Riesenmaschine

07.11.2006 | 14:04 | Anderswo | Fakten und Figuren

Nicht bestellt, aber abgeholt


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"Das Bedürfnis, etwas zu schaffen, neue Ideen hervorzubringen und diese Ideen auch durchzusetzen sind erste Merkmale der Intelligenz" sagt der russische Bildhauer Zurab Zereteli. Nicht spricht er von der Art, wie diese Ideen durchzusetzen seien. Er selbst hat da eine intelligente Lösung gefunden. Nachdem er Moskau und eine Reihe weiterer russischer Städte mit seinen Skulpturen gegen den heftigen Protest zahlreicher intellektueller Kunstbanausen praktisch zwangsbeglückt und zugemöbelt hat, wollte er einen 126 Meter hohen Columbus zunächst den USA schenken. Als die ihn ablehnten, wanderte er über die ebenfalls desinteressierten Staaten Venezuela, Brasilien und Dominikanische Republik schliesslich wieder zurück in seine Heimat, wo er mit einem anderen Kopf versehen nun am Ufer der Moskwa als Peter der Grosse steht.

Auch die Stadt St Petersburg hat kein Zeretelidenkmal bestellt, aber jetzt eines bekommen, mit den einfachen aber zwingenden Worten Zeretelis: "Ich fahre zurück nach Moskau, und das Denkmal bleibt hier" verabschiedete sich der Meister. Mehrfach bekam das Denkmal einen neuen Standort, bis es seinen endgültigen fand: Auf dem Platz vor dem Hotel "Pribaltiskaja", einem monumentalen Plattenbau. Wo hingegen der Putin im Kimono hin soll, an dem er gerade arbeitet, ist noch nicht ganz raus. Vielleicht schenkt er ihn ja der Stadt Hannover.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


06.11.2006 | 00:27 | Anderswo | Fakten und Figuren

Borat, Bruno, Bewarzer


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nach dem riesigen Erfolg des Films "Borat", und nachdem nun langsam durchsickert, dass der angeblich kasachische Journalist Borat Sagdiyev in Wirklichkeit ein englischer Komiker namens Sacha Baron Cohen ist, beschäftigen sich die Medien derzeit verstärkt mit den anderen Aliasen Cohens. Noch nicht abzusehen ist, mit welchem seiner Kunstfiguren er als nächstes an den enormen Erfolg von Borat anzuschliessen gedenkt. Ist es der österreichische OJRF-Modejournalist Bruno ("How far up the poopenschaft can it go before it's dangerous?") oder doch eher, was wahrscheinlicher ist, mit Eckhard Bewarzer, dem deutschen Reporter, der einmal pro Woche auf SPAM, dem Investigationsportal von Spiegel Online, aus den Krisenregionen der Welt berichtet.

Für Bewarzer spricht, dass Deutschland einfach ein attraktiver und grosser Markt ist, wenn deutsche Belange thematisiert werden (Stichwort "Deutschland, ein Sommermärchen"). Für Bruno, dass er aus einem nicht unähnlichen Land wie Kasachstan kommt, mit einer Bevölkerung mit bizarren Regeln, Gebräuchen und skrupellosen Klopapierdieben.


04.11.2006 | 14:04 | Fakten und Figuren

Sex in H0


'Sexy Ladies' und 'Sexy Scenes', in Mauritius handbemalt (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit hat in den letzen Jahren im Massstab 1:87 diejenige Revolution stattgefunden, die im richtigen Leben irgendwann um 68 herum stattgefunden hat, nämlich die sexuelle. Dazu muss man wissen, dass sich die Firmen Preiser, Noch und Viessmann den deutschen Markt an Modellbahndekorationsfigürchen teilen. Das ist ein hartes Geschäft und da können Lobo und Friebe noch lange in Werberpopanzsprache daherreden, hier gilt: Sex sells. Preiser hat diese Entwicklung weitgehend verschlafen und ist nie über die Sexiness der Familie Krause am Strand herausgekommen, und dies, obwohl Preiser dereinst so wichtig war, dass Figürchen im Massstab H0 in einschlägigen Kreisen auch Preiserlein genannt werden. Noch hingegen hat die Zeichen der Zeit als erste erkannt und zuerst mit den 'Badenden' und dann mit 'FKK' und 'Sauna' zwei Themenwelten ins Programm aufgenommen, die zumindest im eher biederen Eisenbahnmodellbauermilieu als sexuell konnotiert gelten dürften. Diese verkauften sich wie blöd und also legte Noch nach: Mit den Sexy Ladies brachten sie Playmates und mit Sexy Scenes schliesslich richtig echte 'Liebesakte' auf den Markt.

Und Viessmann? Viessmann liess sich lange Zeit und kommt jetzt aber mit einem Produkt, das so geschickt die Freude am bewegten Modell und die Zuschaufreude verbindet, dass der Markt aufgemischt werden wird, wie noch selten ein Markt aufgemischt wurde: Auf einem Bett liegt ein Nackter und auf ihm sitzt eine Frau, die mit einem winzig kleinen Magneten schwanger ist. Unter dem Bett aber sitzt ein kleiner Motor, der einen Magneten rotieren lässt und was dann passiert, naja, wers wissen will: Viessmann Liebespaar beweglich, mit Bett, 27 Euro, drei Geschwindigkeitsstufen, ab 18 Jahren.


01.11.2006 | 19:13 | Anderswo | Fakten und Figuren

Urbane Urinale


Baugleich, in Brighton (Foto: elsie)
Ganz allgemein weiss man ja nicht, ob es so gut ist, ohnehin Unvermeidliches zum Trost ästhetisch zu verbrämen (vgl. Gefängnisse, "Reizwäsche"). Aber nicht deshalb wurden die in der Wiener Opernpassage angebrachte Pissoirs der Marke Kisses von der Grünen-Stadträtin Monika Vana kritisiert, sondern weil sie ein Bild der Frau als willige Schwanzlutscherin vermittelten (Quelle: taz-Blog). Mal abgesehen davon, dass auch Männer, diese notorischen Ferkel, sich nur im äussersten Notfall von Urinalen den Schwanz lutschen lassen, ist das ein bisschen ungerecht: Der Mystique Night Club in Bangkok bleibt trotz gleicher Urinalausstattung vom Zorn grüner Stadträtinnen verschont.

So lange die weltweite Pinkellandschaft ästhetisch so karg ausgestattet bleibt, kommen wir einer Antwort auf die eingangs angesprochene Frage jedenfalls nicht näher. Ausser Clark Sorensens Blumen und Muscheln und irgendwelchen Porzellankirchen und Ritterburgen gibt es kaum Alternativen zum klassischen Baumarktmodell. Wir müssen also zum wiederholten Male die Designer ermahnen, nicht so viele Weinaufbewahrungslösungen und Wasserhähne zu designen, sondern hin und wieder auch mal ein Urinal, eine geräumige Flasche oder wenigstens einen Baum zum Dranpinkeln. Bäume sind auch ganz schön.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Was ist eigentlich Bayerische Gesundheitsideologie genau?


28.10.2006 | 20:30 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren

Dunkle Stellen

Jetzt hat Uranus also einen dunklen Fleck. Flecken an sich sind natürlich erstmal nicht besorgniserregend, alle Planeten sind in gewisser Weise fleckig. Der Grosse Rote Fleck auf Jupiter etwa geht schon seit fünfhundert Jahren nicht mehr raus und wurde so zum berühmtesten Fleck der Welt. Aber dieser neue Fleck da auf Uranus ist eindeutig dunkel, fast schwarz. Ein dunkler Fleck auf Uranus? Was kann das bedeuten? Muss man sich kümmern? Von der Sonne und anderen Sternen ist man dunkle Flecken zwar gewöhnt, Stellen, an denen sich das Magnetfeld rücksichtslos durch die Atmosphäre bohrt, aber das ist ja schliesslich die Sonne, die kann sich das leisten. Jedoch Uranus? Ein dunkler Fleck auf Uranus? Zu lange in der Sonne gelegen könnte natürlich sein, denn der Nordpol von Uranus liegt gar nicht im Norden, sondern ungefähr dort, wo die Sonne steht – der Fleck somit Tag und Nacht mitten im Licht. (Genaugenommen hat Uranus Tag und Nacht zum Grossteil abgeschafft – eine gute Entscheidung.) Aber kann man Melanome kriegen, wenn es draussen minus zweihundert Grad und also saukalt ist? Wieso lässt man sich unter solchen Bedingungen kein Fell wachsen? Jedenfalls: Uranus hat jetzt einen dunklen Fleck.


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