Riesenmaschine

06.11.2012 | 20:50 | Essen und Essenzielles

Gebackene Bälle


Screenshot von eattheball.com

Warum interessieren sich eigentlich immer weniger und fast keine jungen Leute mehr für Brot? Fragt die Firma Eat the Ball aus Salzburg auf ihrer Homepage, und gibt sich gleich selbst die Antwort, weil uns bisher die Problematik noch gar nicht so bewusst gewesen ist: "Weil Brot und Gebäck generisch, wenig spannend, uninteressant und gar nicht cool geworden sind bzw. so wenig unterschiedlich schmecken, dass sie beinahe nur mehr mit Füllung (Wurst, Fleisch, Käse, Marmelade, etc.) genossen werden können." Früher war es also cool und spannend, Brot nur so zu essen, ohne alles, das so genannte trocken Brot. Aber weil inzwischen aus lauter Verzweiflung pakistanische Cricketspieler schon mal an dem einen oder anderen Ball geknabbert haben, kam man wohl in den Backstuben Salzburgs auf die Idee, dass es zwar in erster Linie am wenig spannenden Geschmack liegen muss, aber wohl auch an der Form, dass Brot so uninteressant ist. Eventuell gibt es hier einen Zusammenhang mit dem sogenannten Globussyndrom, dem Kloss im Hals. Wer sich bisher nicht erklären konnte, warum es mit dem Schlucken hapert, wo man doch Brot bisher nur in Scheiben schnabulierte, mit dem Brotball erklärt sich das, was wir seit Pythagoras wissen sollten: dass unser hübscher, kleiner Erdball eben keine Scheibe ist.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


11.04.2010 | 14:15 | Sachen kaufen | Sachen anziehen

Was wie waschen?


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Was in unserer Sprache fehlt, ist ein Wort für Waschdyslexie. Nicht wie man Gold aus dem Fluss wäscht, oder sich selbst den Hals, sondern wie und womit die Kleidung, denn die Waschmittelindustrie legt ein enormes Innovationstempo vor, so dass man immer damit rechnen muss, dass die Form des Waschens, die man gestern gerade gelernt hat, heute der letzte Dernièrengag ist, und wenn man nicht aufpasst, zu Knötchen und Formverlust führt. Wäscht man mit Dosiersäckchen und -kugeln, Megaperls, Tabs, farbigen Körnern, Konzentrat, Gel, mit Nüssen, bei kaltem Wasser, mit gar keinem Wasser, mit Steinen? Und vor allem muss man wissen, was man womit anrichtet, auslöst, bewirkt, darf ich nur Kaschmir mit Kaschmirextrakten waschen, oder wird auch der lehmstarrende Kartoffelsack flauschig, was sind Vergrauungsinhibitoren und wie frisch bleibt Lenor Aprilfrisch im Mai und dem Rest des Jahres?

Ariel hat die Not zur Gunst der Stunde gemacht, und ist wieder zurück auf Anfang gegangen. Mit dem neuen Fleckentferner Pulver werden zwei essenzielle Punkte gelassen ausgesprochen, die Sehnsucht nach dem guten alten Pulver und der Weg zurück zur eigentlichen Aufgabe: Flecken rausmachen. Doch ach, wie immer haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht, die Waschsprache ist und bleibt ein Filou, die Dinge sind nicht das was sie scheinen, denn es ist nur ein Waschkraftverstärker, der in Kombination mit anderen Waschmitteln, sich eigenständig wie ein Marschflugkörper den Feind, also die Flecken suchen und entfernen soll.

Was war eigentlich zuerst da, die Waschmaschine oder das Waschmittel?


23.09.2008 | 05:22 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Rauchende Japaner

Wie Riesenmaschinekorrespondent Christian Y. Schmidt kürzlich hier erzählte, werden die Raucher in Hongkong hart an die Kandare genommen. In Japan ist es ähnlich. Einerseits kann man zwar nach wie vor in Bars und Restaurants kräftig qualmen. Ein Verbot wäre auch widersinnig, weil die beliebten Yakitorilokale sowieso schon dermassen russig und verraucht sind, dass es so aussieht, als rauchten die Raucher gegen den Rauch an. Vielleicht ist ihnen das so peinlich, dass man jetzt zum Ausgleich auf den Strassen ein generelles Rauchverbot erlassen hat. Verbotsschilder stehen an allen Ecken. Aus dem Automaten kann man Zigaretten nur noch mit einem Taspo ziehen, einem Raucherpass. Manche haben sogar einen Erwachsenen-Erkennungsknopf, der muss gedrückt werden, dann fotografiert der Automat den Kunden und schätzt sein Alter anhand der Falten und Tränensäcke. Ist der Kunde klar über 20, gibt der Automat die Zigaretten heraus. Im Zweifelsfall verlangt er einen Ausweis, den die Kamera auch lesen kann. Und weil die Japaner so gerne und so emsig tüfteln, haben sie jetzt einen neuen Trend erfunden. Nachdem alles immer leichter geworden ist, Joghurt wie Zigaretten, und nicht noch leichter werden kann bzw. in Kanada sogar verboten wird, hat nun der japanische Marlboroableger eine extrastarke Mentholzigarette auf den Markt geworfen. Es wird beworben mit einem grossen schwarzen Pferd, vielleicht eine versteckte Botschaft auf die Schädlichkeit des inhalierten Teers? Schliesslich sind ja schwarze Pferde so ziemlich das Schädlichste, was man rauchen kann.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: No smoking in hell


07.07.2008 | 12:42 | Anderswo | Essen und Essenzielles | Papierrascheln

Frau zum Trinken


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Die österreichische Frauenzeitung Woman hat ein Getränk gemischt, das man laut dieser Meldung erst ab 18 konsumieren darf. Es ist eine Art jugendgefährdende Buttermilch mit Birne-/Melissegeschmack und "Ziel ist es, mit diesem neuen Produkt im Kühlregal leserinnenaffine Zielgruppen anzusprechen". Offenbar soll suggeriert werden, dass Kühlregalbesucherinnen illetristisch sind.

Aber die Womanoffensive ist nur ein logischer Schritt, denn schon länger gleichen sich bekanntlich Pflegeprodukte den Lebensmitteln an, man rückt näher, in allen sind immer auch essbare Teile, und aus Schweden kommt der Skin Drink mit Papaya und Grünem Tee, denn auch die Poren kennen Hunger und Durst. Wenn man den Woman Beauty Drink jetzt noch dahingehend bewerben würde, dass er für einen schöneren Magen sorgt, denn auf die inneren Werte kommt es ja eben auch an, kann man mit der Produktion von Spiegelbier, Bildmilch, Fazkefir beginnen. Denn dahinter steckt immer ein kluger Körper.


24.06.2008 | 15:59 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Neue Verbote


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Viele Menschen scheinen immer mal wieder zu vergessen, wozu es eigentlich öffentliche Verkehrsmittel gibt. Oder es ist ihnen der blosse Transport zu minder, weswegen sie bestrebt sind, sich zusätzliche Beschäftigungen zu suchen, Essen, Telefonieren, Nerven z.B. Um den Fahrgast auf die Essenz des Transports hinzuweisen, denken sich die Städte immer mal wieder etwas aus: So gilt in Taiwan ein generelles Vogelmitnahmeverbot, während Kollegin Stockholm Hunde in U-Bahnen verbietet, es könnten Allergiker mitreisen.
Graz verbietet Telefonieren in Bus & Bim und in Salzburg greift man gleich zur Selbstjustiz, im Mai wurde ein telefonierender Inder vermöbelt.

In japanischen Verkehrsmitteln gibt's schon lange keine Telefonate, Hundehaare und Schlägereien mehr, dafür werden jetzt Frauen gebeten, ihre Wimpernzangen nicht in der U-Bahn, sondern zu Hause zu benutzen. Demnächst wollen sie ihre Fahrgäste lehren, ihren Sitz Bedürftigen anzubieten, weil ihnen das bisher zu peinlich war.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Addio Amigo

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


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