Riesenmaschine

24.11.2006 | 01:44 | Berlin | Fakten und Figuren

Kurze Geschichte des Witzes für Arme


"Acht Arme für Sie" (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Vielleicht fing alles mit "helft den armen vögeln" an, vielleicht aber auch viel früher, nämlich als Jesus das Brot brach und unter den Armen verteilte. Im Englischen ist Homonymie, Homophonie und ähnliches Zeug die Grundlage unzähliger Witze, im Deutschen geht das nicht ganz so einfach, wir müssen also möglichst oft recyceln, was wir haben. "Jung von Matt für Arme" war einst auf einem Fake-Tattoo der Werbeagentur zu lesen, und "HipHop für Arme – HipHop für Beine" hiess es bei Fischmob. Einen neuen Dreh hat in den Zeiten des Ein-Euro-Jobs die Installateursfirma BRIZ gefunden, wobei sich in der Praxis dann doch wieder herausstellt, dass es sich bei den Mitarbeitern gar nicht um acht Arme, sondern um zwei angesichts der Stundensätze vermutlich recht Wohlhabende handelt.


20.11.2006 | 13:01 | Berlin | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Reise ans Ende der Nacht


Die zweitschönsten Worte in jeder Sprache der Welt (gleich nach "Es ist gutartig")
Wer in Berlin bisher nicht rechtzeitig, also bis acht Uhr abends, vorgesorgt hatte, der musste sich des Nachts von Alkohol und Drogen ernähren. War auch nicht schlecht, schlecht aber war, dass man beim Besuch anderer Länder immer so unglücklich wurde angesichts von 24-Stunden-Supermärkten. Nicht so unglücklich wie ein sudanesischer schwuler Atheist im Hollandurlaub, aber für ein, zwei Auswanderungsgedanken reichte es.

Dürre Worte genügen daher kaum, unser Glück darüber zu schildern, dass sich seit Freitag die Abschaffung der Berliner Ladenschlusszeiten in die grossen weltverbessernden Momente der letzten Jahrzehnte einreiht (neben Einführung von Homoehe, Internet, 10-Euro-Friseur, Callabike, Packstation, Kreuzberger Bügel, Internettelefonie, Ökostrom, Rechtsabbiegen bei Rot, Club Mate, LED, Euro, Digitalkamera, Telefon an der Person statt an der Wohnung, Künstlersozialkasse, MP3, DivX, etwas vernünftigere Drogenpolitik und Abschaffung von DDR, Bademützenpflicht und mechanischen Anrufbeantwortern). Ab sofort darf jeder Berliner Einzelhändler so lange öffnen, wie er will (ausser sonntags, das wäre zu einfach). Wer jetzt noch sehr jung ist, wird sich später nicht einmal mehr daran erinnern können, dass es einmal ein Ladenschlussgesetz gab, und falls er in der Schule davon erfährt, wird er die Information mental irgendwo zwischen Hexenverfolgung und 5-1/4-Zoll-Diskette abheften. Es wird eine neue, schönere Welt sein, in der es weder Not noch Hunger gibt. Zumindest in Berlin und nachts.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Durchgehend gelogen


05.11.2006 | 00:58 | Berlin | Supertiere

Die weissen Frösche


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Seit kurzem hat die Rütli-Schule, manche werden sich an sie erinnern, einen neuen Direktor und auch sonst ist an der Schule dem Vernehmen nach alles wieder in bester Ordnung, so dass der Brandbrief in der Rückschau bloss noch wie eine gelungene Marketingmassnahme zum Launch des Modelabels Rütli-Wear anmutet. Ausserdem wurden die vormals blaugrünen Riesenfrösche am Eingangstor, bekanntermassen die Wurzel allen Übels, weiss angestrichen, Neuanfang und so.

Das Ganze passierte vor mindestens drei Wochen und bis heute ist auf den Fröschen nicht ein einziger Buchstabe Graffiti zu finden. Was nur zwei Gründe haben kann: Entweder wurden die Rütli-Schüler von ihren Lehrern ermutigt, die Frösche nach eigenen Ideen zu verschönern; und die Aufforderung, etwas zu bemalen, ist die beste Voraussetzung, dass es für immer weiss bleibt, wie man hier oder auch hier sehen kann. Oder aber das Aggressionspotenzial der Frösche sorgt für dermassen viel Respekt unter Sprayern und Street-Artisten, dass sie sich lieber unbedenklichere Ziele wie mittelschwer bewachte S-Bahn-Depots suchen. In diesem Fall dürfte es nicht mehr lange dauern, bis Nofitti aufmerksam auf die Sache wird und entsprechende Architekturprojekte startet. 2030 dürfte Deutschland dann ein graffitifreies Land sein, dafür vollgestellt mit Häusern in Form von 25 m hohen Fröschen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die teuflischen Frösche und Weisser Riese


31.10.2006 | 01:11 | Berlin | Was fehlt

And She's Buying ...

In der Simpsons-Folge Marge vs. the Monorail wird den Springfieldern eine defekte Einschienenbahn angedreht. Es gibt eine Beinahekatastrophe und am Ende der Folge sagt Marge: "And that was the only folly the people of Springfield ever embarked upon. Except for the popsicle stick skyscraper. And the 50-foot magnifying glass. And that escalator to nowhere." Die Simpsons mal wieder, herrlich. Rolltreppe ins Nichts, wie kommt man nur auf so einen Schwachsinn? Ach ja, die Abbildung oben zeigt übrigens den Entwurf von archiscape für eine Aussichtsplattform im Berliner Fritz-Schloss-Park mit Blick auf den neuen Hauptbahnhof (gefunden hier). Ganz hübsch, oder?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der in der Luft geht


23.10.2006 | 12:34 | Berlin | Papierrascheln

Après Bunny Formate Vol. 10


Deutschland sucht den Superschriftsteller
Seit langem beschäftigt sich die Literaturwissenschaft ergebnislos mit der Frage "Wer ist eigentlich der beste Autor?" Die ZIA wird am Mittwoch, den 25. Oktober im nbi mit Hilfe eines kontrollierten Versuchs die endgültige Antwort herausfinden: Verschiedene Autoren u.a. der Riesenmaschine (Wolfgang Herrndorf, Jochen Schmidt, Klaus Cäsar Zehrer, Bettina Andrae, Jens Friebe und Joachim Lottmann) treten in den entscheidenden Disziplinen "Metaphern-Jeopardy", "Romananfänge", "Berufsangemessene Kleidung", "Protagonistennamen" und "Lyrisches Schaffen" gegeneinander an. Hinterher bekommt der Sieger eine Urkunde und darf sich "Bester Autor von allen" nennen. Denn: "Literatur, das ist doch eigentlich auch nur Geschriebenes." (Max Hiller). Die wissenschaftliche Durchführung gewährleisten Kathrin Passig und das Hilfscheckerbunny. Einlass ab 19:30, 5 Euro.


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