Riesenmaschine

24.05.2007 | 20:11 | Berlin

Alkohol und Striche

Das Kottbusser Tor ist der angesagteste Ort in Berlin für das, was man in Mitte nur von Donnerstag Abend bis Sonntag Mittag macht: in der Sonne herumlungern und Bier trinken. Vielerlei Menschen halten den dauernden Aufenthalt in der Sonne jedoch für wenig ratsam. Leuten, die ihr Leben lang auf der Strasse stehen, statt im Büro zu sitzen, wird gerne Verwahrlosung attestiert, man würde ihnen gerne helfen, auch mal vor einem Computer zu sitzen, damit sie was aus sich machen.


Treffpunkt am Ende (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dabei haben die immer gutgelaunten Leute vom Kottbusser Tor ihren Alkoholkonsum vorbildlich zum Wohle der Allgemeinheit eingesetzt. Der abgebildete Radweg ist aus Kronkorken in den Asphalt gedrückt. Bei bbbike ist er allerdings nicht verzeichnet.


23.05.2007 | 12:18 | Berlin | Alles wird besser

Für Pferdekenner


Onkel King aus Amerika hat die Zeichen der Zeit allerdings noch nicht erkannt und macht auf Superlativhuldiging. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wer auf einem Konzert klatscht und johlt, wenn der zweite Titel der aktuellen CD anklingt, ist unabhängig von der Musikrichtung nur Deutschrockfan. Echte Aficionados stehen mit versteinerter Miene in Kleingruppen hinten und huldigen ihren Lieblingen, indem sie das Abspielen von B-Seiten bemängeln und sie früher besser fanden, also noch früher als die mitteralterlichen Groupies in der Mitte vorne. Das Zeigen von Interesse wird allgemein überschätzt.

Es freut, dass zurückhaltende Begeisterung mittlererweile auch von Anbietern wahrgenommen und im eigenen Programm reflektiert wird. Die im Juni in Berlin startende Pferde-Show Cavalia wirkt zwar auf den ersten Blick wie eine abgekartete Grossveranstaltung für Touristen im Geiste ("Noch nie wurde das besondere Band zwischen Mensch und Pferd so prächtig und innovierend dargestellt"), doch auf den Plakaten in der Stadt wird zuvorderst mit dem begrenzten Engagement geworben – da muss jemand mitgedacht haben. Vielleicht könnte man hingehen und schauen, ob Famoso, der Lusitanierhengst einfach keinen Bock hat, affig herumzustelzen, was dem Herrn Direktor aber herzlich egal ist, und ob nach 40 Minuten Schluss ist (wg. Weltmeisterschaft in irgendwas). Begrenztes Interesse ist aber auch eine Lösung.


21.05.2007 | 13:42 | Supertiere

Schleimaals Kinder


Manchmal wirkt das Bestreben Koreas, die Nr. 1 unter den Länder mit komischen Esskulturen zu sein, arg gewollt. Hier: Inger in Seoul. Foto: Martin Kliehm, Lizenz
Vom Schleimaal kann man viel lernen. Er ernährt sich ohne Kiefer, nimmt ohne Augen wahr, was ihn interessiert, und streift den beeindruckenden Schleim, den er zur Gefahrenabwehr erzeugt elegant ab, indem er sich verknotet; vier Herzen schlagen wacker in seiner Brust. Um einen öden Aal handelt es sich bei dem Tier, das auch als Inger bekannt ist, sicher nicht.

Menschen mögen den Schleimaal, haben ihm einen exzellenten Wikipedia-Artikel spendiert, und erforschen seine obskure Position im Stammbaum der Wirbeltiere. Der Schleimaal hat natürlich auch keine Wirbelsäule, es ist aber unklar, ob er sie nicht nur vor 300 Millionen Jahren irgendwo verlegt hat und sie seither sucht – das würde wiederum erklären, warum er sich in der Zeit nicht grundlegend verändert hat. Jedenfalls sollte man klären, ob die Inger nun Schwester- oder Schwippschwager-Taxon der Schädeltiere (Stichling, Biber, Sie wissen schon) sind.

Dementsprechend gemein war es, dass wir lange keine Möglichkeit hatten, die Entwicklung etwaiger Anlagen der Wirbelsäule am Nachwuchs des Fischdarstellers studieren zu können. Seit 1930 waren keine Nachzöglinge mehr in Menschenhand gelangt, aber japanische Forscher veröffentlichten kürzlich die Entdeckung und Untersuchung von Embryos, an denen sich zeigte, dass wesentliche Merkmale, darunter die Neuralleiste, von den gleichen Genen gesteuert werden, die man bei Wirbeltieren gefunden hat. Damit ist der Schleimaal seinen bewirbelten Verwandten ein Stück näher gerückt, vielleicht lohnt eine kurze Anfrage, wenngleich verbaselte Wirbel keinen guten Eindruck machen. Dann doch besser neue kaufen oder Schwamm drüber, die schaffen es ja auch ohne.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Einen Fisch mögen


12.05.2007 | 08:10 | Supertiere

Orvet, Lución, Padalec!

Die Namenssuche gehört zu den schwierigsten Teilen der Projektarbeit. Ob Weltrettungsmaschine, Shoppingportal oder Lendenprodukt, es benötigt einen wohlklingenden, mitreissenden Bezeichner. Wie wäre es denn mit Orvet oder Lución? Unverbraucht und schick! Padalec hingegen ist sicher weniger geeignet. Aber Slowworm (mit double-double-U) und Blindschleiche sollte niemand auf diesem Planeten heissen müssen, schon gar kein harmloses Wesen aus dem Garten.

Die meisten Schleichen sterben einsamer als Koppis. (Foto: hagwall) (Lizenz)
Das wir in Tetrapod Zoology (wieviele Beine, junger Freund?) lesen, dass die grössten Tiere dieser Gattung ausgerechnet aus den Ländern kommen, in denen sie vom Volksmund am meisten verhöhnt werden, wird somit niemanden überraschen und wir können die Anstrengung der langsamen Schleiche nachvollziehen, wenigstens bei der Grösse punkten zu wollen. Nicht jeder will ja auswandern, weil er zum Beispiel Hitler heisst. Die kürzlich gegründete Encyclopedia of Life, die jeder Tierart auf dem Planeten eine Website verpassen soll, wird derart Elementares hoffentlich beachten und endliche faire Namen für alle Tiere einführen. Slepúch krhký!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: WBR! WBR! WBR!


09.05.2007 | 18:22 | Anderswo | Supertiere | Zeichen und Wunder

Weniger tot als ein Dodo


In other news.
Foto: queso.monkey') (Lizenz)
Der Drache, den Trurl und Klapauzius, Lems Robotkonstrukteure, aus zwei negativen Drachen kreuzen, richtet allerlei Schaden an. Obendrein hatten sie vergessen, das Tier (Bestand ~1) auf die Liste der bedrohten Tiere zu setzen, um sich so das Wohlwollen der Bevölkerung zu sichern. Glücklicherweise geht man in unserer Welt bedeutend umsichtiger vor, wenigstens in Kanada, wo nun Bigfoot (Bestand < 0.05) auf der Liste der bedrohten Tiere landen soll. Vielleicht könnte Herr Lem aber auch noch eine Geschichte über Tiere schreiben, die durch blosse Medienmanifestation zu wirklichen Wesen werden. Oder halt sein komplex-imaginärer Teil mit dem von Lewis Carroll.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Endlich: Bigfoot hat einen Namen


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