Riesenmaschine

11.05.2006 | 20:16 | Zeichen und Wunder | In eigener Sache

Gimme Grimme


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In der letzten Woche wurden die Nominierungen für den Grimme Online Award bekannt gegeben – und die Riesenmaschine war nicht dabei. Offenbar fanden nicht nur wir selbst das traurig, sondern auch die Preisjury, denn diese nominierte uns heute nach. Die Riesenmaschine nimmt also gemeinsam mit anderen Blogs und blogähnlichen Organen wie Spreeblick, Wortfeld, Ehrensenf und Küchenradio am Wettbewerb zum Preis mit dem tollsten, bewegten und in kurzen Momenten für kranke Geister im Inneren ein ganz kleines bisschen hakenkreuzähnlich wirkenden Logo teil. Darüber hinaus kann auch der geneigte Leser an der Abstimmung zum Publikumspreis des Grimme Online Awards teilnehmen, und zwar hier. Weil die Riesenmaschine ein kollektives Weblog ist, haben wir uns erlaubt, jedem der 44 Autoren ein eigenes, kleines Nominierungslogo, natürlich angemessen verkleinert, zu basteln. Die ganze Riesenmaschine darf sich nun mit dem nebenstehend zu erkennenden Logo schmücken. Wer genau hinsieht, kann übrigens erkennen, dass das Grimmeinstitut selbst die Farbe des offiziellen Nominierungsbanners bei der Riesenmaschine entliehen hat. Man muss ihm allerdings zugutehalten, dass das lange vor Gründung der Riesenmaschine passiert ist.


08.05.2006 | 11:21 | Berlin | Vermutungen über die Welt

Vintage Architecture


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn man sich vor Augen führt, dass rund 70% des weltweiten Werbemarkts von fünf Holdings kontrolliert werden, dann ist die Vorstellung gar nicht so weit von der Möglichkeit entfernt, dass sich fünf Menschen im Geheimen treffen und sagen: "Jack, was hast du dir ausgedacht?" "Peter, ich denke, 'kaputt'. Lass uns 'kaputt' cool machen." "Jack, okay, du warst an der Reihe mit ausdenken, aber 'kaputt', das ist doch absurd." "Doch, ich habe mit meiner Frau gewettet, dass ich jeden Scheiss weltweit hip machen kann. Und sie so, 'hey, unsere Waschmaschine ist kaputt, entweder du reparierst sie, oder du machst, dass 'kaputt' ein tolles Image hat.'" "Okay, Jack, ich schicke die Boys in die Spur, als erstes sollen sie sich einen coolen Namen für 'kaputt' ausdenken."

So kam es wohl, dass Vintage cool und hip wurde, geplant von den fünf Chefs der fünf grössten Kommunikationsholdings der Welt, den fünf Männern, die die Werbung und die PR der Welt beherrschen. Was genau Vintage ist, kann man hier beschrieben von Holm Friebe und Kathrin Passig nachlesen. Und das Foto zeigt, wie machtvoll Kommunikation sein kann, weil sie die Kultur von Kunst bis Architektur beeinflusst. Es handelt sich um das vermutlich erste Vintage-Haus der Welt in der Joachimstrasse in Berlin-Mitte, es war gar nicht kaputt, aber die Risse sind in die Fassade gemörtelt worden, offensichtlich. Wenn demnächst der Schnurrbart aus dem Nichts wieder hip wird, wissen wir also Bescheid.


05.05.2006 | 12:29 | Gekaufte bezahlte Anzeige

Mediengruppe Telekommander


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"Ich mache auch was mit Medien". Das steht auf einem T-Shirt der Mediengruppe Telekommander, und zwar direkt neben einer brennenden Fernsteuerung. Das ist lustig. Heute erscheint das neue Album der Mediengruppe Telekommander. Es heisst "näher am menschen", ist toll und hier zu kaufen.

Lustige T-Shirts, tolle Alben, das ist erstmal nicht so unglaublich besonders. Doch besonders ist aber die erste Single des Albums "Bild Dir Deine Meinung" und was die Mediengruppe Telekommander damit macht. Man kann die Single im mp3-Format nämlich als Promotion für die Single im CD- oder Vinylformat in voller Qualität ganz offiziell kostenlos herunterladen. "Hä?" fragt jetzt sogar der hartnäckigste Befürworter von Filesharing. Die Antwort lauert hinter Googleidol, so einer Art "Welt sucht den Superstar" als Playbackversion. Dort kann man sich die Texte runterladen und eben auch die Single. Anschliessend soll man eine Playbackversion der Single als Videoclip aufnehmen – die dann im Videoclip der Songs im Musikfernsehen auftaucht. Der vermutlich crossmedialste Ansatz der Welt.

Wenn man wie zum Beispiel ich die Mediengruppe Telekommander super findet, allein schon für ihr erstes Album "Die ganze Kraft einer Kultur", kann man auch dafür voten, dass sie bei der Loveparade zusammen mit Deichkind auf einen Wagen kommen. Je nach dem, wie man Deichkind und die Loveparade so findet, kann man sich damit natürlich auch hervorragend an ihnen rächen, aus dem Stand fällt mir kaum jemand ein, der es nicht als Höllenfeuer empfände, auf einem Wagen umgeben von 2 Millionen trillerpfeifenden, nackten, drogenvernebelten 16-Jährigen zu fahren*. Wer herausfinden möchte, weshalb die Mediengruppe Telekommander soetwas tut, der möge sich auf ihrer MySpace-Seite oder bei Wikipedia näher informieren. Es könnte mit Subversion zu tun haben – insofern sind wir gespannt, was genau auf dem Loveparadewagen geschehen wird.

*[Nachtrag: Bei den stets fluffigen Popnutten kann man sich das Viralvideo ansehen, ganz am Schluss des Artikels]

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Kaufen und Gekauft werden


03.05.2006 | 11:16 | Berlin | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Knotenkunst und Ampelart


Baugerüstballon, Brunnenstrassenampel, Berlin (beides) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn man nicht gerade aufmerksamen, aufgeschlossenen, analytischen Auges durch die Stadt geht, bekommt man schnell den Eindruck, dass es nur zwei Arten von Streetart gibt: Zum Einen aufwändige, bunte Sprühkunstwerke von Menschen, die die Schrift in allen Variationen feiern, denen die Sprache aber offenbar nicht so wichtig ist. Zum anderen unaufwändige, unbunte Gesprühsel von Menschen, die mit der Kulturtechnik Typographie geradezu hospitalistisch repetitiv umgehen und überall ihr Kürzel hinschreiben. Aber Graffiti und Tags sind schon lange nicht mehr die einzigen Erscheinungen, mit denen die Jugend die Gestaltung der öffentlichen Flächen aus der Hand von Staat und Kapital in die eigenen Hände nimmt. Neben den inzwischen ebenfalls allgegenwärtigen Stencil Art findet auch das Cut Out immer mehr Anhänger. Zu diesen vier grossen Stilrichtungen gesellen sich immer mehr Varianten hinzu, wie etwa kleinere und grössere Installationen.

Zwei schmucke Ideen sind hier zu sehen. Während der live actiongeknotete Ballon bisher auf schlechten Rummelplätzen der Erbauung von Kindern und debilen Erwachsenen diente, entwickelt er als dreidimensionaler Tag ein urbanes Eigenleben von sympathischer Flüchtigkeit, weil er zwar sehr auffällig, aber auch sehr leicht zu entfernen ist. Die zwei Punkte und der Strich auf der Ampel dagegen dürften längeren Bestand haben, wenn das Ampelamt sie nicht entfernt. Diese Entdeckung war übrigens das erste Mal seit sehr, sehr langer Zeit, dass ein gelber Smiley für positive Gefühle sorgte.

Dieser Beitrag ist dem jüngst zu Ende gegangenen Internationalen Anti-Graffiti Kongress des Vereins Nofitti gewidmet.


01.05.2006 | 18:17 | Berlin | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Alle Kreter sind Werber


Bildunterschrift (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Seit vielen Jahren kursiert diese Liste lustiger Phrasen aus Gebrauchsanleitungen in Foren und Blogs. Man muss zwar zugeben, dass der Aufdruck auf einem Pappbecher "Caution: Hot beverages are hot!" manche Stunde erheitern kann, und dass solche Zusätze vermutlich der US-amerikanischen Rechtssituation geschuldet sind. Viele der ins Deutsche übertragenen Listen sind aber von so plattem, dümmlichem Antiamerikanismus getragen, dass sich die dazugehörigen Texte durch "suchen: amis > ersetzen türken" in jedem Neonaziforum gut machen könnten. Offenbar begreift niemand, dass Pauschalisierungen uns generell nicht weiterhelfen.

Die Methode aber, auf Offensichtliches mit schriftlichen Hinweisen hinzuweisen, erhält mit diesem derzeit verbreiteten Aufkleber, fotografiert im "Bergstübl" in Berlin Mitte, einen neuen Drall. "Werbefreier Raum", mit der roten Betonung auf frei, man ahnt, dass hier eine Aktion aus dem Fahrwasser der Adbusters dahintersteht, fragt sich aber doch, wieviel Ironie darin verborgen sein mag. Wahrscheinlich werden die Macher der Aufkleber feststellen, dass sie zu wenig öffentliche Resonanz bekommen und bei der nächsten Druckwelle die Internetadresse mitaufdrucken. Womit sie sich in ein schwieriges semantisches Antinomieproblem begeben würden. Wenn sie da nicht schon ohnehin sind, weil der Aufkleber deutlich Form und Farbe eines Post-it® von 3M hat.


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