Riesenmaschine

14.01.2007 | 12:14 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Eine Galaxie in Chalmers' Kopf?


"If I believe p, then p" – Prof. Chalmers allwissend. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wenn einem eine buntscheckige Gestalt durch zottiges Haargewirr hindurch verkündet, sie sei allwissend und unfehlbar, so wird in den meisten Fällen jedermann die Lage korrekt einschätzen und sich weiteren Peinlichkeiten entziehen. Aufpassen mit solchen Urteilen muss man allerdings, wenn es sich bei jener naturbelassenen Person um David Chalmers handelt. Erstens wurde noch kein vollgültiger Beweis dafür erbracht, dass der an Descartes erinnernde Philosophieprofessor und Tausendsassa Chalmers nicht tatsächlich allwissend ist, zweitens wird es sich bei der wunderlichen Behauptung höchstwahrscheinlich um Werbung für sein neues Paper über Frank Plumpton Ramsey und George Edward Moore handeln. Die Peinlichkeit der Situation bestünde sodann höchstens für den strikten Atheisten Ramsey selbst, dem Chalmers nachweist, dass aus seinen Thesen folgt, dass er allwissend und unfehlbar sei und dass "Ramsey + Moore = God".
Chalmers selbst scheint bei bestem Verstand zu sein und schart wie eh und je in ausgelassenen Festen alles um sich, was philosophiert und musiziert. Liest man sich allerdings durch Chalmers' Weblog über das Geist-Gehirn-Problem, schwinden angesichts der Komplexität schnell die Sinne und man weiss nicht mehr so recht, aus wessen Haargewirr heraus man da gerade angequatscht wurde – vielleicht von einem metaphysischen Zombie.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


14.01.2007 | 02:31 | Alles wird besser

Fortschritt in Progress

Leider nur 1:29 lang ist dieser neue Imagespot für Honda von Wieden + Kennedy London. Dabei könnte man "Asimo allein im Technikmuseum" gut für die Dauer eines Hollywood-Spielfilmes dabei zusehen, wie er, der selbst eigentlich als Exponat in die Ausstellung gehörte, mit menschlicher Neugier und Faszination die technischen Errungenschaften und Pionierleistungen vergangener Epochen bestaunt. Und für alle, die bis dahin noch nicht verstanden haben, worum es hier geht, wird am Schluss die Kernaussage des Clips als frenetische Feier des Fortschritts an sich und als solchem noch einmal verbal formuliert: "Technology – making better better. Onwards, upwards, anything but backwards. Tapping progress on the shoulder and saying: 'more forwards, please!'" Emphatischer, pathetischer hätten wir es auch auf Deutsch nicht sagen können.


13.01.2007 | 20:30 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Verschaukelstuhl


"Und dann frass der Tausendfüssler die Maus, und wenn er nicht gestorben ist, lebt er wohl noch heute" (Foto: Hal Taylor)
Es ist ja bekanntlich ein Lieblingshobby der gebildeten Stände, der eigenen Brut Unerhörtes und Unglaubliches aufzutischen. Diese Lügengeschichten funktionieren noch besser, wenn man die Bratzen dabei in Sicherheit wiegen kann, zum Beispiel indem man sie in einem Schaukelstuhl sitzend auftischt. Bislang musste man die Kinder allerdings seriell abfertigen, was bei verstärkter Fortpflanzungsneigung das Zeitbudget empfindlich belasten konnte. Das hat jetzt bald ein Ende, denn vorerst gibt es den Spezialschaukelstuhl von Hal Taylor zwar nur in einer Dreikindervariante mit zwei eingebauten Kindersitzen auf den Lehnen zu kaufen, aber das Konzept soll nach Angaben der Hersteller noch bis auf zwölf Kinder und drei Hunde ausbaufähig sein. So, genug für heute. Ab ins Bett, Leser.


13.01.2007 | 12:49 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Volk ohne Raummass (letzter Titel aus dieser Serie, ehrlich!)


"Triple Jigger" (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wie unpraktisch war die Welt bis gerade eben, zumindest auf dem Barsektor: Man brauchte ein Gefäss, das 50 ml fasst, eins für 100 ml, und so weiter. Und kaum fühlte man sich so richtig für alle Eventualitäten gerüstet, kam ein Getränk daher, das 150 ml von irgendwas erforderlich machte, und man musste schon wieder einen neuen Messbecher kaufen gehen. Aber zum Glück gibt es Designer, die praktisch denkendsten Menschen unter der Sonne. Von Karim Rashid stammt diese bei productdose gesehene formschöne Messbecherkombination für die drei häufig gebrauchten Volumina 14,79 ml, 29,57 ml und 44,36 ml. Wer weiss, am Ende erfindet schon bald jemand ein wiederverwendbares, transluzentes Gefäss mit eingravierten Strichen, mit dessen Hilfe man nacheinander ganz viele verschiedene Sachen abmessen kann! Oder ein Getränk, das nur aus einer einzigen Zutat besteht.


13.01.2007 | 01:13 | Vermutungen über die Welt

Verblödungsgeräusche


Bild von hier (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Nur ein kurzer Hinweis auf die Plattenwiederentdeckung des Jahres, entdeckt von WFMU: Play it safe Vol.4. Das Ding ist von 1972, 45 Minuten lang. Es handelt sich um zwei Schauspieler, die ein typisches obere-mittlere Unterschichtehepaar sprechen, das über gar nichts spricht. Soweit, so Pinter. Schwer zu sagen, ob amerikanische Ehen in den Siebzigern hinter verschlossenen Türen wirklich so öde waren; wenn es so war, fragt man sich natürlich, warum nicht mehr Leute sich gegenseitig einfach zerhäckselt haben. Es ist übrigens so, dass diese Platte dafür gedacht war, sie während des Urlaubs ständig abzuspielen, damit Einbrecher nicht auf falsche Gedanken kommen.

Die Anwendbarkeit für das heutige Leben wäre noch zu prüfen, fest steht, dass mit 7.1.-Surround-Anlagen wunderbare Effekte erreicht werden könnten, es wäre machbar, eine Awayplaylist zusammenzustellen, die z.B. das Leben einer ganzen Woche simuliert, inklusive Freitagabend-Comedy, Samstagnachtbesäufnis o.ä., das alles zusammengekaspert in feinstem THX. Man könnte Heerscharen von Forschern losschicken, nur um herauszufinden, wie sich eine typische Woche bei Hans Meier anhört, noch grössere Heerscharen von Geräuschbastlern wären von den Strassen weggeholt, und das alles nur, um etwas zu basteln, das sich unerträglich anhören wird, bis so ungefähr 2025 die Ersten wieder drüber lachen können. Grässlich, wenn Leute auf Ideen kommen, die nur in der Zukunft toll sind.


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Minus: 9, 43, 118, 137
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