Riesenmaschine

20.04.2006 | 12:39 | Zeichen und Wunder | Papierrascheln

Popetown II


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Eigentlich häuften sich gestern die Meldungen, MTV wolle einen Schritt auf das klagevorbereitende Erzbistum München zugehen und irgendwie um die Sendung Popetown verhandeln. Heute aber müssen wir feststellen, dass nicht nur die letzte Anzeige zurückgezogen wurde – sondern auch eine neue geschaltet worden ist, nämlich die nebenstehende in den Zeitschriften Sonic Seducer und RockHard. Offenbar ist mit dem Entgegenkommen auf die Christenschaft gemeint, dass Jesus wenigstens wieder am Kreuz hängt. Weil er aber Popetown keinesfalls sehen möchte, hält er sich die Augen zu, und zwar mit den blutigen Händen, in denen noch die Nägel stecken. Die für die Kampagne veranwortliche Agentur Roxy Munich erklärte auf Nachfrage, sich nicht erklären zu können, wie das Motiv in die Zeitschriften gekommen sei, eventuell habe man bei MTV versehentlich geschaltet.

Die Grenzen des guten Geschmacks scheinen weit überschritten, hier werden religiöse Empfindungen mit Händen genagelt Füssen getreten, und so hatte ich es mir beim Ausdenken ja auch gedacht. Leise Zweifel mehren sich, ob die werbliche Rückführung des Heiland ans Kreuz geeignet ist, MTV aus der Schusslinie derer zu ziehen, die Meinungsfreiheit nur dann fordern, wenn andere angegriffen werden.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Popetown


18.04.2006 | 13:11 | Berlin | Alles wird besser

Die Zukunft ist klobig

Ende letzten Jahrtausends konnte ich in meiner damaligen Funktion als ahnungsloser Zeitzeuge einen Artikel beobachten in einer Zeitschrift, die es nicht mehr gibt. Er handelte von der Faszination der Geschwindigkeit beim Surfen; der Autor hatte direkt an den Rändern eines Backbone herumspielen dürfen und das Internet in einer wahnwitzigen Geschwindigkeit erleben können: 150 MBit pro Sekunde, als man noch mit Dual ISDN angeben konnte. Inzwischen ist im Internet vieles noch andersartiger, als man damals mit "anders" gemeint hat und auch schneller.

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Riesenmaschineleser Kosmar hat uns vor einiger Zeit darauf aufmerksam gemacht, dass die Berliner Wohnmeilen der zugezogenen Medienelite, nämlich die Kastanienallee, die Pappelallee und die Oderberger Strasse, mit den abgebildeten klobigen Kästen verziert werden. Der genaue Beobachter erkennt den schamhaft kleinen Schriftzug "T-Com" oben links in der Ecke. Mit nur 20 hervorragend investierten Euro Bauarbeiterbestechungsgeld erfuhr Herr Kosmar weiterhin, dass es sich bei diesen Kästen um die technischen Vorbereitungen handelt für VDSL, Very Schnelles Internet also, 50 MBit pro Sekunde, ein kleiner Backbone von früher also für jeden Medienelitenhaushalt. So gross und klobig, dass man meinen könnte, T-Com plant ein gigantisches Täuschungsmanöver und stellt einfach vor jede Haustür ein eigenes Copy-Paste-Internet, damit man keine Bandbreite mehr braucht. Fast wünscht man sich, Teil der Berliner Medienelite in Prenzlauer Berg zu sein. Aber dann auch wieder nicht. Übrigens ist es fast schon wieder sympathisch, dass an der Backbone-Industrie das Designzeitalter komplett vorbeigegangen ist – die letzten iPod-Leugner.


10.04.2006 | 16:51 | Zeichen und Wunder

Popetown


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nach dem weltweiten Triumphzug der dänischen Cartoons hat endlich auch das Christentum mit einem Skandälchen nachgezogen, wenn auch erstmal beinahe zaghaft, vermutlich als Testlauf. Es geht um die Comic-Serie Popetown, die am 3. Mai auf MTV anlaufen soll. Diese ist von der BBC produziert, in England aber trotzdem nie gesendet worden, weil sich viele Christen provoziert fühlten. Und das nur, weil der Comicpapst in der zweiten Folge mit seinem eigenen Kot ein Bild malt, wie die Riesenmaschine aus gut unterrichteter Quelle vernommen hat. Hier abgebildet ist jedenfalls ein allenfalls mittelmässig lustiges Motiv der Werbekampagne* zu dieser Sendung, gegen die sich im Netz gerade ein albernes Proteststürmchen erhebt, die vorläufige Krönung besteht aus der eiligst zusammengezimmerten Seite Stoppt-Popetown.de. Es bleibt zu hoffen, dass MTV nicht einknickt wie seinerzeit die BBC, sonst kann man ja noch nicht mal sehen, ob sich die Aufregung gelohnt hat. Und ein vom Papst mit Kacke gemaltes Bild – hat man in unserer westlichen Mediendemokratie nicht irgendwie das Recht, das wenigstens einmal gesehen zu haben?

[* von der Agentur Roxy Munich]


10.04.2006 | 08:59 | Anderswo | Alles wird besser

Mobile Living


Gegen die Zukunft von damals sehen wir heute alt aus (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Eine Messe, die mit dem nebenstehenden Bild wirbt, kann keine schlechte Messe sein. Und das ist sie auch nicht, ganz im Gegenteil, sie ist nämlich eine, die sich mit dem Mobilen Wohnen und Leben beschäftigt, mit den Veränderungen, die die Gesellschaft in ihrem "nomadic way of life" durch Computer und all das erfahren hat: Mobile Living findet parallel zur ICFF vom 21. bis zum 23. Mai in New York statt. In einer grossen Ausstellung samt Vorträgen und Begleitprogramm sollen "Kunst, Design und Technologie" vermischt werden. Für den interessierten Besucher werden unter anderem die Bereiche mobile Wohnsituationen, mobile Telefonie und Computer, Transportsysteme sowie Indoor- und Outdoormöbel beleuchtet. Ein Volltreffer sollte die Messe also für Menschen sein, die in ihrem Wohnwagen mit dem Segway herumfahren, während sie per Laptop über Skype Gartenstühle verkaufen. The future is now!


09.04.2006 | 11:45 | Anderswo | Alles wird schlechter

Länger Wohnen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Vielleicht haben die Kreationisten doch recht und Gott hat sich alles selbst ausgedacht. Was die Kreationisten dabei aber nicht bedacht haben: Wenn es so ist, steht Gott imagemässig ziemlich doof da, nämlich als kleinmütiger, verbitterter Charakter. Gäbe es sonst einen Grund für den nichtmateriellen alten Mann, uns alle ihm unmöglichen physischen Genüsse so gesundheitsschädlich zu machen? Essen wirkt lebensverkürzend, viel schlafen ebenfalls, Vögeln verursacht div. Krankheiten, und bei Getränken hat Gott offenbar eine umgekehrt proportionale Beziehung zwischen Geschmack und Gesundheit eingebaut (vgl. Wodka Tonic – Coca Cola – Wasser – Salbeitee – Hustensaft). Nun entpuppt sich auch das bequeme Wohnen als todbringende Angelegenheit, jedenfalls, wenn man der Argumentation der japanischen Architekten Arakawa + Gins folgt.

Inhabitat berichtet über deren Tokioter Projekt Reversible Destiny Lofts – Mitaka, die mit unebenen Flächen, unregelmässigen Formen, Stolperfallen und schreienden Farben das Leben der Bewohner verlängern sollen. So werden durch eine Art Sportwohnen Immunsystem und Widerstandskraft wie körperliche Zähigkeit gestärkt, gerade im Alter, wo man sich sonst durch eine behagliche, gemütliche Wohnumgebung dem Verfall zum Frass vorzuwerfen pflegt. Bleibt die Frage, ob man in solchen Räumen überhaupt alt werden will und vor allem, ob nicht umgekehrt die Selbstmordrate in schwindelnde Höhen steigt, wenn man nachts zum Klo nur über eine asymmetrische Minileiter gelangt.


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)


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