Riesenmaschine

08.03.2007 | 10:19 | Berlin | Sachen kaufen | Papierrascheln

Herrndorfs Häkelarbeiten


Der Autor demonstriert den sachgerechten Gebrauch einer Metapher. (Foto: Natascha Podgornik, Nachbearbeitung: Wolfgang Herrndorf)
Die meisten Riesenmaschinenautoren schreiben neben ihrem schweren Hauptberuf auch noch Bücher, drehen Filme, malen Bilder oder häkeln Handytäschchen. Am Donnerstag, also heute um 20:00 liest Wolfgang Herrndorf im nbi unter der Aufsicht von Ijoma Mangold aus seiner neuen Kurzgeschichtensammlung "Diesseits des Van-Allen-Gürtels". Es handelt sich nicht um Literatur, man kann daher vielleicht hingehen, aber auch einfach "hinterher zum Biertrinken kommen und sagen, dass das letzte Buch besser war" (Herrndorf). Und, so der Künstler weiter: "Ich wäre auch froh, wenn dieses ekelhafte Foto ersetzt werden könnte. Es kommt dort nicht zum Ausdruck, dass ich 'grosse schöne weiche Augen' (Die Welt) habe und 'sanft asketisch, gesellig und freundlich' (dradio) bin." Aber davon kann sich ja heute abend jeder selbst überzeugen.


07.03.2007 | 18:18 | Alles wird besser | Papierrascheln

Liebliche Systeme


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Für Musik gibt es last.fm und Pandora und vielleicht eines Tages auch mal iLike, für Bücher gibt es nur die Amazon-Empfehlungen, die in den neun Jahren ihrer Existenz nur wenig klüger geworden sind. Nichttechnisch generierte Menschenempfehlungen fallen wegen ihrer grossen Amplituden weg, denn noch unterschiedlicher als der Fingerabdruck ist wohl nur der Bücherregalabdruck zweier Menschen. Lovelybooks soll seit Ende 2006 mit Hilfe der Weisheit der Massen schaffen, was bisher nicht gelungen ist, nämlich brauchbare Buchempfehlungen auf der Basis des bisher Gelesenen zu geben. Interessant wäre in diesem Zusammenhang, ob die bis Ende April zu verlosenden 50 Buchpakete wohl erstmals in der Geschichte des Preisausschreibens auf die Vorlieben des Gewinners abgestimmt sein werden.

Optisch setzt Lovelybooks bisher stark auf die amazontypische Idee aus dem vorigen Jahrhundert: "Was viele gut finden, müssen alle gut finden", während man den Hauptvorteil von last.fm, die individuellen Empfehlungen von Geschmacksnachbarn, länger suchen muss. Aber es handelt sich ja auch noch um die Betaversion, nach deren Abschluss vielleicht auch das Suchen und Hinzufügen eines Buchs nicht mehr länger dauern wird als dessen Lektüre.

Ausnahmsweise braucht man übrigens keine Angst vor der üblichen "Sympathisches kleines Startup wird von bösem Konzern aufgekauft, alles wird schlechter"-Entwicklung zu haben, denn das unter anderem von last.fm-Mitgründer Michael Breidenbrücker von Lovely Systems entwickelte Lovelybooks gehört von Anfang an der Holtzbrinck-Gruppe. Ich hoffe, den Germanistikprofessoren der FU Berlin, die ich 1994 als Betreuer für die Entwicklung eines solchen Systems als Abschlussarbeit zu gewinnen versuchte und die mich auslachten, tut es heute leid und sie liegen nachts wach und weinen.


06.03.2007 | 19:33 | Berlin | Alles wird besser

Neues vom neuen Trend zur Höflichkeit


Foto: Kathrin Passig
Berlin (hier: Schlesisches Tor) ist eine vorbildliche Stadt, von der der Rest der Welt viel lernen kann. Tagging wird mit öffentlichen Geldern gefördert, und das schöne "Vorsicht, frisch gestrichen"-Schild gibt es beim Kauf jeder Spraydose gratis dazu. Bevor wir hier in Berlin eine Bushaltestelle kaputttreten, spannen wir Absperrband rundherum, und danach hängen wir ein "Vorübergehend ausser Betrieb"-Schild auf. Unsere Dealer versteuern ihre Erträge, für Schwarzfahrer gibt es eine spezielle Monatskarte, und wer in Hauseingänge pinkelt, wäscht sich danach die Hände. Ja, so schön ist Berlin!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Neue Höflichkeit auf Erfolgskurs


01.03.2007 | 20:56 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

AK mobile Freundschaft


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Im August 2004 beschrieben wir anderswo hoffnungsfroh, was die Zukunft für neue Tools zur mobilen Vernetzung von allen mit allen bereithielt. Spätestens im September 2004 gedachten wir uns in Handysoftware zu wälzen, die uns den Aufenthaltsort von Freunden, Nachbarn und Wildfremden sichtbar machen sollte. Der Leser ahnt, wie die Geschichte ausging: Natürlich passierte erst mal gar nichts, und dann nicht viel. Die im Text genannten Dienste sind entweder nie oder wenn, dann nur in San Francisco gestartet, die Details kann jeder selbst recherchieren, wir sind ja hier nicht der Heise-Newsticker.

Aber weil es nicht zu unseren Gewohnheiten gehört, aus Fehlern zu lernen, sei hiermit angekündigt, dass es doch noch klappen wird mit dem mobilen Social Networking, und zwar ab praktisch sofort und in Form der Java-Handysoftware aka-aki. Um ganz sicher zu gehen, haben wir die Technik diesmal von Riesenmaschine-Autor Gabriel Yoran erfinden lassen. Das Ding mit dem wie von Thor Heyerdahl erdachten Namen sucht im zugegeben bescheidenen Umkreis von 20 Metern per Bluetooth nach anderen Nutzern, die je nach Geschmacklosigkeit der dahinterstehenden Firma vermutlich "Aka-Akivisten" oder so heissen werden, und lädt dann deren Profile aus dem Web. Für Menschen, die keine Gesichter wiedererkennen oder sich keine Namen merken können, kann dieser Service schon beim engeren Freundeskreis nützlich sein (vorausgesetzt, man hat sie alle vorher in den Aka-Aki-Akundenkreis hineingekobert). Alle anderen bekommen erklärt, über welche sieben Ecken sie die eigentlich unbekannten Menschen um sie herum wenigstens indirekt kennen, und wie es immer so ist, werden den Teilnehmern vermutlich noch ganz andere Nutzungsmöglichkeiten einfallen. Geld kostet nur der Traffic, und zum Preis einer SMS kann man ungefähr 500 aka-aki-Nachrichten verschicken. Wen stört bei dieser Fülle an Wi-Wa-Wunderfeatures der alberne Name? Die Alphaversion läuft, die öffentliche Beta startet Anfang April, und dann wird der Löwe endlich das Lamm erkennen, und wir werden uns mit aller Welt in den Armen liegen. Bis der Aka-Aki-Akku alle ist.


27.02.2007 | 10:22 | Essen und Essenzielles

Belastbarer Wein in neuen Schläuchen


Letztlich auch nicht pretaboirer als andere Getränke.
Aber trotzdem! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn man schwer bepackt durch Sümpfe stapft, während man nassgeregnet und von Insekten zerbissen wird, kann man die Konzepte Komfort, Körperhygiene etc. entweder leugnen, oder aber weiterhin so tun, als wäre alles genau wie zu Hause. In Letzterem sind insbesondere die Bewohner Nordamerikas (dieselgeneratorbetriebene Bierkühlboxen, vermutlich demnächst in autark nebenherfliegendem Drohnenformat) vorbildlich, aber auch aus Frankreich kommen hin und wieder attraktive Neuerungen wie der Chardonnay und der Merlot von Prêt à Boire. Les avantages: Der Beutel selbst wiegt nur 12 Gramm, man kann aber weitere 100 Kilogramm Gepäck im Rucksack obendrauf packen, ohne dass es zu Weinbeutelrupturen kommt. Bei Globetrotter teilen sich die innovativen Bouteillen eine Rubrik mit dem nach wie vor rätselhaften "Trekking Mahlzeiten Heiss-Getränkepulver m. Rotw.", das 8,2% Alkohol in Pulverform enthält, ein Konzept, das uns für die Zukunft mit grösster Hoffnung auf neue, schillernde Formatverschiebungen erfüllt. Wanderschuhe aus der Tube! Flüssige Gebirge, in denen man baden kann! Mit Stränden aus Stahl, und das alles vielleicht noch rechtzeitig vor dem Sommer.


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