auf.

Die technische Entwicklung orientiert sich folgsam an der linguistischen: Lange Zeit gab es keine blauen Augen, die blaue LED kam erst Anfang der 1990er Jahre auf den Markt, dicht gefolgt von der Bluetooth-Spezifikation 1994 und den blauen M&Ms 1995, 54 Jahre nach Markteinführung der anderen M&M-Farben. Es war abzusehen, dass Rosen, ähnlich wie LEDs lange Zeit ausschliesslich in Rot verfügbar, nachziehen würden, und nach einigen Mühen sind jetzt die so was wie blauen Rosen da. Bald wird es blaue Gummibärchen geben, dann eine vierte Ampelphase, "Beck's Blue" und schliesslich einen grossen blauen Wal. Das ist das Ende.


18.03.2007 | 19:44 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Kopfleuchten


Bis zur Produktreife kann man die Wohnung auch einfach mit der Abbildung beleuchten (Foto: Siemens)
Es ist schwer zu verstehen, warum sich irgendwer für Beleuchtungsprodukte unter 100 Watt interessiert. Zivilisation kann schliesslich nicht bedeuten, dass man jedesmal zweiundzwanzig Lichtschalter betätigen muss, wenn man zu Hause was erkennen möchte. Aber für Liebhaber der Dunkelnis, äh, der Finsterheit, äh, des Lichts kündigen Siemens und Osram für gar nicht mal so viel später als schon mal angekündigt, nämlich Sommer 2007, mit der Ostar Lighting eine LED von schon beinahe ernstzunehmender Leuchtkraft an. Wenn Dinge neuer, kleiner, heller und stromsparender als bisher daherkommen, dann loben wir das und bemäkeln nicht kleinlich die 50 Watt, die zum qualifizierten Leuchtkörper noch fehlen.

Diejenigen unter uns, die Kunden eines Ökostromanbieters und deshalb verpflichtet sind, durch hohen Stromverbrauch den Bau neuer Biogasanlagen auf den Dächern von Kindergärten zu fördern, unterlassen zum Ausgleich einfach den Kauf dieses stromsparenden Kühlschrankgadgets. Die Wirkungsweise dieses Wunderdings beruht auf der Erkenntnis, dass man gar nicht unbedingt den Kühlschrank besser isolieren muss, sondern dass es eigentlich genügt, den Temperatursensor im Kühlschrank besser zu isolieren. Vielleicht muss man auch gar nicht die ganze Wohnung besser beleuchten, sondern nur das Gehirn.


16.03.2007 | 22:49 | Was fehlt | Papierrascheln

Klagepapier


Dieses Schreiben muss selbst sehen, wo es bleibt. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Technischer Fortschritt ist eine feine Sache, aber warum wird er immer in die falschen Produkte zuerst eingebaut? Warum haben wir Geburtstagskarten, die "Happy Birthday" spielen und Kästchen mit Plastikfröschen, die beim Öffnen quaken, aber der Brief mit den Wichtigen Informationen schweigt, wenn er unter einem Stapel anderer Papiere begraben wird? Wenn selbst Kleinkinder akustisch darauf hinweisen können, dass Handlungsbedarf besteht, darf man ja wohl von Geschäftsschreiben, deren Bedeutung für die Arterhaltung manchmal gleich null ist, erst recht ein bisschen Mitarbeit erwarten. Elektronik im Gegenwert von einem Cent könnte dafür sorgen, dass solche Schreiben protestieren, wenn man sie von der Lichtzufuhr abschneidet. Abgestimmt auf die Dringlichkeit des Inhalts wären sanftes Wehklagen, energisches Keifen und – nach einer gewissen Vernachlässigungsdauer – batterieschonender Übergang zu leisem Murren denkbar. Angenehmer Nebeneffekt: Briefzusteller hätten endlich ein Interesse daran, die vielstimmig zeternde Post auch tatsächlich zuzustellen und nicht sieben Werktage herumliegen zu lassen. Welt, wir verlangen hier nichts Unvernünftiges. Und wir werden so lange ungehalten herumrascheln, bis man sich unseres Anliegens annimmt.


13.03.2007 | 16:16 | Berlin | Fakten und Figuren

Trost durch Tischtennis


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Seit knapp einem Jahr gibt es Google Maps auch für Deutschland, und man kann nicht behaupten, dass sich in der Zwischenzeit viel getan hat, bei Google Maps Mania driften die Kartenkontinente Deutschland und USA immer weiter auseinander. Gut, irgendjemand braucht sicher Postleitzahlen oder Wasserkraft-Standorte als Google Map, aber der grosse Aufbruch in eine geodatenverzierte Zukunft hat bisher nicht stattgefunden. Da ist Berlin Tischtennis immerhin ein kleiner Hoffnungsschimmer. Ob die verzeichneten Tischtennisplatten sich entlang der bevorzugten Wege von Betreiber Peter Ulrich aufreihen oder die Berliner Tischtennislandschaft auf die Existenz einer alten römischen Tischtennisstrasse hindeutet, wissen wir aber auch nicht.


12.03.2007 | 09:57 | Sachen kaufen

Heil dem Krail


Wenn wir blöd wären, stünde hier
"Um die Ecke gedacht"
(Foto: Manufactum)
Häufig haben wir hier bereits Tipps für Designer gegeben, die einen längst vorhandenen Gebrauchsgegenstand mit neuen Kaufreizen aufladen wollen. Der abgebildete Krail setzt neben dem bei Manufactum bewährten Kaufgrund willenlos machende Namensgebung (Zweimal-Jokele, Frillo, Gold-Dachs, Setzhäundl) auf ein zweites unwiderstehliches Element: einen rechten Winkel, wo bisher keiner war. Ähnliches beobachtet man auch bei japanischem Toastbrot, dem Um-die-Ecke-Bohrer und dem 90-Grad-Baum. Ausserdem ersetzt der Krail "mindestens drei andere Gerätschaften", und das passt so gut zu unserer Agenda "Shopping für die Besitzlosigkeit", dass am Krail wohl kein Weg vorbeiführt. Wozu er gut sein mag (Krailen senkrecht angelegter Beete?) wird man dann schon herausfinden.


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