22.03.2006 | 13:52 | Anderswo | Supertiere
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Firmentiere und -maskottchen, in anderen Branchen gern gesehen, eignen sich nur mässig für Geldinstitute. Zu gross ist die Diskrepanz zwischen Seriösität und Knuffigkeit, deutsche Banken vertrauen lieber auf komplett abstrakte Logos. Eine Ausnahme bildet da höchstens die Dresdner Bank, deren Elefant Drumbo (im Bild links) schon seit über 30 Jahren als Spardose treue Dienste leistet, sich aber in der Primärkommunikation (Anzeigen, Logo, etc.) dezent im Hintergrund hält.
Wie aber müsste ein funktionierendes Bank-Maskottchen aussehen? Vielleicht wie ein Stier, der die üblichen Börsen/Bulle/Bär-Assozationen bedient? Oder wie ein Sparfuchs, der diese Funktion schon für eine Bausparkasse und für Waschmittel erfüllt? Gar wie ein Eichhörnchen, das ja auch in der Natur als vorausschauender Sammler und Depotanleger auftritt? Oder etwa gänzlich anders? Wie ein wirr gezeichnetes Alien-Strichmännchen aus dem Nachlass von Keith Haring? Ja. Genau so muss es wohl aussehen. Danke, Bancaja, dass du uns die Augen für diese einfache Wahrheit geöffnet hast.
(vielen Dank an Philipp Dietrich für den Hinweis)
19.03.2006 | 19:46 | Anderswo | Nachtleuchtendes
 Lärm fotografieren geht nur bedingtFeuerwerk ist ein kollektives Hobby der Bewohner von Valencia. Bei jeder Hochzeit kommen Knallkörper zum Einsatz und unter Erasmus-Studenten erzählt man sich, Valencia sei Stadt mit den meisten Amputationen Spaniens (obwohl so etwas natürlich auch noch ganz andere Gründe haben kann). Den Höhepunkt der Feuerwerksaison bilden die Fallas: Auf den Strassen herrschen Zustände, gegen die Silvester in, sagen wir, Neukölln Kindergarten ist, zusätzlich gibt es jeden Abend ein gigantisches Brilliant-Feuerwerk und jeden Mittag die Mascletàs, von denen auch in deutschen Feuerwerkforen voll Ehrfurcht gesprochen wird ("Hört sich für mich supergeil an 120 KG Blitzsatz in 7 min., Das sind 286 gr. BKS pro Sekunde").
Dafür wird in einem Käfig auf dem Rathausplatz Tag für Tag eine Knallerbatterie aufgebaut, die pünktlich um 14 Uhr in Anwesenheit der Fallera Major gezündet wird, ein Schild informiert den sachkundigen Betrachter, welcher Feuerwerkmeister gerade Regie führt. Was folgt, sind fünf Minuten infernalischer Krach, aus dem man mit ein bisschen Glück und Übung eine rhythmische Struktur heraushören kann. Zu sehen gibt es ausser viel Rauch eigentlich nichts, trotzdem sind die Mascletàs jeden Tag gut besucht und so beliebt, dass sie sogar im Radio übertragen werden – ein bizarres Hörerlebnis, das vermutlich bloss noch durch die traditionelle Radiopantomime von BBC Southern Counties überboten wird.
17.03.2006 | 15:50 | Zeichen und Wunder
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Es war zugegebenermassen kein Wunsch von oberster Priorität, eher umgekehrt, aber immerhin: C&D Wireless hat jetzt dieses zutiefst alberne Handy im London-Telefonzellen-Design auf den Markt gebracht und damit die erste der Vorhersagen unserer Wunschzettel-Serie vom Ende des vergangenen Jahres bewahrheitet. Jetzt sind wir guter Dinge, dass es bald auch eine generelle Zeitumstellung um 2 bis 3 Stunden nach hinten, eine Vereinfachung des chinesischen Alphabets, die Abschaffung allgemein sinnloser Leerräume (Hessen, Belgien, Grönland) sowie farbverstellbare Haare, den Keine-Fragen-Tarif beim Friseur und Handys mit GPS und Flaschenöffner geben wird. Wäre doch gelacht.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wunschzettel 06: Das Gurkophon
15.03.2006 | 14:21 | Supertiere | Alles wird schlechter
 Die Igel auf der besprochenen Seite sind allerdings noch viel niedlicher (Foto: oli / Lizenz)Auf den ersten Blick sieht sie aus wie eine freundliche unkommerzielle Institution, die auf ihrer Homepage zudem Igel-Bilder von einer Niedlichkeit versammelt, die selbst die Tiere aus dem Cute Overload-Blog wie Fangzahnfische erscheinen lässt: The International Hedgehog Association.
Doch der äussere Schein trügt und je tiefer man in die Seite vordringt, desto deutlicher werden die Ausmasse des Grauens: Hier sind keine Igelfreunde am Werk, sondern verachtenswerte Igeltechnokraten, -vermesser und -zurschausteller. Statt über die Gefahren des furchtbaren Wobbly Hedgehog Syndrome aufzuklären, brüsten sie sich damit, in den letzten 10 Jahren über 100 Igelausstellungen abgehalten zu haben. Igelausstellungen! Mit Preisen! Als wäre für solche Zwecke nicht der Hund erfunden worden. Damit nicht genug: Im Color Guide werden die Igel in 92 Farbklassen eingeteilt, deren Namensgebung sich die schmierigste aller Marketing-Agenturen nicht hätte schlimmer ausdenken können: Von Salt & Pepper über Ruby-Eyed Cinnicot, Champagne und Chocolat Chip bis hin zu Algerian Apricot Snowflake.
Der Gipfel ist allerdings der Igel-Registrierungsservice. Der Igeldatenschutz wird mit Füssen getreten und der Hinweis "Dedicated to Preserving the Quality of the Species" zeigt die eigentliche Absicht der Hedgehog Association: Die Züchtung einer Igelherrenrasse, die Schaffung einer Welt, in der für den einfachen Wald- und Wiesenigel kein Platz mehr ist.
15.03.2006 | 05:43 | Anderswo | Fakten und Figuren
 Minstrel, früher (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Minstrel nennt sich eine eigentümliche und zutiefst rassistische Kulturform, die im 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert vor allem in den USA sehr populär war. Dabei schminkten sich Weisse im Blackface-Stil als Schwarze und boten Tanz-, Musik- und Varietéeinlagen, natürlich unter Zuhilfnahme aller verfügbaren Nigger-Klischees. Das positivste an Minstrels war noch, dass sie erstmals auch schwarzen Künstlern Auftritte ermöglichten, sofern diese bereit waren, sich ebenfalls im Blackface-Stil zu verkleiden.
Der Einfluss der Minstrels auf die US-amerikanische Populärkultur ist enorm: Namhafte Entertainer wie Al Jolson, Bing Crosby oder Bob Hope performten im Blackface-Stil. Selbst nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte die BBC mit The Black and White Minstrel Show noch 20 Jahre lang hohe Quoten und gewann 1961 die Goldene Rose von Montreux. Es gibt natürlich auch kritische Referenzen: Spike Lee erzählt in der Mediensatire Bamboozled (2000) vom schwarzen Mitarbeiter eines TV-Senders, der seinem weissen Chef ein Minstrel-Show-Konzept vorlegt, um den eigenen Rausschmiss zu provozieren und mit ansehen muss, wie das Konzept umgesetzt wird und auch noch höchst erfolgreich ist. Und im Video zu Public Enemies Burn Hollywood Burn von 1990 sieht man Ice Cube und Chuck D Minstrels gucken, woraufhin die beiden das dazugehörige Kino anzünden.
Ebenjener Ice Cube ist nun Co-Produzent der Reality-Show Black. White., die seit 8. März auf dem US-amerikanischen Fox-Ableger FX Networks läuft. Auch hier werden weisse Menschen zu Unterhaltungszwecken schwarz geschminkt, dieses Mal allerdings im Rahmen einer Art politisch korrekten Sozialstudie: In sechs Folgen tauschen eine schwarze und eine weisse Familie die Hautfarbe, um zu erfahren, wie sich der Alltag und die Behandlung durch andere Menschen dadurch verändert. Ob das Konzept Erfolg hat und vielleicht, in welcher Form auch immer, sogar nach Deutschland kommt, wird sich zeigen. Die Leistung der Maskenbildner ist aber auf jeden Fall schon mal ziemlich beeindruckend (wie diese Vorher-Nachher-Galerie zeigt.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- urige Schuhe
- 124er
- Beim Einkauf ZUERST den Amboss einpacken, dann die Eier
- Melancholie (Ausstellung)
SO NICHT:
- Migränesträhne
- Pest in den Zeiten der Cholera
- Fressfeinde als Freunde
- Melancholie (zur Schau stellen)
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Nightfall", Chow Hin Yeung Roy (2012)
Plus: 12, 25, 35, 48, 116, 122, 154 Minus: 1, 10, 24, 51 Gesamt: 3 Punkte
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