Riesenmaschine

27.02.2006 | 11:03 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Time is on my up side


Geht überall richtig, auf eine Art (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Viele Menschen haben zu Chronometern ein ambivalentes Verhältnis. Frau Passig und ich haben dazu in der Riesenmaschine schon ausführlicher Stellung genommen. Viele Leute haben auch zu irrsinnig guten, knallsimplen Ideen ein ambivalentes Verhältnis. Bei aller geheimer Bewunderung der Genialität kommentiert man sie mit "Och doch, ja, ganz hübsche Idee", weil man sich schwarz ärgert, sie nicht selbst gehabt (oder wenigstens gemacht) zu haben. Das war für uns Internet-People etwa das erste Mal so, als die verhältnismässig simple Software ICQ für gefühlte 300 Shrilliarden Shekel an AOL verkauft wurde. Ganz schlimm war es, als der aknenarbige Ex-Mitschüler Andreas 1999 mit Yahoo-Optionsscheinen handelte und vom Gewinn Sylt kaufte. Und noch einmal kurz übel wurde uns, als dieser englische Studentenarsch durch den Verkauf von Pixeln eine Million Dollar verdiente.

Wie wunderschön ist es dagegen, eine mehr als gute, eine fantastische Idee (und dann auch noch eine Uhr!) zu sehen, und sie entspannt neidfrei lobpreisen zu können, weil der Entdecker vielleicht Ruhm in Hülle und Fülle ernten, aber gewiss nicht reich werden wird. So, wie mit dieser famosen Weltzeituhr (gefunden bei Popgadget). Die bei Junro für 75$ käufliche Uhr von Charlotte van der Waals lässt kühn den Minutenzeiger weg und kann dafür ohne grosse Umstellung alle Zeiten der Welt anzeigen. Die Zeit der Stadt, deren Name oben steht, wird angezeigt. Fertig ist die Weltzeituhr. Eine charmante, geniale Idee, Charlotte. Aber reich wirst Du damit nicht. Zum Glück.


25.02.2006 | 22:09 | Alles wird besser | Sachen anziehen

Ritter-Sport


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
"Ein sehr reicher und vornehmer Ritter lebte in Saus und Braus und war stolz und hart gegen die Armen. Deshalb liess ihn Gott zur Strafe auf der einen Seite verrosten. Der linke Arm verrostete und das linke Bein; ebenso der Leib bis zur Mitte. Nur das Gesicht blieb frei." So war es wohl früher; Helden verrosteten und trugen ihre halbzentnerschwere Eisenrüstung durch die Schlacht. Nicht nur, dass man damit nicht richtig sieht, man kann auch nicht gut urinieren, sieht extrem dämlich aus, schwitzt wie blöde und skifahren geht in der Rüstung schon gar nicht. Und zieht man das Ding mal aus, wird man sofort totgestochen, ein Teufelskreis. Intelligenter gepanzerte Wesen (Krokodile, Krebse) lachen sich jahrhundertelang ins Fäustchen, wenn sie sowas überhaupt haben.

Schluss mit diesen deprimierenden Zuständen, sagte man sich jetzt erfand die flüssige Rüstung d3o, die nur dann fest wird, wenn man sie braucht. Schon in den 70ern in der Literatur beschrieben ("Normally it flows like cloth, but under a sharp blow it becomes a single rigid unit.", Gerrold & Niven 1971), besteht das Ding irgendwie aus "intelligenten Molekülen", was prinzipiell lobenswert ist, denn wir haben genug Probleme mit dummen unbelebten Dingen. Sanft fliessen die klugen Teilchen umher, wenn es um nichts geht, aber erstarren sofort zu, ähm, etwas sehr sehr Festem, sobald sich ein Krokodil, ein Speer oder eben einfach der Boden nähert. Olympische Skifahrer aus Nordamerika fahren derzeit mit Spyder-Skianzügen aus d3o durch die italienischen Alpen, und auch wenn man damit nicht sehr viel gewinnt, so hat man zumindest die klügste Rüstung aller Zeiten.


25.02.2006 | 13:00 | Alles wird besser | Papierrascheln

Godot Trends: E-Paper in da house


So flach, dass es unter jeder Tür durchpasst (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Godot hat soeben das Gebäude betreten, wenn auch auf schmalem Fusse: Wie die Berliner Zeitung vorgestern meldet, sollen nun 200 Probeleser der belgischen Tageszeitung De Tijd in den Genuss kommen, ihre morgendliche Lektüre auf elektronischem Papier bestreiten zu dürfen. Die Philips-Tochter iRex stellt das entsprechende Gerät, den Iliad E-reader ER 100 zur Verfügung, der noch dieses Jahr in Serie gehen soll. Trotz 8'1-Zoll-Display auf E-Ink-Basis soll die Batterielaufzeit über zehn Stunden betragen, weil die darin eingelagerten Schwarz-Weiss-Kügelchen nur in dem Moment Strom ziehen, wenn sie gedreht werden. Auch bei der Financial Times Deutschland, der Rheinischen Post und der Riesenmaschine denkt man angeblich bereits über Testläufe mit dem Iliad nach.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Godot ist aus Papier


24.02.2006 | 16:03 | Anderswo | Alles wird besser | Papierrascheln

Vogelgrippen verboten

Ziemlich künstlich regt man sich gerade bei
Spiegel online auf. Weil Deutschlands Panikmagazin Nummer 1 offenbar beschlossen hat, dass einmal mehr die Apokalypse droht, wird dort mit harten Worten ("wenn es wirklich einmal losgeht, dürfte dem Verfasser dieser Alberei das Lachen vergehen") auf ein paar Spass-Spatzen geschossen, die bei eBay mit über Nacht bedruckten Vogelgrippe-T-Shirts einen schnellen Euro machen wollen. Zwar sind die Aufdrucke der Shirts nur bedingt bis gar nicht lustig ("Vogelgrippe herzlich willkommen!"), doch ist das gewiss kein Grund, eBay indirekt aufzufordern, das "Schlagwort auf den Index" zu setzen sowie Abmahnanwälte zu animieren, sich mal mit ein paar kleinen T-Shirt-Heinis zu beschäftigen. Denn, so SPON: "Über 140 Millionen tote Vögel und fast 100 menschliche Seuchenopfer sind schon jetzt kein Gag mehr."

Wesentlich entspannter geht man da in Vietnam mit dem Thema um. Zur Erinnerung: Das ist das Land, in dem im Jahr 2003 die Vogelgrippe ihr Revival erlebte, und das die Weltvogelgrippen-Charts mit 93 von der WHO bestätigten Avian-Influenza-Fällen und 42 Toten anführt (Stand 20. Februar). Zwar wurde in Vietnam auch massenhaft (aber keineswegs flächendeckend) allerlei Federvieh gekeult. Ansonsten hängen die Vietnamesen einfach nur überall im Land Plakate auf, auf denen man die blöden Hühner und Enten durchstreicht. Auch für einen kleinen Vogelgrippespass ist man im Vogelgrippeparadies immer zu haben, wie nebenstehendes Foto eines Kinderkarussells im Stadtpark von Hoian zeigt. Damit die böse Ente keinem Kind schaden kann, haben – wie wir fest glauben – Vogelgrippeschützer ihren Kopf mit brauner Farbe übermalt. Dass diese entspannte Haltung dennoch Früchte trägt, beweist die Statistik. In diesem Jahr gab es in ganz Vietnam noch keinen einzigen Vogelgrippefall.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Asien Spezial: Korea & Vietnam

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link


23.02.2006 | 19:47 | Supertiere | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Die Welt wird immer niedlicher

Die Evolution arbeitet offenbar sehr viel schneller, als bisher angenommen. So hat sich die giftige Aga-Kröte, die einst aus Venezuela als Schädlingsbekämpfung nach Australien eingeführt wurden, in nur 70 Jahren der neuen Umgebung angepasst und längere Beine entwickelt. Und die rotbäuchige Schwarzotter (eine Schlangenart, die Kröten frisst) wiederum, hat sich in ebendieser Zeit an die eingeschleppte Kröte angepasst. Sie hat jetzt einen kleineren Kopf und einen grösseren Körper – weil sie so nur noch kleine Kröten fressen und diese erst noch besser verdauen kann, stirbt sie nicht mehr an der aufgenommen Giftmenge.

Daher muss einem die neu auf dem Markt befindliche Lemurenart, die "Mirza zaza", die gerade eben von deutschen Forschern auf Madagaskar entdeckt wurde, zu denken geben. Denn letzlich ist heute der Mensch doch der gefährlichste Feind jeder Tierart. Die Evolution tut also gut daran, ihre Neuentwicklungen darauf auszurichten, dass sie dem Menschen gefallen und im Niedlichkeitsraster von Tierschutzorganisationen hängen bleiben. Nur so kann das Überleben neuer Naturprodukte gewährleistet werden. Mit dem oben abgebildeten Halbaffen ist ihr dies eindeutig gelungen: die süsse kleine Riesenmaus versammelt in nur dreihundert Gramm Lebendgewicht so wichtige Eigenschaften wie Riesenaugen, einen buschigen Schwanz, süsse Ohren, plüschiges Fell und bizzarerweise aussergewöhnlich grosse Hoden.

Schön und gut für den Mirza zaza, aber es stellt sich uns doch die Frage: Was kommt da noch? Spinnen mit riesigen Augen? Nacktmulle mit kuschligem Fell? Orange, knubbelige Fischchen mit weissen Streifen? Ein Trend zu Silikon-Hodenimplantaten für den erfolgreichen Manager? Einen etwas eigenen Humor dürfte übrigens der Namengeber des neuen Lemuren haben. 'Mirza zaza' nämlich scheint noch etwas ganz anderes zu bedeuten, wie die Google Bildersuche beweist, zumindest im Land mit der Top-Level-Domain '.ro'. Nur was?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Possierlichkeits-Attacke


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