Riesenmaschine

17.12.2006 | 11:23 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Terror in H0


Ablenkungsmanöver (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Währenddessen:
Giftgasanschlag am Hauptbahnhof (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenig wirkt auf den Menschen beruhigender als eine ganz, ganz kleine Bedrohung, man vergleiche auch die Beliebtheit ganz, ganz kleiner Hunde. Wenn in Sim City Flugzeuge abstürzen und Roboter ganze Städte zertrampeln, in Anno 1701 Tornados und Vulkane die kleine Welt aufräumen und anderswo vollbesetzte Achterbahnen in Menschenmengen rasen, dann jauchzt der Benutzer vor Freude und holt sich ein neues Getränk mit Eiswürfeln darin, als kleine Erinnerung an die letzte Eiszeit. Aber Vorsicht, die Miniaturisierung lässt sich nicht beliebig weit treiben: Wenn innen im Körper Lebewesen ihr Waffenarsenal auffahren, die so klein sind, dass man sie mit blossem Auge selbst dann nicht sehen könnte, wenn man innen Augen hätte, legt sich der Mensch ins Bett und ist unzufrieden, stirbt manchmal sogar. Spieleentwickler und Hersteller von Modelleisenbahn-Glaskästen (hier: Bahnhof Spandau) sind daher gut beraten, den aktuellen Nano-Trend gelassen an sich vorbeiziehen zu lassen. H0 hat schon die richtige Grösse. Auf jeden Fall besser als Spur N.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Sex in H0


14.12.2006 | 19:06 | Anderswo | Fakten und Figuren | Sachen kaufen

Prothesenmarketinggötter

Wenn man Werber fragt, wofür sie niemals Werbung machen würden, sagen ca. neun von zehn nach mittlerer Bedenkzeit: "äh ... Landminen". Nur konsequent, dass es jetzt Werbung für quasi das Gegenteil gibt. Am Göttinger Bahnhof bewirbt der ortsansässige Healthcare-Anbieter Otto Bock (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Kunststoffhersteller mit dem grandiosen Claim "Best in foam") eines seiner Spitzenprodukte: Unterschenkelprothesen. Die federführende Lead-Agentur konnte leider nicht ermittelt werden, aber die Kampagne darf als gelungen gelten. Weil nach wie vor das Gros der Deutschen sich mit englischsprachigen Werbeslogans schwertut, wird die eingängige Kernbotschaft "Technology for people" eleganterweise mit übersetzt. Auch das Key-Visual ist mit Autoreifen gut gewählt. Schliesslich sind Reifen so etwas wie die künstlichen Beine des Autos, ohne die es auch nicht laufen könnte. Und wird nicht das Mängelwesen Mensch erst durch die technologisch erweiterten Handlungsspielräume des Individualverkehrs, sprich: durch das Tele-Organ des Autos buchstäblich zum "Prothesengott"? Doch, wohl. Einziger Einwand, wenn man denn partout etwas auszusetzen finden wollte, wäre, dass auch eine noch so gelungene Kampagne in diesem Segment nicht zur Marktausweitung führt, jedenfalls nicht, so lange die Apotemnophilie noch nicht als flächendeckender Trend Raum gegriffen hat. Um die Kampagne unter dem Gesichtspunkt der Effizienz noch zu optimieren, müsste man nolens volens – es hilft ja nichts – also doch über eine flankierende Kampagne für Landminen nachdenken. Denn streng ökonomisch sind Landminen und Prothesen komplementäre Produkte auf gekoppelten Märkten (vgl. Drucker/Toner, Kaffeemaschinen/Pads).


08.12.2006 | 11:40 | Anderswo | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Revolutionäre Uhr


Schon wieder zwanzig vor!
Können Sie uns mal schnell sagen, wie spät es ist? Ach, da ist ja die Uhr links. Das war einfach. Schwieriger ist zu bestimmen, aus welcher Zeit die Uhr hier stammt und aus welchem Material der giftgrüne, transparente Block ist, in dem sie steckt. Auf Anhieb würde man wohl meinen: 20. Jahrhundert, Sechziger oder Siebziger Jahre, Acryl- bzw. Plexiglas. Und niemand würde sich wirklich wundern, wenn der Block morgen als "Uhr Tikka" bei IKEA stehen würde. Tatsächlich steht die Uhr aber in einer Vitrine des Militärmuseums der chinesischen Volksrevolution in Peking – und ist mindestens siebzig Jahre alt.

Das geht aus dem Schild neben der Uhr hervor, das besagt, dass sie von der chinesischen Roten Armee in der revolutionären Basis des Fujian-Zhejiang-Jiangxi-Gebiets verwendet wurde. Dieses Gebiet wurde von den Kommunisten nur von Januar 1929 bis Oktober 1934 gehalten, dann machte man sich auf der Flucht vor den Guomindang-Truppen auf den Langen Marsch nach Norden. Interessanter Weise wurde ungefähr zur selben Zeit (1928) das Acrylglas erfunden, das die deutsche Firma Röhm & Haas 1933 unter dem Markennamen Plexiglas auf den Markt brachte. Ist es also in der kurzen Zeit dieser revolutionären Plexiglas-Uhr gelungen, sich von Deutschland in ein chinesisches Sowjetgebiet durchzuschlagen, das obendrein von feindlichen Truppen umzingelt war?

Unmöglich wäre es nicht. Mag aber auch sein, dass der Block aus transparentem Bakelit ist, oder aus Glas, obwohl er nicht so aussieht. Dann müsste man sich nur noch über die Bauhaus-Form des Weckers wundern. Fragen kann man sich aber auch mal, warum die Zeiger auf zwanzig vor zwölf stehen? Vielleicht sollen sie uns ja darauf hinweisen, dass es im deutschen Sprachraum viel öfter zwanzig vor als zehn vor zwölf ist, aber niemals fünfzehn vor zwölf, weil man lieber Viertel vor zwölf sagt. Na, höchstwahrscheinlich nicht.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (6)


06.12.2006 | 07:05 | Anderswo | Fakten und Figuren

Tiere wegwerfen


Das dritte V
(Foto: mmckeay / Lizenz)
Lebende Tiere loszuwerden ist schon nicht einfach, denn wer wohnt schon in der Nähe einer Autobahnraststätte. Bei toten Tieren wird es noch schwieriger, weil sie nicht mal mehr laufen können. Wenn man sie also nicht essen will, zum Beispiel weil sie sich lästige Krankheiten zugezogen haben, steht man vor einem ernsten Problem, das noch dadurch erschwert wird, dass moderne Nutztiere seltsamerweise gern in grossen Massen vorkommen, etwa nach dem Einsperren. Mit diesen und ähnlichgelagerten Sachlagen befasst sich das National Carcass Disposal Symposium, das in diesen Tagen in Beltsville/Maryland stattfindet (via Improbable Research), und zwar leider ohne Riesenmaschinenkorrespondenten vor Ort. Das ist vor allem deshalb bedauerlich, weil der Post-Symposiums-Kalender die Vorführung der wichtigen V3-Methoden zum Umgang mit toten Tieren (Verbrennen, Verwesen, Verdauen) beinhaltet. Das hätte man schon gern gesehen, genauso wie die Session am vergangenen Dienstag, in der es z.B. um die Entsorgung angestrandeter Walleichen ging. Vergraben ist in diesem Fall wohl keine schnelle Lösung. Und was meint Patrick Crowley aus Montana wohl, wenn er vom "Seasonal Rotation Approach" zur Kompostierung von Road Kill spricht? Sowas Ähnliches wie Dreifelderwirtschaft vielleicht? Schade, man wird es nie erfahren.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Stavros ist tot


05.12.2006 | 18:13 | Fakten und Figuren

Day of the Ninja


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es ist still geworden um die Ninjas. In den Achtzigern waren sie noch die Stars von Kinofilmen, Comics und diversen Computerspielen, jetzt sitzen allein sie in billigen Sozialwohnungen, ernähren sich von Pizzas und schlagen die Zeit tot, natürlich vollkommen lautlos. Doch heute wird diese Tristesse unterbrochen, da kommen sie zusammen, um gemeinsam den Day of the Ninja zu feiern. Dieser wurde, wie alle vernünftigen Feiertage, von einer Firma, naja, eher einem Internetprojekt, erfunden, nämlich Ninja Burger ("Guaranteed delivery in 30 minutes or less, or we commit Seppuku!"). Wesentliche Motivation bei der Ausrufung des Tages war es natürlich, dem Talk Like A Pirate Day etwas entgegen zu setzen, denn wie man weiss, herrscht im Internet seit Jahren ein erbitterter Kampf zwischen Ninjas und Piraten. Anlässlich des heutigen Tages gibt es deshalb einen Haufen Ninja-Events, allerdings ist keines davon in Deutschland, hier kann man bloss den eigenen Namen vom Ninja Text Generator schreiben lassen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Rede wie Männer ohne Moral (Piraten)


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