12.03.2006 | 05:27 | Supertiere | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt
 Hier bitte dieses Insekt hindenken. Und hier bitte diese Fellkrabbe. Hier ausserdem diesen Wieselmaki. Danke!Immer wenn mal wieder eine neue Studie zur Klimawandel vorliegt, ist das Gejammer gross. Bald sei es alles unumkehrbar, heisst es, und egal wo man hinschaue, überall drohen irreparable Umweltschäden. Vor allem die Tierwelt wird gern als Gradmesser genommen (mit Pilzen argumentiert natürlich mal wieder keiner), so soll es beispielsweise in absehbarer Zeit fast keine Korallen mehr geben und auch für Eisbären und Robben sieht es ganz düster aus. Panikmache! Erdacht von rückwärtsgewandten Forschern, die nur den Status Quo als ökologisches Gleichgewicht akzeptieren und nicht in angemessenen zeitlichen Massstäben zu denken im Stande sind. Als wenn die Evolution eine Entwicklung mit Endpunkt wäre, der zufällig jetzt erreicht ist, lächerlich, die Natur hat schliesslich schon ganz andere Probleme gemeistert. Man muss ihnen nur ein wenig Zeit zum Mutieren geben, dann werden sich Tiere, Pflanzen, Pilze und Protisten schon auf die neuen Bedingungen einstellen.
Und es läuft ja schon gut: Eine nach Australien verschleppte Krötenart hat in nur achtzig Jahren längere Beine entwickelt, andere Tiere lernen bereits eifrig neue Tricks und überhaupt: Wurden in den letzten Wochen nicht auffällig viele neue Arten entdeckt? Dieser blinde, weissbepelzte Krebs und diese bizarre Spinne zum Beispiel, auf Madagaskar fand man total niedliche Wieselmakis und in Neuguinea gleich eine Wundertüte voll mit neuen Fröschen, Schmetterlingen und dem Honigfresser-Vogel.
Schöne neue Tiere, mag mancher einwenden, aber die gibt es doch sicherlich schon länger und sie hatten sich halt bis jetzt erfolgreich unter irgendwelchen Steinen oder zwischen irgendwelchen Blättern versteckt. Das ist zwar nicht ganz auszuschliessen, doch bei dieser Entdeckung dürften auch Zweifler verstummen: Deutsche Forscher haben jetzt bei Labormäusen einen zweiten Thymus gefunden, und mal im Ernst, wenn irgendein Tier erforscht ist, dann ja wohl die Labormaus. Den zweiten Thymus gab es früher einfach nicht, so sieht's doch aus.
Die Evolution ist also auf einem guten Weg. Bald, wenn sie erst mal in Schwung ist, wird es dann Blogs geben, die sich ausschliesslich den neuesten Tieren widmen und keiner wird mehr an Eisbären, Gnus oder Elefanten denken. Alles wird gut.
08.03.2006 | 06:29 | Vermutungen über die Welt
Wer den ganzen Tag vorm Computer sitzt, bewegt sich nie, lässt sich sein Essen vom Pizzaservice und sein Bier vom Roboter bringen. Das ist so. Und wer glaubt, die in den Microsoft-Laboren getätigte Entwicklung des Step User Interfaces-Prototypen (hier eine sehr ausführliche Produktbeschreibung als pdf) könnte daran irgendetwas ändern, hat sich natürlich geirrt. Für das Videospiel-Vorbild Dance Dance Revolution gibt es schliesslich auch schon längst eine handliche Alternative. So leicht kriegt ihr uns nicht!
 links sehen wir die Zukunft, rechts ihre optimierte Version (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wege aus der PISA-Krise
07.03.2006 | 16:48 | Supertiere
 Was Belugawale können, können nur Belugawale (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)So langsam wird es eng für die Menschen. Wie man weiss, können Tiere zahlreiche Dinge, die Menschen niemals lernen werden: Fliegen ohne Motor etwa, Eier legen oder im Dunkeln leuchten. Egal, dachten sich die Menschen lange, dafür können wir ja auch so einiges, was nur wir können, um dann mit ansehen zu müssen, wie eine Bastion nach der anderen fiel: Ameisen betreiben Viehzucht, Schimpansen rauchen (manchmal) und Frösche fabrizieren Frostschutzmittel. Viele Menschen trösteten sich nun damit, dass die Tiere zumindest das trickreiche Posen nicht beherrschen. Klar, Tiere, meist die Männchen, veranstalten die tollsten Dinge mit Hörnern, Federn und Farben und manche können sich auch vortrefflich aufplustern oder stolzieren, aber Aktionen wie "Bierflasche in der Augenhöhle öffnen" oder "Zigarette lässig mit drei Umdrehungen in den Mund werfen" blieben exklusive Menschen-Skills. Doch selbst damit ist seit kurzem Schluss. Allya, ein Belugawal aus Hamada City, hat sich eigenflossig das Aushalieren von Luftringen beigebracht, die nicht nur cooler aussehen als Rauchringe, sondern auch noch viel grösser sind . Tagsüber beeindruckt Allya damit die Besucher des Shimane-Aquariums, abends ganz sicherlich die anwesenden Belugawalkollegen (hier das Ganze als Video).
Was den Menschen nun noch bleibt? Die Antwort gibt uns Homer Simpson: Marge, don't discourage the boy! Weaseling out of things is important to learn. It's what separates us from the animals! ... Except the weasel.
06.03.2006 | 05:04 | Anderswo
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)"It's legal to buy it, it's legal to own it, And if you're the proprietor of a hash bar, it's legal to sell it." So einfach, wie Vincent Vega hier die holländische Drogenpolitik erklärt, ist sie dann doch nicht: Auch in den Niederlanden ist die Menge Gras, die Privatpersonen zum Eigenbedarf besitzen dürfen, begrenzt. Und paradoxerweise dürfen die Coffeeshops zwar Cannabis verkaufen, aber ihren Warenbestand nirgendwo legal einkaufen, wie Gerd Leers, Bürgermeister des vom Kiffertourismus stark betroffenen Maastricht, hier darlegt und deshalb eine Legalisierung und staatliche Kontrolle der Produktion und Anlieferung von Haschisch verlangt. Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, hat Leers nun ein ausgefallenes Mittel gewählt: Zusammen mit De Heideroosjes, der holländischen Entsprechung der Toten Hosen, hat er einen (sogar halbwegs hörbaren) Punksong aufgenommen (mp3 hier).
Der für Drogenpolitik zuständige Justizminister Piet Hein Donner wollte das wohl nicht auf sich sitzen lassen und hat angemessen gekontert. Unterstützt von Meester G hat er als "De Don" einen HipHop-Titel produziert und auf der offiziellen Ministeriumsseite zum freien Download verfügbar gemacht. Am Flow könnte De Don zwar noch etwas arbeiten, aber insgesamt ist dieses Stück ebenfalls annehmbar und wird von den Holländern laut der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 4.3. auch eifrig runtergeladen.
Verschiebt sich der politische Diskurs jetzt also aus den Fernseh-Talkrunden auf unsere mp3-Player? Gibt es die neuesten Hits bald regelmässig im SPD-Podcast? Wir wollen uns lieber gar nicht ausmalen, zu was für kruden Kooperationen es in Deutschland kommen könnte. Aber vielleicht ist es ganz gut, dass Scorpions-Duzfreund Gerhard Schröder nicht mehr Kanzler ist.
28.02.2006 | 13:38 | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Für die Kollegen von OhGizmo! ist das natürlich eine neue spannende Sache: Ein Handy, das eigentlich gar kein Handy ist, sondern eine Schusswaffe, die vier Kleinkaliber-Patronen abfeuern kann. In Deutschland kann man über so etwas hingegen nur müde lächeln, was man OhGizmo! allerdings nicht zum Vorwurf machen sollte, denn im Gegensatz zu denen haben wir hier halt erstens das Stern-Magazin, das bereits vor über fünf Jahren davon berichtete und zweitens das Yps-Magazin, dem bereits vor über zehn Jahren Das Funkgerät, das richtig schiesst beigelegt war. Und deswegen sind unsere Polizisten zur Verhinderung von Handy-Überfällen auch schon längst mit den entsprechenden Gimmicks ausgestattet: Dem Detektiv-Stern mit Schuss-Automatik, dem Detektiv-Periskop, mit dem du um die Ecke sehen kannst, dem Agenten-Buch für scharfe Schüsse und dem Agenten-Feuerzeug, das richtig schiesst.
... 43 44 45 46 47 [48] 49 50 51 52 53
|
IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Kumpir
- Saisonangebote nutzen
- Geld (nicht so anstrengend wie Arbeit)
- kritische Grundhaltung
SO NICHT:
- kompromisslose Ästhetik
- Stollen (ausser in Dresden)
- Wunderbäume (schon immer)
- Liebingskumpir pleite
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Winter's Bone", Debra Granik (2010)
Plus: 31 doppelt, 35, 41, 42, 45, 55, 80, 117 Minus: 1, 166 Gesamt: 7 Punkte
KATEGORIEN
ARCHIV
|
|