Riesenmaschine

21.05.2008 | 02:18 | Berlin | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Endlich: Kiosk-DNA komplett enschlüsselt!


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Die Welt da draussen ist eine Ansammlung von zahllosen Variationen des Immergleichen: Ob Wolken, Blätter, Berge, Zebras oder Schnee-, äh, -eulen – sie alle sehen sich irre ähnlich (also die Wolken untereinander, schon klar) und doch ist jedes Ding einzigartig. Das ist der Grundbauplan der Natur, sie hat es sich so ausgedacht, damit wir uns nicht langweilen. Oder weil die Copy+Paste-Funktion erst viel später erfunden wurde.

In der Stadt ist das nicht anders: Geschätzte 32 Millionen viergeschossige und stuckverkleidete Altbauten stehen z.B. in Berlin herum, auf den ersten Blick sehen alle gleich aus, und dennoch gibt es keine Doppelten. Jede Restaurantstuhlanordnung ist einmalig, genauso wie die soziale Zusammensetzung der Mietparteien eines Mehrfamilienhauses, die Abfolge von Läden auf einer Einkaufsstrasse oder die Automarkenmischung in einer Parkhausetage.

Eine Veranschaulichung dieses Prinzips gibt es jetzt als Legespiel, gestaltet von Max Mondon: Bei BerlinKiosk können über 300 gängige Kioskprodukte, umgesetzt im eboy-inspirierten Pixel-Art-Look, frei in einer Kioskschablone
angeordnet werden. Nebenbei bekommt man einen Eindruck von Platz- und Aufmerksamkeitsökonomie im urbanen Raum und versteht, warum Tetris eben doch eine Schlüsselqualifikation im modernen Arbeitsalltag darstellt, zumindest in gewissen Branchen.


05.05.2008 | 09:01 | Anderswo | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Ein durchschnittlicher Tag in der Aufzugfirma


Das Bild oben rechts zeigt eine verwirrte Person (Foto: Kathrin Passig)
Nein, man könne den Lift nicht mehr zurücknehmen, nur weil er elf Knöpfe und das Hotel siebeneinhalb Stockwerke habe. Schliesslich sei er schon aus der Originalverpackung entnommen worden. Nein, nicht einmal, wenn der Absender das Porto trage. Und was das überhaupt sei, ein Stockwerk "3M". Man fertige gern für jeden Sonderwunsch der Kunden einen Spezialaufzug an, gegen entsprechenden Aufpreis natürlich. Davon sei hier aber nie die Rede gewesen, im Gegenteil, im Auftrag seien ausdrücklich betrunkene spanische Studenten als Zielgruppe des smart city hostel Edinburgh genannt, für die "irgendein alter Flaschenzug mit Eimern" allemal ausreiche. Diese Spezifikationen habe man ja wohl übererfüllt. Man schlage vor, dass der Kunde sich mit der Lieferung irgendwie arrangiere oder eben einen neuen Auftrag erteile. Was ihm jederzeit freistehe. Und einen schönen Tag noch.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein schöner Tag in der Unibibliothek


23.04.2008 | 15:44 | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt | Effekte und Syndrome

SUVrealismus


Crossover zwischen Studiofotografie und Psychose (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ein überdimensionaler Hammer droht einen Kompakt-SUV zu zerkloppen, beäugt von einem missgünstigen Flachbau mit Backsteinpranken (einem engen Verwandten des Furbyhauses) und dem Rest der debilen Skyline. Was will uns dieses dalieske Werbemotiv sagen?
Will die böse Stadt dem kleinen Qashqai ("100% urban proof") etwa an die Chromleiste? War der Fotograf auf Pilzen? Oder hat die betreuende Agentur doch nur kurz und sinnentleert den ADC-Nagel-Magneten angeschmissen und browsert nun fröhlich mit Breitreifen auf unseren Sehgewohnheiten herum? Dass die Qashqai ein Nomadenstamm aus dem Iran sind, hilft bei der Bildexegese diesmal wider Erwarten nicht weiter.


08.04.2008 | 08:10 | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Schlaraffenraum


Alles. Zu seiner Zeit. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Eiche massiv musste am Ende weichen, denn schwedisches Zeug in der Mitte der Strasse eroberte sämtliche Nischen und Freiräume. Nun holt der alte Möbelriese Hülsta zum Gegenschlag aus und donnert der jungen dynamischen Zielgruppe ein hochgebirgiges Trendmassiv in die Fresse. Für die gnadenlos authentische Ansprache nimmt man einfach das fettigst-vorstellbare Trendsurrogat, und lässt es von seinen Möbeln aufsaugen. Derart gewissenhaft geschmiert sollen die folierten Spanplatten schliesslich die Lebenswelt des jungen Erfolgsmenschen penetrieren. Der möchte seine Trendobjekte nicht auf schlechten Möbeln wähnen, während er der allabendlichen Männerrunde im ranzig konzipierten Rockschuppen beiwohnt. Nachher spielt er noch einen Gig mit seiner Indierock-Band und legt im Anschluss Hip-Hop-Platten auf – natürlich in Basketballstiefeln. Am frühen Morgen folgt das entspannte Nachhauserollern mit dem Skateboard. Zur Erfrischung werden sodann Erdnussbuttertoast, Pizza, Pepsi und Pokerchips gereicht.

Jan-Christoph Deinert | Dauerhafter Link | Kommentare (10)


21.03.2008 | 15:22 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Zürich-Spezial IV: Schattengraffiti


Die Sonne bringt es an den Tag (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Seit den Tagen Harald Nägelis hat Zürich einen Ruf als Graffiti-Standort zu verlieren. Selbst das Treiben der Graffitiordner konnte der Innovationsfreude der hiesigen Graffiti-Szene keinen Abbruch tun, sondern hat im Gegenteil das Genre des 3D-Palimpsests provoziert. Ein besonderer hot spot für innovative Formate ist die Gegend um das Museum für Gestaltung, wo auch noch ein paar Nägelis im Original zu besichtigen sind. Genau gegenüber, in der Limmatstrasse tauchte kürzlich auch das erste Schattengraffiti der Stadt auf. Richtig neu ist diese Idee zwar nicht – in Berlin finden sich schon seit Jahren die Schattenumrisse von Parkautomaten auf dem Trottoir. Neu ist allerdings die Technik, es wurde hier nämlich mit Klebeband statt mit Sprühdose gearbeitet.

Reiseinformation: Anreise mit Tram 4 oder 13 bis Haltestelle Limmatplatz, rund um die Uhr geöffnet (am besten jedoch bei Laternenschein), kein Eintritt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Zürich-Spezial III: Lärmschutzpilze


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