Riesenmaschine

15.06.2006 | 15:51 | Alles wird schlechter

Das Kaugummifach


Foto: Markus Rechlin
Die grosse Geigenvirtuosin Anne Sophie Mutter hat einmal gemeint, Musik sei kein Kaugummi-Fach, die Leiterin der Arbeitsgemeinschaft Neue Musik am Leininger-Gymnasium Grünstadt Silke Egeler Wittmann hält dagegen, sie behauptet, dass man sehr wohl mit dem Kaugummi Musik machen und sogar dazu tanzen könne. Und schon 1949 bewies Friedel Hensch mit ihrem Schlager "Mein Kaugummi", dass man ihm durchaus auch eine musikalische Note abgewinnen kann, und das zu einer Zeit, als Kaugummi (in Deutschland zumindest) noch in den Kinderschuhen steckten. Auch in einem WamS-Artikel über die "musikalische Versteppung in Familien und Kindergärten" stellt der Autor ebenfalls fest, dass Musik zum Kaugummifach verkommen ist, und "dass Singen nach 1945 als faschistoid verteufelt wurde." Vor 45 war vermutlich Gummikauen faschistoid.
Aber was ist eigentlich ein Kaugummifach? Bei Google gibt es nur 14 Einträge, jemand verkauft bei Ebay gebrauchte Kaugummischachteln mit teilweise leeren Kaugummifächern, in Putlitz-Berge wurde eine rote Plastikuhr mit Kaugummifach gefunden (Nähe Eiskafe Borchert), und in einem Audi-Forum gibt jemand Tipps, wie man das Kaugummifach im Wagen ausbaut.
Wo landen eigentlich all die ausgekauten Gummis? Natürlich auch bei Ebay, im April konnte man dort einen riesigen Haufen kaufen. Und jetzt ist festgestellt worden, dass ausgerechnet im adretten Zürich die grösste Vielfalt von Kaugummi auf dem Pflaster zu finden ist. Ganz Zürich ein einziges Kaugummifach?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die Bratwurst verkneifen

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


15.06.2006 | 00:11 | Papierrascheln

Alle heissen Thomas


Thomas (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Thomas (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Autoren wie Thomas Kapielski und Thomas Gsella sind momentan deshalb so fleissig, präsent und beliebt, weil sie beide gleich aussehen, gutmütige Dackelgesichter mit verkniffenen Lippen, also exakt so wie diejenigen, die ihr Zeug lesen und lieben ("Generation Thomas"). Bereits 1982 hat der grosse Kid P in Sounds in seinem grandiosen Berlinportrait ("Zur Erklärung: Berliner sind dicke Pfannkuchen, aus denen rote Marmelade quillt, wenn du raufdrückst") erkannt, dass "Kapielski ein uninteressanter, wehleidiger Allroundschwätzer ist, der nicht gerne über Geld redet", und der mit seinem biederen Surrogat aus Kippenberger und Arno Schmidt nur in so einem muffigen Klima wie Berlin gedeihen konnte. In der Zwischenzeit ist es nur noch schlimmer geworden mit dem Mann, wie man kürzlich in seinem Blog bei Zweitausendeins feststellen musste: "Ja, Mensch, und wisst Ihr denn eigentlich auch, dass der hiesige, deusige Blogwerther nun sogar auch in Zürich schon den Oberkunstgoethe schiebt?! Da schwebe ich nämlich morgen wieder ein und inspiziere die roten Punkte (Verkaufi!) an meinen Schinken, die derzeit in der Galerie Marlene Frei in der Zwinglistrasse 36 hängen und von Mittwoch bis Samstag ab 12 Uhr bestaunt werden können!"

Thomas Gsella, gleichalt wie Kapielski, also jenseits der 50, ist Chefredakteur der Schmunzelzeitung Titanic, die er seit seiner Inthronisation mit Büttenreden und Knittelversen zumöbelt, denn das ist sein Metier. Sozialisiert worden ist er in der Beamtenhochburg und Schlafstadt Essen, und bevor er hauptberuflicher Reimer wurde, war er Lehrer an der dortigen Volkhochschule. Jetzt hat er sogar eine regelmässige "Reimkolumne" im Magazin der SZ, und zwar über Sternzeichen. Gereimte Horoskope, Blogwerther und Oberkunstgoethe, Babysprache, Zwiebelfisch und Matussek, gebt diesen Leuten doch endlich den Heinrich-Heine-Preis.
Ironie der Geschichte: Der gnadenlose Kid P ist heute genau das, was er damals Kapielski vorwarf, ein Buchhalter nämlich; er betreut das Archiv der mausetoten Doofipostille Tempo. Alle zehn Jahre schreibt er wieder mal etwas, aber es klingt wie die Parodie seiner selbst. Vermutlich sieht er jetzt auch aus wie die beiden Thomasmänner auf den Fotos.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


14.06.2006 | 10:02 | Anderswo

Blythe, Bratz, Wasser


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Überall haben die Erwachsenen den Kindern die Puppen weggenommen, man gibt ihnen einfach etwas anderes zum Spielen, einen Ball oder Wasser. Puppen sind einfach viel zu kostbar, als dass man sie den breiverklebten Händchen überlässt. Und hier herrscht strikte Geschlechtertrennung, Frauen spielen mit Blythe, Männer mit Hizuki, auch Puppen, die man so richtig hassen kann, wie z.B. Bratz, die Crackhure aus dem Ghetto sind eher nichts für Kinder. Es gibt neuerdings Lataquarelle, die schwarze Blythe, und auch Momoko, die einzige Puppe mit natürlichem japanischem Gesichtsschnitt. Man kann sie abonnieren, Puppenmacher Sekiguchi bringt monatlich zwei neue Momokos auf den Markt. Und die Kleinen dürfen ja qua Gesetz noch gar nichts abonnieren, sie dürfen sich allenfalls im Restaurant die Bilder in der Speisekarte anschauen, wenn die Grossen bestellen. Aber es ist ja nicht so, dass die Kinder ganz leer ausgingen, in Österreich, Topnation im Manipulieren von Wasser, bekommen sie ab 1. Juli nun ihr eigenes Mineralwasser, damit sie sich ein bisschen erwachsen fühlen, zum Kinderbier ist es nun also nicht mehr so weit.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Marula, warum?

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


10.06.2006 | 12:07 | Anderswo | Supertiere

Alle wollen immer laufen


Wollen nicht mitlaufen (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In etwa einem Monat, am 6. Juli, findet wieder das Stierrennen durch Pamplona statt. Es wird diesmal wieder weniger Verletzte oder gar zu Tode Getrampelte geben, weil man letztes Jahr nach 415 Jahren endlich darauf kam, dass die Glätte der kopfsteingepflasterten engen Gassen der eigentliche Grund ist, warum die Tiere so aggressiv sind, weshalb man sie vorher mit einer Antirutschschicht bestrich (nicht die Stiere). Immer mehr Zuschauer interessieren sich aber auch für die Gegenveranstaltung der Nudisten-Tierschutzorganisation Peta, die mit nichts als Plastikhörnern, Pixeln und dem obligaten roten Halstuch bekleidet bereits am Vortag durch die Strassen laufen. Die Halstücher werden übrigens nach beiden Rennen rituell an die Kirche San Lorenzo genagelt und angezündet, woran die Gruppe der Churchkicker und vor allem Burzum sicher eine helle Freude hätte. Am Tag nach der Fiesta, dem "encierro del día 15" laufen die, die den Hals nicht voll genug bekommen können, die gleiche Strecke noch mal, aber vor dem ersten Linienbus. Einen Ableger des Rennens gibt es mittlerweile auch, und zwar im neuseeländischen Nest Te Kuiti, dort sind es allerdings keine Stiere, sondern Schafe, und sie enden auch nicht in der Arena, sondern beim Frisör.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


06.06.2006 | 11:44 | Anderswo | Supertiere

Wer will Wale


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Japans Ministerpräsident Junichiro Koizumi hat eine wohltuend statische Homepage, unter dem saloppen Motto "What's up around the Prime Minister" präsentiert er Woche für Woche stolz auf der Eröffnungsseite, welchen seiner Kollegen er gerade wieder getroffen hat, das wird festgehalten mit einem immer nach dem gleichen Schema choreografierten Foto, auf dem er regelmässig mit seiner grotesken, fluffig aussehen sollenden, aber vermutlich steinhart gesprühten Frisur den Gast vollkommen erstarrt und identisch mit allen zur Verfügung stehenden Händen begrüsst oder verabschiedet, während er immer rechts steht, so als sei er auf seinem linken Ohr taub. Zuletzt Äthiopiens lustigen Präsidenten Meles Zenawi, Lettlands noch bei seinen Eltern wohnendes Dickerchen Aigars Kalvitis, den Saudiprinzen Sultan Bin Abdulaziz Al-Saud, Azerbeidjans magenkranken Riesen Ilham Aliyev, und seine allernächste Verwandte Tarja Halonen, Finnlands fesche Ministerpräsidentin.

Am ersten Juni traf er nun Baldwin Spencer (Bild), den Ministerpräsidenten und Aussenminister von Antigua und Barbuda, und es scheint als sei Koizumis Handknäuel diesmal ein ganz besonders inniges, vielleicht weil sich Baldwin Spencer gerade verständnisvoll für Japans staatlich hochsubventioniertes Walforschungsprogramm ausgesprochen hat, bei dem ausprobiert wird, ob man den Meereskoloss längerfristig zu Hundefutter und Speiseeis verarbeiten kann, weil die Bevölkerung ja sowieso noch kaum Interesse an dem fetten, nach ranziger Makrele schmeckenden Fisch hat. Aber vielleicht kann Koizumi ja mit grösseren Posten davon demnächst die Bevölkerung von Antigua und Barbuda beglücken.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


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