Riesenmaschine

18.07.2007 | 14:04 | Was fehlt | Essen und Essenzielles

Fütter mich!


Profibakterienesser im Anmarsch (Foto: fillyjonk) (Lizenz)
So schön der Bakterienzoo auf den ersten Blick wirkt, es fehlen doch Actionelemente, Fütterungszeiten zum Beispiel. Die populären Fleischfressenden Bakterien bieten sich an, scheiden aber aus, weil sie die meiste Zeit unter der Haut verbringen, die Gäste würden sie schnell abwählen.

Für die Eltern wäre der dekorative Bewuchs von Brot und Kühlschrank wohl interessanter, leider zeichnen dafür in der Hauptsache Pilze, also überhebliche Eukaryoten, verantwortlich, für einen sortenreinen Bakterienzoo ein Unding. Jede anständige Familie ginge bald wieder in einen Vogelpark. Stattdessen sollten die Bakterien sich lieber selber fressen, Bdellovibrio bacteriovorus liefert was fürs Auge, mit Mikroskopen kann man ihm beim Fressen anderer Bakterien zuschauen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Erneuerbare Niedlichkeiten


15.07.2007 | 22:30 | Alles wird schlechter | Fakten und Figuren

Flugzeuge in keinem Bauch

Automobil und Flugzeug sind die Verkehrsmittel des vergangenen Jahrhunderts, so wie Eisenbahn und Dampfschiff die des vorgegangen sind. Es wird hier daher nur selten über sie berichtet.

Der 787 "Dreamliner", den Boeing kürzlich vorstellte, wird sich auf dem Rollfeld kaum von einem A300 einer Schäbigfliegerlinie unterscheiden und enthält die Innovation eines Schoko-Wuppis. Was nützen grosse Fenster, wenn die wenigen Glücklichen, die in einem Twin-Aisle-Liner einen Fensterplatz haben, ohnehin wieder über den Flügeln sitzen? Gibt es somit gar nichts Interessantes über Flugzeuge zu berichten?


Tiefe des Abgrunds der Hässlichkeit: 12.000m Reiseflughöhe. (Foto: 42809587@N00) (Lizenz)
Wenigstens gibt es einen neuen Superflieger, mit dem die Teile des Dreamliners unter anderem aus Italien eingeflogen werden. Die Zweckmässigkeit, Flugzeugteile per Flugzeug zu transportieren, entspricht in etwa der Junk-DNA im menschlichen Genom. Die aufgeblähte 747, die dafür zum Einsatz kommt, jedoch demonstriert das ganze Elend der Luftfahrtindustrie.

Zu forden wären flügge Flugzeuge, die nur Fensterplätze haben, Gulfstreams beispielsweise. Klimaschutz wird durch die einsetzende Verknappung erreicht und ausgeglichen durch Fortschritte im Riech-Fühl-Internet. Und bei entsprechenden Investitionen in Teledildonics wird sowieso niemand mehr fliegen. Das Fortbewegungsmittel der Zukunft ist gar keines.


10.07.2007 | 15:12 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Keine Witze über Junk-DNA


Spiel nicht mit der Schmuddel-DNS (Foto: saynine) (Lizenz)
Als den bärtigen Alpha-Onkeln Eric Lander und J. Craig Venter anno 2000 zur Sequenzierung des menschlichen Genoms gratuliert wurde, stand Grosses zu verkünden: Die Menge der Gene war kleiner als geschätzt. Man frage mal seine Grossmutter, wenn man mal wieder zum Spyware-Entfernen und Apfelkuchen-Abgreifen vorbeigeht.

Fortan grämte sich die Menschheit und fürchtete gar, auf Nematodenniveau abzurutschen, bedrückt von der unangenehmen Idee, sich in der Komplexität des Erbguts nicht von den niedersten Tieren zu unterscheiden. Überdies klebte an weiten Bereichen der Begriff "Junk-DNA" wie das Zeug, was sich in einem Küchenabfalleimer sammelt, wenn man wieder keinen Beutel zur Hand hat. Auch wenn jemand aus dem Bio-LK schnell einwarf, alles in der Natur habe ja einen Sinn, so waren die repetitiven Sequenzen, kaputten Transposons und Genwüsten, die den Rest ausmachten, auch nach längerer Untersuchung nur langweiliges Zeugs. Schlimmer noch, es gibt gute Erklärungen für ihre Erzeugung, aber keine, warum der Kram nicht aufgeräumt wird.

Kürzlich aber gab es wieder gute Neuigkeiten aus dem Genom. Und siehe da, es wird bedeutend mehr von ihm ausgelesen, als bisher angenommen wurde, darunter grössere Bereiche der intergenischen Bereiche, denen bisher keine Funktion zugestanden wurde. Aber der Begriff Junk-DNA muss nun keinesfalls den Weg alles Irdischen gehen, ausgelesene Zeitungen sind schliesslich Hauptbestandteil von klassischem Müll, selbst wenn man ihnen noch die Fischverpackungsfunktion zugesteht.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Tsille Pots


04.07.2007 | 11:58 | Nachtleuchtendes | Supertiere

Erneuerbare Niedlichkeiten

Der Innovationsdruck lastet stark auf den zoologischen Gärten: Nach wenigen Monaten verlieren Tiere ihre kindlichen Züge und irgendwoher muss ein neues Viech kommen, mit dem man die wirklich interessanten, vom Publikum aber verschmähten Spezies querfinanzieren kann. Es ist an der Zeit, die bisher nur im Internet zusammengestückelten Bakterienzoos in die Tat umzusetzen. Dank kurzer Generationszeiten sind die kleinen Racker fortwährend niedlich und süss.


Halobakteriensafari (Foto: ackook) (Lizenz)
Wie in jedem modernen Zoo sollten die Exponate in einem möglichst natürlichen Lebensraum dargestellt werden. Für den von Pelagibacter ubique bedarf es nur eines etwas grösseren Glasbehälters, etwa einen Kreuzer der Ticonderoga-Klasse lang, zwei Hockeyfelder breit und 2000 aufrechte Murmeltiere tief, der mit stark verdünnter Hühnerbrühe zu befüllen wäre. Der Aufwand ist in jeder Hinsicht gerechtfertigt, handelt es sich bei dem hocheffizienten Bakterium um einen der häufigsten Organismen auf unserem Planeten. Zusammen wiegen seine 10e28 Vertreter mehr als alle Fische zusammen, selbst wenn man die Wale hinzurechnet.

Die Zeit dazu wäre reif, denn die grossen Fortschritte bei der Züchtung von Bakterien in kontrollierten Nährmedien machen nicht nur die Zurschaustellung von Pelagibacter nach anfänglichen überraschenden Schwierigkeiten möglich, sondern auch von echten Exoten wie den quadratische Bakterien, die Walbsy einst so schön beschrieb. Diese Halobakterien und ihre Verwandten bereiten einem nicht nur im Mikroskop Freude, auch in grossen Arealen sind sie kreativ und machen mal was anderes mit der Landschaft als das blöde Grün. Die unvermeidbare Streichelwiese lässt sich durch eine Sammlung von bakteriellem Biofilm auffrischen – niemand, der je einen Bakterienflaum berührte, wird sich wieder um die Krabben kümmern, die man beispielsweise im Monterey Bay Aquarium streicheln kann.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Unsere ganz kleine Farm


03.07.2007 | 03:28 | Supertiere | Fakten und Figuren

Damenwahl


Qualität schaut dich an (Foto: 65449462@N00) (Lizenz)
"Die Kosten der Partnerwahl sind ein wichtiger Faktor für die Modelle der Evolution, aber die Art dieser Kosten ist bisher vernachlässigt worden", lobt Robbrooks völlig zu Recht auf den Kommentarseiten eine kürzliche erschienene Arbeit in PLoS ONE, die das Verhalten von wählerischen Meerechsen auf den Galapagosinseln untersucht.

Das Ergebnis fällt auf den ersten Blick wenig ermutigend aus, Die Weibchen, die sich länger als andere in den Territorien von "high-quality, high-activity males" aufhielten, verbrauchten mehr Energie und starben im nächsten Jahr häufiger an den Folgen von El Niño. Allerdings heisst das im Umkehrschluss, dass es grosse evolutionäre Vorteile für die kraftraubende Partnerwahl geben muss. Wir unterlassen an dieser Stelle die übliche Übertragung auf den Menschen mit Witzen zu Schuhkauf, Martini-Trinken und Versatzstücken aus der Romantic Comedy. Schliesslich finden beim Menschen nur Teile des Balzverhalten in Lekking-Territorien statt, in denen sich die Männchen regelmässig zum gegenseitigen Beeindrucken zusammenfinden, die meisten schreiben lieber darüber.

Stattdessen lohnt der Blick in den häufig überlesenen Methoden-Teil, in dem zu lesen steht, dass die Messungen von Herzschlag (fH) und Körpertemperatur (Tb) mit chirurgisch implantierten Messgeräten ohne Todesfall vonstattengingen.

Anhang A.

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Berechnung des Energieaufwandes als Funktion der Sauerstoffaufnahme vO2 (von Meerechsen), modifiziert nach Adolf Fick.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Kein Wunder


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