30.03.2007 | 09:26 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser
 Wenn Sterne explodieren, gucken manche hin, andere weg. (Foto: ridinfast) (Lizenz) Das Universum ist ein Dorf. Wenn irgendwo ein Sack Goldbarren (warum immer Reis?) umfällt und dadurch ein sehr grosser Stern zum Explodieren angeregt wird, kriegt es auch der letzte Chilene mit. Genau dies nämlich ereignete sich im April 2006. Eine katastrophale Explosion spielte sich ab, allerdings in einem Teil des Universums, der so weit entfernt ist, dass, ach, das kann man sich ja denken. Ein Satellit auf der Erdumlaufbahn horchte auf. Und nur acht Minuten später ging in der Wüste in Chile ein Alarm los und ein Riesenteleskop begann sich zu drehen. Nicht etwa, um in Deckung zu gehen (dafür wäre es dann doch zu spät gewesen), sondern um todesmutig den Nachhall der Explosion aufzufangen und auf eine Festplatte zu schreiben. Somit kann jetzt ein Stern am Rande des Universums ohne menschliches Zutun mit einem Fernrohr in Chile kommunizieren (das zwar zuhört, aber nicht antworten kann). Warum die Information von der Festplatte in Chile dann nochmal fast ein Jahr brauchte, bis sie den Weg in die Öffentlichkeit fand, gehört zu den wenigen Geheimnissen von Dörfern.
29.03.2007 | 23:19 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser
 Wenn das Leben da rausgekrochen kam, muss man sich dann noch wundern? (Foto: basak) (Lizenz) Viele Produkte, die der Mensch sich in den Mund stecken und dann zu teigigem Brei zerkauen soll, haben Sternchen auf die Verpackungen draufgedruckt, in denen dann oft Sachen stehen wie "Neu! Jetzt mit Geschmack! oder "Neu! Jetzt! Total! Viel! Vitamin! C!" oder auch einfach nur Ausrufezeichen ganz ohne Text, der Kunde weiss dann schon. Man nennt das Werbung, und wenn man wittert, dass nur in den seltensten Fällen tatsächlich irgendwas Relevantes am Rezept geändert wurde, wird man schon recht haben.
Anders beim Conveniencefood Ursuppe. Die wurde 1953 erstmals unter grossem Bohei in Chicago gebraut, 1983 mit verbesserter Gasrezeptur dann nochmal. Aber wo sich 1953 noch schwupps Aminosäuren gebildet hatten, passierte 1983 gar nichts. Ha, riefen die Kreationisten, kein Schwupps gesehen, keine Evolution und triumphierten jahrzehntelang vor sich hin. Jetzt wurde das Rezept für Ursuppe nochmal verbessert – Neu! Jetzt mit noch mehr Eisen! – und die Aminosäuren sind zurück. Das heisst natürlich nicht, dass wir auch wirklich aus einem Teller Ursuppe gekrochen sind, damals, das ist nach wie vor nur eine Theorie (genauso wie die Sache mit den nach unten fallenden Dingen). Aber kaufen könnte man schon mal ein paar Dosen davon. Ausrufezeichen.
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29.03.2007 | 16:42 | Anderswo | Supertiere | Alles wird besser | Was fehlt
Der gemeine Tintenfisch ist ein ungemein vielseitiges Tier, aus dem man alles Mögliche machen kann: Aufblasbare Kinderrutschen, Kopfmassagegeräte oder Handtaschen. In Amerika schmeisst man ihn auch gelegentlich aufs Eis und glaubt, das bringe Glück. Die Amis eben. In Hongkong benutzt man den Fisch zum Bus- , Tram- und U-Bahnfahren: Die Octopus-Card ist eine Smartcard, auf die man eine gewisse Summe Hongkongdollar lädt. Bei Fahrtantritt hält man sie vor ein Lesegerät, das einem das Fahrgeld dann von der Karte abzieht. Das ist nicht nur extrem praktisch, sondern spart auch viel Zeit. Damit sich aber der ganze Vorgang nicht gar so vernünftig gestaltet, haben die Hongkonger Verkehrsbetriebe (MTR) in der ganzen Stadt so genannte Fare Saver versteckt. An diesen Säulen kann der Passant seinen Tintenfisch aufladen, ohne etwas zu bezahlen: Ganze zwei Hongkongdollar spendiert die MTR pro Smartcard. Die Fare Saver sollen angeblich der Volksgesundheit dienen, weil sie die Hongkonger zum Laufen animieren (zum Fare Saver nämlich). Sie regen aber auch den Orientierungssinn des Ortsfremden an, denn die spendierten zwei Dollar gelten nur, wenn man seine nächste U-Bahn-Fahrt von einer ganz bestimmten Station aus startet; ansonsten verfällt die aufgeladene Summe.
Zugleich eröffnen die Fare Saver findigen Start-Uppern neue Geldmachmöglichkeiten. Hier sieht man einen Hongkonger am Fare Saver an den Midlevels-Rolltreppen gleich einen ganzen Stapel von Octopus-Karten aufladen, die er wahrscheinlich in einem Grossraumbüro oder einer gut besuchten Garküche eingesammelt hat. Offenbar ist der Mann schon länger im Geschäft, denn er wurde an selber Stelle schon im Oktober 2003 beobachtet. Erhält er von den Kartenbesitzern für jede aufgeladene Karte täglich auch nur ein paar Cent von den 2 Dollar, dürfte er in der Zwischenzeit ein kleines Vermögen angesammelt haben. Und morgen kauft er sich von seinen Tintenfischmillionen eine deutsche Maschinenbaufabrik oder Drogeriekette, während BVG, RMV, HVV usw. lustig weiter schlafen. Deutschland eben.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Octopus's Grave
28.03.2007 | 22:20 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Sachen anziehen
 Aus der Business-Kollektion (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)  At your own Request (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Gerade erst bemängelten wir, dass die auf dem Markt erhältliche Mode in keinster Weise mit dem erhöhten Gadgetaufkommen des modernen Menschen Schritt hält und einfach nicht genug Transportkapazität bietet. Zwar werden einige Geräte immer kleiner und einige andere verschmelzen auch – wie etwa die Sonnenbrille mit dem Bluetooth Headset. (link) Doch so wie der Vision vom papierlosen Büro zum Trotz der Papierverbrauch stetig ansteigt, so werden die Dinge, die wir zum Leben mit uns herumtragen, in ihrer Summe doch immer mehr und raumintensiver statt umgekehrt. Und auch wenn wir uns wünschen und auch davon überzeugt sind, dass Email, Telephon, Portemonnaie, Internet, MacBook, Zigarettenetui, Autoschlüssel, GPS, Sonnenbrille, Reisepass, iPod, Digitalkamera und Moleskin endlich in einem einzigen Gegenstand Platz finden werden, so sind wir doch realistisch genug zu wissen, dass bis dahin noch manche Cargohose ins Land gehen wird. Abhilfe dafür kommt ausgerechnet aus einer eher traditionellen Ecke, nämlich aus der Schneiderei Henry Needles & Sons in London. Dort wird unter dem Kollektionsname 'Great Pockets' endlich formschöne Kleidung für den modernen Grossstadtbewohner angeboten. Diese ist zwar etwas kostspielig, aber das wird das iPhone schliesslich auch sein. Dank geht auch an die Firma Nokia, die die Kollektion in der leicht durchschaubaren Absicht unterstützt, in möglich vielen Blogs verlinkt zu werden.
28.03.2007 | 01:44 | Alles wird besser
 Genreservoir (links) und Backup (rechts) (Foto: Kai Schreiber) Eine wichtige Nachricht an alle Freunde des experimentellen Herumspielens mit den eigenen Genen: Die bei der Core 77 Challenge ausgezeichnete Erfindung birthmark gibt es noch gar nicht (via medgadget). Und damit existiert auch keine Möglichkeit, den Zwischenstand des Spiels in einer formschönen und subkutan am Hals zu implantierenden Metallkapsel abzuspeichern. Falls es das aber schon gäbe, dann wäre es zum einen empfehlenswert, die bei der Geburt mitgelieferten Originalgene in einer Kapsel auf der rechten Seite des Halses zu sichern, als Notfallbackup, falls die Dinge dramatisch schieflaufen. In einer zweiten Kapsel, vielleicht auf der linken Seite, könnte man dann besonders gelungene Modifikationen aufheben (Inkrement-Backup), auf die man nie mehr verzichten möchte (die Option, sich selbst kitzeln zu können, um mal ein Beispiel zu nennen). Hardcore-Genmutanten, für die ein Backup gleichbedeutend mit dem Verlust der künstlerischen Freiheit ist, würden über diese von Sicherheitsdenken geprägten Ausführungen natürlich nur höhnisch lachen, aber, hey, nicht alle Menschen sind derart verantwortungslos und wahnsinnig.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Zierfelgen (sportlich)
- Dampframmen
- Tennispenner
- Blutegelkonferenz
SO NICHT:
- Dynamitfischen
- Glühbirne Helene
- Golfpunk
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AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Pawn Shop Chronicles", Wayne Kramer (2013)
Plus: 19, 22, 23, 32, 48, 104, 144, 151 Minus: 27 Gesamt: 7 Punkte
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