Riesenmaschine

20.04.2006 | 18:45 | Alles wird schlechter | Was fehlt

Google: Was fehlt

Dass deutsche Google-Nutzer anhand ihrer IP-Adresse erkannt und nach google.de umgeleitet werden, und dass google.de die Suchergebnisse immerhin nicht ganz so stark zensiert wie Getreideerntelied, ist schon lange bekannt. Etwas weniger bekannt ist diese Liste der Electronic Frontier Foundation, aus der hervorgeht, dass über drei Viertel der seit September 2005 bei Google eingegangenen Unterlassungsanordnungen aus Deutschland stammen. Höchste Zeit also, im Firefox-Such-Plugin-Feld rechts oben das nicht zensierende ANONGoogle (gibt es bei mycroft.mozdev.org) einzufügen. Bei der Gelegenheit kann man dann auch gleich ungeliebte Suchmaschinen mit Hilfe des Search Plugin Hack oder von Hand entfernen, damit mehr Platz für neue, nützliche Such-Plugins (a.a.O.) bleibt. Und dann vielleicht mal mit der Suche nach einem neuen Land beginnen.


13.04.2006 | 01:17 | Berlin | Alles wird schlechter

Praktikanten für alle


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

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Bekanntermassen ist das Gejammer über Dauerpraktikanten seit rund einem Jahr ein Lieblingsthema der Zeitungen. Wer aber dachte, durch eifrige Gegeninitiativen würde das Problem gelindert oder gar aus der Welt geschafft, hatte sich geirrt – es geht jetzt erst richtig los. Nach der Werbe-, Medien- und Filmbranche hat nämlich auch die Gastronomie gemerkt: Man muss für Hilfsarbeiten gar nicht mehr schlecht bezahlte Studenten einstellen. Es gibt jetzt ja auch unbezahlte Praktikanten. Oder wie sonst wäre der links abgebildete Aushang des Kaffeehaus Maybach zu deuten?

Natürlich schaffen es nur die allerwenigsten Praktikanten, direkt als Servicekraft übernommen zu werden. Den meisten bleibt nach drei Monaten nur ein Zeugnis und die Hoffnung, mit dieser Referenz und den gewonnenen Kontakten in der Kellner-Szene bei einem renommierteren Kaffeehaus oder gar bei einem richtigen Restaurant ein weiteres Praktikum zu ergattern. Das geht dann über Jahre so. Dennoch ist ein Praktikum vermutlich die einzige Hoffnung für alle, die bisher verzweifelt einen Einstieg in die Gastronomie-Branche gesucht hatten. Bei Interesse: Anrufen unter 030-61283110. Es sei aber gewarnt: Bei diesem Praktikum dürfte man grosse Teile der Arbeitszeit mit Kaffeekochen beschäftigt sein.


12.04.2006 | 10:17 | Anderswo | Alles wird schlechter

Mozart's balls


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Es gab die Schweine in Cincinnati, die Buddy Bears in Berlin, Sydney und auch Hongkong. Es gab die Kühe in Chicago, New York und noch mehr Städten, als selbst der grösste Kulturpessimist hätte voraussagen wollen, wie man bei cowparade.com oder auch hier in der Riesenmaschine nachlesen kann, wenn man absolut nichts anderes zu tun hat. Auch Salzburg hatte eine Kunstkuhaktion, die jedoch so sehr unterging, dass sie nicht einmal auf der Kuhparadenseite erwähnt wird. Also versuchen die Salzburger es dieses Jahr aufs Neue.

Nun sollte man nicht über öffentliche Kunst meckern, so wie man bei den Paralympics nicht die Sportler ausbuhen soll, aber angesichts der neuen, dem Mozartjahr 2006 gewidmeten Salzburger Aktion, vergeht einem das Schweigen. Die Mozartkugeln sind von so sensationeller Einfältigkeit und gestalterischer Unbedarftheit, dass sie fast schon wieder rührend wären, wären sie nicht so hässlich. Die Liste der Kugel-Künstler mag einen dann jedoch wieder beruhigen, wenn nicht sogar beglücken; in schöner Eintracht findet man dort "Designer", "urban artists", Künstlergruppen, die Universität für angewandte Kunst Wien direkt neben dem "Kreativprogramm der Psychiatrie I" oder auch der "Kreativklasse 4b der HS".

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Rapp aus Österreich


09.04.2006 | 11:45 | Anderswo | Alles wird schlechter

Länger Wohnen


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Vielleicht haben die Kreationisten doch recht und Gott hat sich alles selbst ausgedacht. Was die Kreationisten dabei aber nicht bedacht haben: Wenn es so ist, steht Gott imagemässig ziemlich doof da, nämlich als kleinmütiger, verbitterter Charakter. Gäbe es sonst einen Grund für den nichtmateriellen alten Mann, uns alle ihm unmöglichen physischen Genüsse so gesundheitsschädlich zu machen? Essen wirkt lebensverkürzend, viel schlafen ebenfalls, Vögeln verursacht div. Krankheiten, und bei Getränken hat Gott offenbar eine umgekehrt proportionale Beziehung zwischen Geschmack und Gesundheit eingebaut (vgl. Wodka Tonic – Coca Cola – Wasser – Salbeitee – Hustensaft). Nun entpuppt sich auch das bequeme Wohnen als todbringende Angelegenheit, jedenfalls, wenn man der Argumentation der japanischen Architekten Arakawa + Gins folgt.

Inhabitat berichtet über deren Tokioter Projekt Reversible Destiny Lofts – Mitaka, die mit unebenen Flächen, unregelmässigen Formen, Stolperfallen und schreienden Farben das Leben der Bewohner verlängern sollen. So werden durch eine Art Sportwohnen Immunsystem und Widerstandskraft wie körperliche Zähigkeit gestärkt, gerade im Alter, wo man sich sonst durch eine behagliche, gemütliche Wohnumgebung dem Verfall zum Frass vorzuwerfen pflegt. Bleibt die Frage, ob man in solchen Räumen überhaupt alt werden will und vor allem, ob nicht umgekehrt die Selbstmordrate in schwindelnde Höhen steigt, wenn man nachts zum Klo nur über eine asymmetrische Minileiter gelangt.


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05.04.2006 | 12:17 | Alles wird schlechter | Sachen anziehen | Papierrascheln

Vorsicht, ein Trend geht um


Hedi Slimane und seine tollen Trends sehen Sie hier
Trends zeichnen sich im Allgemeinen dadurch aus, dass sie schnell kommen und schnell gehen und meistens ist das auch ganz gut so. Das Problem ist dabei, dass diejenigen, die von der Beschreibung oder Vermarktung dieser undurchsichtigen, kaum greifbaren Zeitgeistphänomene leben, unglaublich schnell sein müssen – sonst ist der Trend schon vorbei, ehe man ihn totschreiben oder ausverkaufen konnte. Was in diesem Geschäft zählt, ist alleine Schnelligkeit. Ahnung vom Objekt zu haben ist eher von Nachteil.

Max beispielsweise, offenbar nicht unbedingt ein Blatt, das zu grossen Wert auf "Inhalte", "Richtigkeit" oder sonstigen überflüssigen Ballast legt, erklärt seiner Leserschaft in der aktuellen Ausgabe unter der Rubrik What's Hot die neue Kollektion des französischen Designers Hedi Slimane anhand popkultureller Referenzen. Geschrieben steht da: "Besonders schöne Kombination: schwarzer Schlips aus Leder zu weissem Hemd und dunkler Röhrenjeans. Der neue Glam-Rock-Look erinnert an eine Mischung aus Mick Jagger und den Sex Pistols. Gefühlte Temperatur: heiss wie ein Gitarrenriff von Jimi Hendrix."

Auf eine Weise ist es schon wieder bewundernswert: Hier stimmt keine der genannten Referenzen, kein einziger Zusammenhang ergibt Sinn oder hat mit dem vorher Gesagten zu tun. Schlips und Jeans haben nichts mit Glam-Rock am Hut, Glam-Rock nichts mit Mick Jagger, Jagger nichts mit Sex Pistols und diese nichts mit Hendrix. Gottseidank muss man Slimanes neue Kollektion nur ansehen und nicht anhören. Einmal angenommen, sie sähe tatsächlich aus wie von Max beschrieben, man müsste mit dem schlimmsten Musikverbrechen seit Bastard-Pop rechnen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Das Z am Ende ist am Ende


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