Riesenmaschine

24.03.2007 | 19:42 | Anderswo | Fakten und Figuren

Vita secunda


U-Bahn-Station in Rom. Sie können hier zwar nicht einsteigen, aber dafür Ausgrabungen bewundern.
Jeder Versuch, die sagenhaften zwei U-Bahnlinien in Rom auszubauen, scheitert an der Übersättigung des Stadtuntergrundes mit archäologisch wertvollem Gemäuer. In Deutschland hat man es da besser, die alten Römer haben uns weitestgehend mit ihrem historischen Humus verschont, mit Ausnahme mancher steinerner Städte hinter der Grenze zu den Holzhüttengermanen. So beginnen bald in Köln umfangreiche Ausgrabungen im Zentrum, die bis hinab zu den antiken Fundamenten gehen sollen. Noch ein Weiteres haben die Kölner von den Römern übernommen: Im Museo della Civiltà Romana steht eine riesige Modellrekonstruktion des antiken Roms, eine gigantische Spielzeugstadt, die des Römerfans Fantasie sondergleichen beflügelt. Köln macht nun dasselbe mit Colonia Claudia Ara Agrippinensium, wie die Römer Köln mit ihrem feinen Gespür für lässige Namen nannten – und zwar als virtuelle 3D-Rekonstruktion. Endlich mal durch die antiken Latrinen surfen! Vielleicht auch bald vor altertümlicher Kulisse eine Wiedergeburt des vergangenen Lebens, ein Second Life für den Römerfan?

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Ruben Schneider | Dauerhafter Link


17.03.2007 | 14:22 | Alles wird besser | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Aus dem Archiv der Riesenmaschine: Beginn der Temperaturaufzeichnung


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10.03.2007 | 00:26 | Alles wird besser | Alles wird schlechter

Pediaphilie konservativ


Als Logo für die Conservapedia? Konservativ, doch zu modern. (Foto: orangeacid, Lizenz)
Warum ich und nicht der da? So jammert manch ein Wikipediaautor, dem gerade wieder ein Artikel unter dem Sitzkissen weggelöscht worden ist. Wie die Pest, die im Dunkeln schleicht, wie die Seuche, die wütet am Mittag, so suchen Tag um Tag kübelweise Artikel die beliebte Internetenzyklopädie heim, welche formell allen gesammelten Löschstatuten genügen. Ob die dreiste Offenbarung der SS-Vergangenheit schottischer Dudelsackisten oder markante Biographien wie "Ist ein Typ der in Wien wohnt viele sind eifersüchtig auf ihn weil er einfach cool ist aber viel zu sagen gibts dazu nix kommts und besuchts ihn mal", es wird sich nichts geschenkt ("Vormittags ist aber mehr los im Löschbetrieb", so Wikipedia-Admin d). Manche Frustrierte unter diesen löschbedrohten Kulturvandalisten versuchen wenigstens, es auf die Ruhmesseiten dauerhaft gesperrter Lemmata zu schaffen oder im Humorarchiv blasoniert zu werden – oder aber, sie gründen einfach eine neue Pedia, von denen es inzwischen fast mehr gibt als Sand im Getriebe der Ursprungspedia. In diesem Reigen eine der letzten Neugründungen: Die logolose Conservapedia, ein Wiki für, wie erwartet, Konservative und Neocons. Wer also konservativ ist, der braucht sich nicht mehr in Löschdiskussionen mit linken Wikipedianern herumzuschlagen, sondern kann sich gleich mal hinsetzen und für die Conservapedia ein pfiffiges Logo entwerfen. Aber nicht zu modern, bitte.

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19.02.2007 | 20:18 | Was fehlt | Sachen kaufen

Erst Sünde, dann Adam


Wo ist Adam? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In einer öligen Pfütze auf dem Boden einer grauen und klammen Welt liegt eine hässliche Leiche, zerschrumpelt, aufgequollen, bleich, stinkend. – Das könnten Sie sein, schon nach der ersten Testrunde des neuen Ego-Shooters BioShock 1.0, der im Frühjahr endlich, endlich draussen sein soll. Diese Ankündigung erzeugt vor allem deswegen Vorfreude, weil BioShock abrückt vom vorherrschenden Motiv bisheriger Zockerspiele (dumme, böse Aliens erobern die Welt, Sie müssen's ausbaden): Rasch geht die Fahrt hinab in die Sauerstoffglocke der Unterwasserstadt "Rapture", ein geplantes, aber gründlich missglücktes Utopia und nun grosser Basar für Bio-Waffen. In der verwesungssatten Atmosphäre von Rapture wetteifert man mit Laborversuchspersonen, tuberkulosekranken Klonkindern und haufenweise Überwachungskameras ums nackte Überleben – das Waffenarsenal originell angereichert durch gefügige Killerinsekten, denen das eigene Spielerfleisch als Wirtskörper dient. Überlebenspunkte erhält man durch eine biogenetische Substanz namens "Adam", welche besagte Kinder aus Kadavern saugen und die man ihnen danach auf abenteuerlich unmoralische Weise entwenden muss. Das ist doch mal was, das machen nicht schon alle, das ist nicht 08/15, also: Kaufen!

Wenn jetzt noch die Leute mit ihrem Post-Tschernobyl-Shooter Stalker endlich fertig werden, nimmt der Metakampf gegen die Vormachtstellung der Aliens im Spielegenre eine glückliche Wendung.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


14.01.2007 | 12:14 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Eine Galaxie in Chalmers' Kopf?


"If I believe p, then p" – Prof. Chalmers allwissend. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn einem eine buntscheckige Gestalt durch zottiges Haargewirr hindurch verkündet, sie sei allwissend und unfehlbar, so wird in den meisten Fällen jedermann die Lage korrekt einschätzen und sich weiteren Peinlichkeiten entziehen. Aufpassen mit solchen Urteilen muss man allerdings, wenn es sich bei jener naturbelassenen Person um David Chalmers handelt. Erstens wurde noch kein vollgültiger Beweis dafür erbracht, dass der an Descartes erinnernde Philosophieprofessor und Tausendsassa Chalmers nicht tatsächlich allwissend ist, zweitens wird es sich bei der wunderlichen Behauptung höchstwahrscheinlich um Werbung für sein neues Paper über Frank Plumpton Ramsey und George Edward Moore handeln. Die Peinlichkeit der Situation bestünde sodann höchstens für den strikten Atheisten Ramsey selbst, dem Chalmers nachweist, dass aus seinen Thesen folgt, dass er allwissend und unfehlbar sei und dass "Ramsey + Moore = God".
Chalmers selbst scheint bei bestem Verstand zu sein und schart wie eh und je in ausgelassenen Festen alles um sich, was philosophiert und musiziert. Liest man sich allerdings durch Chalmers' Weblog über das Geist-Gehirn-Problem, schwinden angesichts der Komplexität schnell die Sinne und man weiss nicht mehr so recht, aus wessen Haargewirr heraus man da gerade angequatscht wurde – vielleicht von einem metaphysischen Zombie.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


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