Riesenmaschine

20.06.2007 | 10:28 | Berlin | Alles wird besser

Meistens in den seltensten Fällen nie


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Mit Logik kommt man im Marketing nicht weiter. Paradoxien wie "gleich ist das neue anders" ebnen den Weg ins Herz der Verbraucher (wir berichteten). Sony Ericsson und Nokia jedenfalls schenken sich nichts, wenn es um die Zurschaustellung ihrer offensichtlichen Ratlosigkeit in Bezug auf ihre Zielgruppen geht: "Du hast viele Seiten, welche lebst du heute?" fragt der finnische Marktführer per Plakat die unberechenbare Kundschaft. Der schwedisch-japanische Wettbewerber kontert mit Handys für "mein anderes ich".

Während man in den Marketingabteilungen also langsam einsieht, dass, wer in Zielgruppen denkt, die Kunden nie verstehen wird, ist die Berliner Sparkasse schon wieder weiter. Die Bank wirbt nämlich nun auf Plakaten mit einer Headline von stupender Logik: "In Berlin macht jeder seins, die meisten bei derselben Bank". Die meisten Kunden hat natürlich dieselbe Bank, wie sollte es – logisch betrachtet – auch anders sein?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Universal Selling Proposition


12.06.2007 | 12:03 | Berlin | Fakten und Figuren

Brandneues Mash-Up


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Noch vor einigen Monaten hatten wir das geringe Aufkommen von sinnvollen oder wenigsten interessanten Google Maps in Deutschland beklagt. Ob sich seitdem etwas geändert hat, lässt sich zwar gerade nicht nachprüfen (zu heiss), aber immerhin: Seit einigen Wochen gibt es www.brennende-autos.de, das als Fingerübung von den Programmierern der Reiseführer-Community Tripsbytips gebaut wurde und übersichtlich den derzeit grassierenden Berlin-Trend "parkende Autos anzünden" dokumentiert. Neben Ort und Datum wird auf der Website für jeden einzelnen der mittlerweile 60 Autobrände des laufenden Jahres auch die jeweilige Herstellerfirma des verbrannten Autos aufgeführt. Hierbei liegt hinter dem erwarteten Spitzenreiter Mercedes (17) etwas überraschend Opel (7) auf Platz zwei, was zeigt, dass das Potential ästhetisch motivierter Brandanschläge nach wie vor unterschätzt wird.


06.06.2007 | 22:19 | Berlin | Zeichen und Wunder

Poesie und Alltag


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Dieses Bild zeigt einen spannenden Augenblick im ersten und gleichzeitig langsamsten Dampfdraisinen-Seifenkistenrennen aller Zeiten, das vom 6. Juni bis ca. 6. August 2007 in Berlin einmal um den Hackeschen Markt herum stattfindet. Versonnen, scheinbar halb schlafend, in Wahrheit aufs Äusserste konzentriert schauen die beiden Fahrer vom Team BSR durch ihre Schutzmasken ins Innere ihrer knallorangenen Boliden, in den Maschinenraum, wo ein unglaublich ineffizientes Antriebsaggregat funkensprühend vor sich hin arbeitet, ohne dabei nennenswerten Vortrieb zu produzieren. Das riskante Überholmanöver, zu dem der hintere Fahrer gerade angesetzt hat, ist mit dem blossen Auge nicht zu erkennen und wird das gesamte Ausmass seiner taktischen Finesse erst in ca. zwei Wochen in der Zeitraffer-Rückschau entbergen. Könnte man denken. Die da so unverhofft poetische Bilder ins Weichbild der Stadt hineinprägen, gehören natürlich in Wahrheit zu einem Instandsetzungskommando der BVG und schweissen ganz prosaisch die Gleise neu zusammen. Trotzdem: Gegen das, was Berlin dem sensiblen und empfänglichen Cineasten an einem gewöhnlichen Dienstagnachmittag zu bieten hat, können sich die Jean-Pierre Jeunets, Tim Burtons, und Emanuel Crialeses dieser Welt mit ihrem vermeintlich "fantastisch surrealen" Filmschaffen allemal gehackt legen.


04.06.2007 | 20:39 | Berlin

Copy Capitalism goes Torstrasse


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Fälschung und Fälschung
(Fotos: Holm Friebe) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das Konzept des "Copy Capitalism" stammt aus Asien und ist schon im Konfuzianismus angelegt, wo es heisst: "Wer grosse Meister kopiert, erweist ihnen Ehre." In Vietnam werden nach der Devise nicht nur Markenartikel und ausländische Slogans gefälscht und kopiert, sondern gleich ganze Hotels, dies allerdings in vorsätzlich betrügerischer Manier. Normalerweise läuft es so ab, dass, wo immer ein überzeugendes touristisches, gastronomisches oder sonstwie erfolgreiches kommerzielles Angebot gedeiht, sich binnen kurzen die Nachahmer in direkter Nachbarschaft ansiedeln und einen kleinen Cluster bilden. Ungeachtet des Allmendeproblems geschieht das zumeist einträchtig und konfliktfrei, weil unbestreitbar auch positive Verbundeffekte dabei auftreten. Die mittelalterlichen Gilden und Zünfte könnten ein Lied davon singen, wenn es sie noch gäbe. Nun kündigt sich allerdings auch bei uns eine neue Ära des Copy Capitalism an, natürlich – wo sonst? – in der Berliner Torstrasse, wo die Trends geschmiedet werden, so lange sie heiss sind. Rafael Horzons um ein einziges Regal herum aufgebaute Möbelgeschäft hat ein Stück weiter die Strasse runter Konkurrenz bekommen durch YBDD, die mit ähnlich puristischen Regal- und Schranklösungen in nahezu identischem Ladenlokal-Setting aufwarten. Das sagenumwobene Café St. Oberholz wurde ein Stück weiter oben mehr schlecht als recht unter dem Brüller-Namen Muschi Obermaier geklont, inklusive der auswärtig angebrachten Sinnsprüche: Das subtil-hintergründige "Verteile das Fell des Bären nie, bevor er erlegt ist" wird hier zur plattest denkbaren Slogan-Karikatur "Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker". Vermutlich ist sogar das WLAN dort aus gebrauchten UKW-Frequenzen zusammengebastelt, und rumänische Hütchenspieler spielen an Laptop-Attrappen aus dem Möbelhaus digitale Bohème. Die einzigen, die darauf hereinfallen, sind asiatische Touristen. So schliesst sich also der Kreis.


24.05.2007 | 20:11 | Berlin

Alkohol und Striche

Das Kottbusser Tor ist der angesagteste Ort in Berlin für das, was man in Mitte nur von Donnerstag Abend bis Sonntag Mittag macht: in der Sonne herumlungern und Bier trinken. Vielerlei Menschen halten den dauernden Aufenthalt in der Sonne jedoch für wenig ratsam. Leuten, die ihr Leben lang auf der Strasse stehen, statt im Büro zu sitzen, wird gerne Verwahrlosung attestiert, man würde ihnen gerne helfen, auch mal vor einem Computer zu sitzen, damit sie was aus sich machen.


Treffpunkt am Ende (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Dabei haben die immer gutgelaunten Leute vom Kottbusser Tor ihren Alkoholkonsum vorbildlich zum Wohle der Allgemeinheit eingesetzt. Der abgebildete Radweg ist aus Kronkorken in den Asphalt gedrückt. Bei bbbike ist er allerdings nicht verzeichnet.


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