Geht doch.Schon viele haben es gefordert, wir jetzt also auch: Berlin braucht endlich Berge und Meer direkt neben der Stadt. Beim Thema Meer ist das einfach, die Zeit arbeitet für uns, denn wenn der Meeresspiegel noch um rund 30 Meter steigt, wird Berlin zur Küstenstadt – weshalb der geplante Neubau des Vattenfall-Steinkohlekraftwerks Klingenberg vorbehaltlos unterstützt werden sollte. Für Berge müsste man sich hingegen auf die Plattentektonik verlassen, ein langer, zäher und nicht besonders zuverlässiger Prozess. Hier sind die Parteien gefordert.
Kingsbarns vor und nach Erfindung des Autos (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Holistisch denken heisst, die Ursache des Grossen im Kleinen zu suchen, dabei Raum- und Zeitgrenzen zu negieren, oder ganz anders formuliert: Jeder Zipfel der Welt ist wichtig. Deshalb erscheint es vollkommen arbiträr, Berlin verbessern zu wollen, indem man ausgerechnet in Berlin damit anfängt. Warum bloss? Niemand wird die Lösung für Berlins Probleme so offensichtlich in Berlin verstecken. Und weil nach diesem Ansatz jeder Ort gleichwahrscheinlich der alles entscheidende ist, kann man mit der Berlinverbesserung genausogut in einem kleinen schottischen Fischerdorf anfangen, nennen wir es Kingsbarns.
Nun, in Kingsbarns jedoch läuft alles in Zeitlupe ab. Ja, 2007 brachte gewaltige Fortschritte, so wurden etwa die Buswartehäuschen von einfachen Ziegenställen in moderne Feldsteinkaten verwandelt. Zudem wurde ein neuer Supertrend entdeckt: Cross-Skateboarding auf Golfplätzen, ein vergnüglicher Spass für immerhin die halbe Familie. Auf der anderen Seite jedoch ist neulich die Kirchturmuhr stehengeblieben. In Kingsbarns ist der Fortschritt ein kleiner Knabe, der auf der Strasse spielt und Glasmurmeln in den Misthaufen wirft.
Weswegen wir uns für 2008 bescheiden geben wollen: Kingsbarns braucht eigentlich nur alles, was Berlin auch nicht hat – eine Abschussrampe für Langstreckenraketen, ein deutschsprachiges Literaturfestival mit wertvollen Preisen, eine Anlegestelle für Luftkissenboote, einen Exotenzoo mit südamerikanischen Nagetieren und einen grossen, gewaltigen Quader aus schimmerndem Stahl. Und wenn man schon mal dabei ist, kann man auch gleich ein Direktglasfaserbreitbandbackbone oder so nach Berlin einbauen.
Foto: minijoan / LizenzDas winzige Badeschiff vor der Arena ist immer brechend voll, die riesige Spree fast menschenleer, das kann nicht richtig sein. Für eine gleichmässigere Verteilung der Badegäste schlagen wir vor, einfach sauberes Wasser in die Spree zu füllen, das schmutzige Spreewasser dafür ins Badeschiff zu leiten. Wahlweise könnte eine Plakatkampagne zur allgemeinen Schmutzdesensibilisierung der Berliner das Badeplatzproblem lindern. Die Inder baden schliesslich auch im Ganges, und der ist bestimmt noch viel dreckiger.
Warum nicht auch in Berlin? (Foto: dblackadder) (Lizenz)Die Berliner Tierwelt stagniert, sie besteht seit Jahren nahezu unverändert aus den notorischen Hunden, diversen Insekten und Vögeln. Dazu kommen leider sehr scheue und entsprechend begehrte Ratten, Kaninchen, Mäuse, Igel und Füchse (ihre Wildschweine wollen die feinen Westrandbewohner ja leider nicht mit dem Rest der Stadt teilen). Dringend geboten ist eine horizontale Erweiterung der Angebotspalette auf Tiere, die sich anderswo längst bewährt haben, wie etwa Waschbären, Stinktiere, Streifenhörnchen oder Affen/Kühe. Biber wären natürlich auch toll.
Seit Jahren wird in Berlin nun schon über Wassertaxis gestritten. Eine rückständige Debatte. Schliesslich gibt es in Berlin viel mehr Luft als Wasser – hier liegt die Zukunft, und die einzige angemessene Art der Fortbewegung in der Luft ist bekanntermassen im Helikopter. Als leuchtendes Beispiel sollte São Paulo dienen, wo rund 700 Hubschrauber als Taxis im Einsatz sind. Auch die Situationisten waren bereits der Ansicht, dass der Sozialismus dann verwirklicht ist, wenn jeder Mensch seinen eigenen Hubschrauber vor der Haustür stehen hat: ein politisches Projekt, das die heutige Linke unbedingt auf Wiedervorlage nehmen sollte.