26.02.2007 | 15:21 | Anderswo | Alles wird besser | Zeichen und Wunder
 In diesen Tagen erscheint bei Rowohlt Berlin das neue Buch von Max Goldt. Wir wissen noch nicht, was drin steht. Drauf steht in Lettern mit sehr anmutig geschwungenen Quappenschwänzen: "QQ". Das soll eine Abkürzung für "Quiet Quality" sein, ein "neues Schlagwort aus den USA für alles, was nicht schreit und spritzt" (Goldt), und das tatsächlich auch ein paar amerikanische Google-Treffer hat. Ein schöner Begriff und ein schöner Titel, für ein deutsches Buch.
In China ist mal wieder alles anders. Hier steht das doppelte Q für einen Marketing-Krawall der allerersten Güte: Einerseits heisst so ein Instant-Messenger-Programm, andererseits aber auch ein Kleinwagen. Der Messenger ist brüllend bunt und deshalb das erfolgreichste Chat-Programm in Asien, bzw. das dritterfolgreichste weltweit. Allein in China gibt es rund 160 Millionen Nutzer, hauptsächlich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Auch das QQ-Auto macht einen auf jung und quietschy: "QQ is a car that dances to fashion beats. It is like you: young, peppy and cool.": Der Kleinwagen, der von der Firma Chery in Wuhu (Provinz Anhui) gebaut wird, ist nicht mittlerweile nicht nur imagemässig so etwas wie der chinesische Smart, sondern auch mit einem Neupreis von umgerechnet 3.400 Euro das momentan billigste Auto der Welt, welches genau die Leute kaufen sollen, die auch den poppigen QQ-Messenger benutzen.
Und weil in China alles anders ist, ist Max Goldt hier auch kein Schriftsteller, sondern – wenn auch leicht falsch geschrieben – ein Szene-Friseur im Hongkonger Stadtteil Kowloon, der sich gewiss auch nichts aus "Quiet Quality" macht, mit dem man aber sicher um so prächtiger peppig chatten kann.
24.02.2007 | 18:13 | Alles wird besser
 Ich habe einen Fahrstuhlabsturz überlebt (Beweisfoto). (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wenn ein zauberhaftes Gerät des öffentlichen Alltagslebens unter- oder gar geringgeschätzt wird, dann ist es der Fahrstuhl, der beste Freund des Menschen, wenn er im Rollstuhl sitzt. Fahrstühle werden zu wenig gepriesen und sind ausserhalb von Milliardenstrafen für die Hersteller viel zu selten im medialen Bewusstsein der Menschen. Einer der wenigen, die das ändern wollten, heisst Thorsten Rauser, der den intelligenten, sprechenden Fahrstuhl als Konzept schuf. Trotz aller Vorteile (Vandalisten in gewalthemmende Gespräche verwickeln, früher belanglose Liftsekunden gerinnen zum Mobile Entertainment etc.) musste er leider erkennen, dass Menschheit und Wirtschaft noch nicht reif sind für den Fahrstuhl als intelligenten Partner; das Projekt liegt auf Eis.
Vielleicht können wir es irgendwann im Online-Fahrstuhlmuseum bewundern, denn der Engländer schätzt den Fahrstuhl. Er hat schon sprachlich mehr Respekt vor dem Aufzug; Elevator, da steckt der Mensch als ewiger Eleve ebenso drin wie das erhebende Erlebnis der Transportation. Der Fahrstuhl ist klar ein quasigöttliches Symbol für die Himmelfahrt, das Paradies, jeder Lift eine Kirche, die noch dem hastigsten Hetzer einige Augenblicke stiller Andacht abzuringen vermag. Und wenn einen selbst die legendäre farbverstellbare Treppenliftsimulation nicht mehr froh stimmt, so bleibt der Lift wenigstens immer noch eine schmerzhaft plumpe Metapher für das Leben an sich: Es geht rauf und runter; wie hoch man kommt, hängt vom Geburtshaus und vom Drücken der richtigen Knöpfe ab; die meisten Menschen, denen man sein Innerstes offenbart, benutzen einen nur, um weiterzukommen; und irgendwann ist Schicht im Schacht.
23.02.2007 | 19:32 | Alles wird besser | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Der niederländische Handelsstützpunkt Rockingstone bietet neuerdings ein attraktives Gadgetratespiel im Internet an. Wer selbst auf die Lösungen kommen möchte, kann hier ruhig weiterlesen, denn wir verraten natürlich weder, welche 8 Funktionen das Trinkglas mit 8 Funktionen hat, das von aussen eigentlich nur nach "Flüssigkeit einfüllen" und "austrinken" aussieht, noch was ein Heebeegeebee darstellt. Es ist auch nicht offensichtlich, welche Art "magnetische Aktion" in einem USB-Aquarium am Werk sein könnte (Geheimtipp: Aale verfügen über einen Magnetsinn, aber sind das noch Fische oder schon Würmer?). Für alle, die mit derart Schabernack nicht zurecht kommen, bietet Rockingstone gleich zwei Auswege: Entweder gar nicht selbst rätseln, sondern alle Kaufentschlüsse über den formschönen, batteriebetriebenen Decision Maker abwickeln (siehe Bild). Oder aber einfach zusammen mit den Worry Dolls in den Schlaf weinen. Die Vergadgetung aller Lebensbereiche, das muss unser Auftrag sein.
22.02.2007 | 01:29 | Alles wird besser | Sachen anziehen
 Die Zukunft der Fotografie in der Halbtotalen. (Foto: The Lancet) Die Zukunft wird nicht immer nur rosig dargestellt. Manchmal soll sie bewohnt sein von finsteren Mächten mit Lichtschwertern, und enthält Dasistkein-Monde, manchmal finden in ihr das Waldsterben, die nächste Eiszeit, die Überschwemmung New Yorks wegen Klimakatastrophe und die Frankfurter Buchmesse gleichzeitig statt, und das ist nicht schön. Dann wieder werden Affen die neuen Menschen sein, Klingonen die neuen Affen, und Rasierer die ... ach, genug. Ein Haufen noch nicht entdeckten Drecks, so sollen wir glauben, sei diese Zukunft. Das aber, liebe Zukunftsunker, galt auch mal für Amerika.
Die in der britischen Zeitschrift The Lancet (Das Lichtschwert) beschriebene Armprothese zum Beispiel, kann von ihrer Inhaberin nicht nur wie ein eigener Arm benutzt werden, sondern kann im Prinzip auch wie ein eigener Arm Sinneseindrücke zurückliefern, ersetzt also nicht nur das Greifen, sondern fantastischerweise auch gleich noch den Phantomschmerz und das Kribbeln. Von diesem Meilenstein des Prothesenbaus ist es nicht weit bis zum Terminator – gebaut vermutlich von Google – und zum Krieg gegen die Maschinen, den wir dann zumindest theoretisch gewinnen können (eventuell mit Hilfe von Delphinen mit Flossenprothesen), weil er immerhin endlich begonnen haben wird. Zukunft, wir glauben an Dich.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Apple für Arme
19.02.2007 | 13:39 | Alles wird besser | Fakten und Figuren
 Gehacktes Werbeplakat, vormals radiolibre.ca, jetzt last.fm (von Le Singe Lunatique via flickr / Lizenz)Die von Sascha Lobo bereits erwähnte Internetradioreligion last.fm erfreut ihre Anhänger in letzter Zeit mit neuem goldenen Zierrat: PandoraFM trägt das beim Konkurrenzanbieter Pandora Gehörte ins last.fm-Profil ein (denn sonst hätte man es ja ganz umsonst gehört), last.tv versieht die last.fm-Musik mit den dazu passenden YouTube-Musikvideos und mit Yamipod kann man das beim Fahrradfahren Gehörte zu Hause ins last.fm-Profil eintragen lassen (denn sonst hätte man es ja ganz umsonst gehört). Weitere unentbehrliche last.fm-Mashups sind bei ProgrammableWeb zu finden, und wer in Skype statt der Plazes-Nachricht "I am currently at mobile phone in Überall, United Kingdom" lieber anzeigen lassen möchte, welche Musik er gerade hört, dem gelingt mit Hilfe des last.fm-Plugins auch das. "Aber warum sollte man das wollen?", mag der ratlose Leser fragen. "Weil es geht", sagen wir.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- öfter mal Standgas
- Tochter aus Elysium
- Birnenmost
- über Wasser gehen (gefrorenes)
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- Darmzottensalat mit Schmieröldressing
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- Whitesnake (langweilig)
- Arztsohn
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Die Eisbombe", Oliver Jahn (2008)
Plus: 6, 66, 80 Minus: 1, 42, 97, 123 Gesamt: -1 Punkte
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