25.01.2007 | 05:21 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren
 Süsse Teilchenphysik: Aprikonen in einer Pentaquarkmatrix. (Foto: kochtopf) Man darf der Physik nicht böse sein. Zwar hat ihre Ausübung über die Jahrhunderte Atombomben und Handys ermöglicht, aber auch das Internet und Wasserpistolen, und im Ganzen gleichen sich die Vor- und Nachteile aus, und die Wissenschaft von den Sachen und ihren Erlebnissen ist nutzneutral. Ganz genauso verhält es sich zufällig mit Materie und Antimaterie im Universum, Prozesse, die die eine erzeugen, erzeugen in den allermeisten Fällen auch die andere, und selbst wo das nicht so ist, weil mutwillig eine Symmetriebrechung verübt wird, gibt es keine Präferenz für die gute oder die böse Materie in den Modellen der Physik. Warum also gibt es mehr von der einen, und weniger von der anderen da draussen?
Diese Frage ist der Kern einer bislang unspaltbar harten Nuss, aber jetzt gibt es endlich eine Antwort. Einige Physiker folgten Eisenhowers Tipp, unlösbare Probleme einfach zu vergrössern, und bauten sich eine Theorie, die nicht nur das Fehlen der Antimaterie entschuldigt, sondern auch gleich noch erklärt, wo die ebenfalls sehr rätselhafte und noch nirgendwo direkt beobachtete dunkle Materie herkommen könnte. Die Antwort ist natürlich unbegreiflich und enthält so herrliche Dinge wie Baryogenese, Pentaquarks und Sphaleronen, was so grossartig klingt, dass sie eigentlich nur falsch sein kann. Und also, dem Bohr-Prinzip zufolge, wahr sein muss. Sphaleronen und Pentaquarks! Wer hätte das gedacht.
24.01.2007 | 19:06 | Sachen kaufen
 Was wäre eine Parklücke ohne Auto? (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Kinder suchen sich Aufgaben, die zu ihnen passen. Als die DDR in den 80ern 20.000 Golfs importierte, weil man das Volk bei Laune halten wollte, habe ich eine Weile versucht, auf der Strasse mitzuzählen, um zu ermitteln, ob diese Zahl der Wahrheit entsprach. Ich kam aber nur bis ca. 500, weil ich immer vergass, wie weit ich schon gezählt hatte. 20.000 Golfs, das waren immer noch 16,98 Millionen zu wenig, um uns alle zu versorgen, was als Weihnachtswunsch vielleicht unverschämt geklungen hätte, aber am Ende immer noch preiswerter gewesen wäre als die Wiedervereinigung. Jetzt gibt es die DDR nicht mehr, aber dafür schon 25 Millionen Golfs, mehr als es von uns je gab! Und wie jeder gute Vater behauptet auch VW, sich über jedes einzelne seiner Kinder zu freuen, was bei 25 Millionen Kindern auch den Gefühlshaushalt eines ausgesprochenen Familienmenschen überfordern dürfte. Aber Autos sind natürlich auch nicht so undankbar.
24.01.2007 | 12:02 | Anderswo | Alles wird schlechter | Zeichen und Wunder
 Gleich kann es Leben rettenEs ist passiert. Nach einer Kampfabstimmung wurde das komprimierte Handtuch heute Nacht um 0:38 Pekinger Ortszeit ins Wasser geworfen. Vorher hatte eine Minderheitenfraktion ihre Einwände gegen das Experiment zu Protokoll gegeben. Es fand dann wider Erwarten keine Explosion statt, noch ass "der Teufelssamen" "uns alle" "auf" (aus dem Protokoll). Im Wasser entfaltete sich die Handtuchtablette vielmehr quälend langsam. Gegen 0:51 nahm sie die Form eines Pac Man an, etwas später wurde daraus ein zu spät abgetriebener Embryo. Schliesslich hatte der Versuchsleiter selbst Hand anzulegen. Das Endergebnis war ein 60 mal 28 Zentimeter grosses, weisses Baumwollhandtuch. Es war triefend nass, das heisst, zum Abtrocknen denkbar ungeeignet.
Damit handelt es sich beim Magischen Handtuch aber keineswegs um eine ähnlich nutzlose Erfindung wie bei der selbstleuchtenden, klebrigen Hand mit Plastikgriff, dem japanischen Heuschnupfenhut oder der CSU. Im Gegenteil. Ein nasses Handtuch braucht jeder Mensch überall und dauernd: Zum Kopfkühlen in der Wüste oder zur Abwehr von Moskitos im Regenwald, für nasse Handtuchschlachten in der Umkleidekabine oder zum Spargelaufbewahren im Kühlschrank. Als fiebersenkender Wadenwickel kann es sogar lebensrettend wirken, oder vor Mund und Nase, wenn im Haus ein Feuer ausbricht. Das sollte man allerdings etwa 15 Minuten vorher wissen, weil das Handtuch die Vorlaufzeit braucht, um seine Wunderkräfte zu entfalten.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Magic Towel Ride
24.01.2007 | 01:03 | Berlin | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt | In eigener Sache
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Ein Jahr lang hatten sich das Supatop- und das Hilfscheckerbunny ins Private zurückgezogen. Haben ausgedehnte Spaziergänge gemacht, gute Bücher gelesen, Kinder bekommen, Klavier gespielt und mit Holz gearbeitet. Es war eine schöne und besinnliche Zeit, doch in den Abendnachrichten schwappte auch ihnen immer wieder unerbittlich die Realität vors Kaminfeuer. Wegen ein paar Karikaturen wurde ein argloser Problembär mit Polonium vergiftet, und Bayern München wurde schon wieder Deutscher Meister. Da können, da dürfen die Bunnies nicht länger schweigen und kehren 2007 zurück auf die Bühne. Ihr erstes bzw. 24. Thema ist natürlich "Wut & Zerstörung"! Als Gäste werden Hermann Bräuer und ein Überraschungsgast erwartet, ausserdem dabei sind der gute alte Fil, der bewährte Bunnygraph Kirk the Kirk und (neu) musikalische Untermalung von Swingin' Cäsar! Rock'n'Roll!
Berlin Bunny Lectures Vol. 24: Wut & Zerstörung Freitag, 26.1., ab 20 Uhr im nbi, Berlin, Schönhauser Allee 36)
23.01.2007 | 19:03 | Vermutungen über die Welt
 Die Entdeckung des Geldbewusstseins durch Kleinsäugetiere. (Foto: AlexK100) Das Bewusstsein ist ein scheues Tierchen, umgeben von drolligen Mythen. Julian Jaynes zum Beispiel vermutete seinen Ursprung im Ende der prähistorischen Herrschaft der Schizophrenie über die Erde, Sir John Eccles witterte Quantenröhren am Werk, und jeder meint zu wissen, was es ist, aber keiner kann es so recht definieren. Die einen glauben, es ist ein Computerprogramm mit Selbstreferentialität, andere halten das für chinesischen Quark, und die einzige Person, von der wir sicher wissen, dass sie ein Bewusstsein hat, bin ich. Alle anderen sind vermutlich Zombies (ausser Mutti).
Eins der grössten Probleme in der Modedisziplin Bewusstseinsforschung ist, dass objektive Experimente bislang nicht zu haben waren. Weil niemand weiss, wie so ein Bewusstsein auf der neurophysiologischen Ebene aussehen mag, kann man nicht danach suchen, und der einzige offensichtliche Ausweg, die Versuchspersonen einfach zu fragen, ob ihnen etwas bewusst ist, erinnert an die Aufforderung, nicht an einen rosa Elefanten zu denken: die blosse Frage danach, ob jemandem etwas bewusst sei, ändert dieses untersuchte Bewusstsein.
Ein ermutigender neuer Ansatz, der am Sonntag online in Nature Neuroscience veröffentlicht wurde, verspricht Abhilfe: in Experimenten, für die bewusste und unbewusste Strategien gleichermassen zum Erfolg führen können, lässt sich zwischen den beiden unterscheiden, wenn man die Versuchspersonen zusätzlich zur experimentellen Frage auch noch darum bittet, Wetten darauf abzuschliessen, wie gut sie abgeschnitten haben. Interessanterweise ist diese Wettbereitschaft weitgehend unabhängig davon, wie gut man die gestellte Aufgabe tatsächlich beherrscht, und mehr davon abhängig, ob man das bewusste Gefühl hat, zu wissen, was man tut. Das ist praktisch für die Bewusstseinsforscher, die das scheue Geschöpf jetzt vielleicht endlich messen können, ohne es beim Fressen zu stören. Und obendrein bestätigt das Ergebnis, dass die Selbstsicherheit des Menschen nicht viel mit dem zu tun hat, was er kann, aber allerhand mit dem, was er Tolles über sich selbst denken kann. Darauf hätten wir allerdings schon vorher gewettet.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Über Fenster ohne Glas sinnieren
- Fang-den-Hut beim KKK
- sibirisches Feh
- Kitanos Frühwerk
SO NICHT:
- Sojabürstchen
- Migränesträhne
- Polygamie zu zweit
- Kitanos Spätwerk
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Zack and Miri Make a Porno", Kevin Smith (2008)
Plus: 10, 37, 39 Minus: 57, 123, 155, 161, 165 Gesamt: -2 Punkte
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