Riesenmaschine

27.10.2006 | 11:37 | Anderswo | Fakten und Figuren

Über Bandenwerbung


Kanada, angeblich (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Firma Gizmodo macht uns auf eine Entdeckung von dieser Firma aufmerksam, nämlich um das nebenstehende Bild. Bei der Satellitenbildschleuder Google Maps unter circa 50° nördlicher Länge und ungefähr 110° westlicher Breite – Kenner der Materie wissen: es kann sich nur um Alberta in Kanada handeln -findet sich ein Indianerkopf in Riesengrösse gemeisselt in den Berg. Das sowieso nicht existierende Marsgesicht kackt doppelt ab. Denn der Indianer hat deutlich einen iPod-Kopfhörer im Ohr und ist so die mit weitem Abstand grösste Massnahme des GAM, des Giant Ambient Marketing. Und möge dieser Kopf auch irgendwie hingehackt und fälscherisch eingepflegt worden sein in Google Maps, eine neue Form der Werbung über Satelliten-Bande ist in die Marketinggeschichte geschleust worden. An dieser Stelle postulieren wir Google Maps-Werbeflächen auf Dächern und Bauern, die ihr Geld nicht nur über Subventionen verdienen, sondern auch durch eine logoorientierte Art des Mähens. Und wer weiss, vielleicht hat auch Werbestratege Hitler damals die Vorahnung von Google Maps geschickt ausgenutzt.


26.10.2006 | 04:52 | Fakten und Figuren

Blutsaugen ausgerechnet


Foto: JLplusAL
Nur wenige Menschen glauben an blutsaugende Artgenossen, wir haben schliesslich genug Scherereien mit Mücken und Zecken. Für die Minderheit liefert Prof. Costas Efthimiou aus Florida passend zu Halloween das ultimative Mittel gegen Vampire, und zwar weder Knoblauch noch Brücken, sondern einfache Mathematik. Gäbe es Vampire wirklich, so rechnet er vor, hätten sie innerhalb weniger Jahre sämtliche Menschen angebissen und damit in Vampire verwandelt, so dass sehr schnell nicht genug Nahrung für alle Vampire verfügbar wäre. Schon nach dreissig Monaten, so die Rechnung, würden sich 536.870.912 Vampire auf der Erde herumtreiben, vorzugsweise in grusligen Ländern wie Österreich und Usbekistan vermutlich. Gäbe es also Vampire, wäre die Menschheit schon lange ausgerottet. Zombies gibt es übrigens auch nicht, genausowenig wie Geister, sagt jedenfalls die Wissenschaft. Vermutlich gibt es nicht mal Tonbandstimmen. Fucking scary.


24.10.2006 | 04:42 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Bayerische Gesundheitsideologie


Auf Zahnstein gebaut: Heidelberg

Licensed by: Bayerische Gesundheitsideologie
Gleich mehrfach verweist die Verpackung dieser chinesischen Zahnseide aus dem Hause BGG in Guangzhou auf ihren europäischen Ursprung. Einerseits trägt sie den Namen einer auf Zahnstein gebauten deutschen Stadt am Neckar; andererseits firmiert sie auch unter dem, in lateinischen Buchstaben geschriebenen, Markennamen Victoria-C Antiseptic (hier nicht im Bild); obendrein soll das Zahnputzzeug von einer Firma lizenziert sein, deren Markenzeichen ein kleines norddeutsches Fachwerkhaus ist, die aber Bayerische Gesundheitsideologie GmbH heisst und ihr Stammhaus irgendwo in Deutschland hat. Noch mal, zum Kopieren und in die Googlesuchmaske Pasten: "Bayerische Gesundheitsideologie GmbH, Germany", genau.

Das ist so bewundernswert erlogen, dass dagegen selbst die zusammenphantasierte Firmengeschichte der Schwindelschneider von Kessar Impereore verblasst. (Der Vorstand ist übrigens immer noch nicht gefasst!) Kühler wäre wohl nur einer, der aus Deutschland in die BGG-Firmenzentrale nach Guangzhou führe, um als Vorstandsmitglied von BGG Germany die dortigen Erzflunkerer einmal gründlich auf ihre bayerische, gesundheitsideologische Standfestigkeit zu prüfen, und die seit Jahren ausstehenden Lizenzgebühren kassiert. Bloss, wer macht's?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wiedervorlage: Die Akte Kessar

Christian Y. Schmidt, Member of ZIA-Group, Germany | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


23.10.2006 | 18:25 | Anderswo | Fakten und Figuren

Arme Kunst


Ein Wurm (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Kein Wurm (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Harry Rowohlt hat mal behauptet, dass Symmetrie die Kunst der Armen sei, das mag wohl stimmen, denn sie ist leicht zu begreifen, zu imitieren, tut nicht weh und beruhigt. Siehe Wolf Haas´ Buch "Das Wetter vor 15 Jahren", der erste vollkommen symmetrische Roman, der gar kein Roman ist, sondern ein Gespräch über einen Roman, der aus lauter Spiegelbildern besteht, so vielen, dass es am Ende leider nervt. Der Künstler Erwin Wurm, dem derzeit im Wiener MuMoK eine umfangreiche Personale gewidmet ist, macht noch ärmere Kunst, auch sie ist leicht verständlich und tut nicht weh. In erster Linie imitiert er Partyspielchen mit Obst und Gemüse, sowie andere Kollegen wie Roman Signer. Er verwendet Haushaltsgegenstände und kostümiert seine Modelle wie für den Kinderfasching. Er steckt seinen Kopf in einen Kühlschrank, und nennt das "Keep a cool head". Er lässt ein kleines Häuschen auf dem Dach des Museums installieren, und behauptet, dies sei eine Kritik an Spiessbürgerlichkeit. Dabei imitiert er lediglich die Wetterhäuschen auf dem Dach des benachbarten Parlaments, die dort bis vor kurzem wegen der Restaurierungsarbeiten herumstanden. Aber vielleicht ist es nur ein instinktiver symmetrischer Akt, weil Museum und Parlament so bipolare Punkte sind, und Wurm kennt vielleicht noch nicht einmal die Kunst der Symmetrie, er ahnt sie nur. Ahnkunst, eventuell ein neues Genre?

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


10.10.2006 | 18:16 | Anderswo | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

So geht's nicht: Werbung

Frankfurt ist nicht nur Banken-, sondern auch Werbemetropole, irgendwie. Am Hauptbahnhof gibt es nun ein Riesenplakat, das scheinbar für ein Hotel wirbt. Die Wirklichkeit jedoch erkennt nur der Fachmann: Bei dem Plakat handelt es sich um das grösste "So nicht" in der deutschen Werbung. Die herstellende Agentur hat im Prinzip alle denkbaren Fehler in ein Motiv gesteckt, um den aus aller Welt ankommenden Anzeigen-Adepten zu zeigen, wo der Hase nicht im Pfeffer liegt. Wir erklären hier in alter Riesenmaschine-Tradition noch einmal das sowieso schon Klare:


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Herrlich deutlich wird bei 1), wie man Geschäftsleute plattestmöglich anspricht, indem man auf Krampf Businesstalk mit in den Text quirlt. 2) wirbt mit "stilvoll" und zeigt, wie wenig Stil man hat, wenn man überhaupt erst sagen muss, dass man Stil hat. Dagegen sind 3) und 6) in Kombination, die "Nächte" und die blonde Frau, ein Hinweis für den ungeübten Neuwerber, dass Werbung mit Sex einfach nicht funktioniert, wenn das Produkt nichts damit zu tun hat. Unterschwellig soll wohl angezeigt werden, dass das Hotel Pay-TV hat. Bemerkenswert, wie beispielhaft tief herunter man bei der Abbildung der Frau gekommen ist, die nicht nur in einer unfassbar künstlichen Prämasturbationshaltung, sondern auch extra farbig abgebildet ist, damit man sie als Blondine erkennt. Der grobe Fehler bei 4) ist natürlich das Wort günstig: auch, wenn Zimmer bis 465 Euro die Nacht kosten, für irgendeinen Scheich werden sie schon günstig sein. Günstig ist ja subjektiv. Bei Nummer 5) macht uns die Agentur die Unterirdik gleich zweier Ideen deutlich: wenn es um Schlafen geht, muss ein Bett in die Anzeige und wenn schon ein Bett, dann eins, das so gemütlich aussieht wie ein Plastiktelefon von T-Com. Noch dazu hat die Lampe zwar Stiel, aber keinen Fuss, womit sicher die Agentur zeigen wollte, wie peinlich logische Versäumnisse im Bildaufbau sind. Die 7) bringt uns den mit Nr. 2) verbundenen Fehler nahe, ein Mies van der Rohe-Möbel in den Vordergrund zu stellen, um den Eindruck von Stil zu erzeugen. 8) schliesslich stellt den Kardinalfehler überhaupt dar, nämlich sinnlose Muster über das Plakat zu verteilen, als gäbe es kein Gestern. Die Botschaft: Ornament ist Erbrechen. Danke für dieses wunderbar-grauenvolle Fanal, wie man nicht wirbt.


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