Riesenmaschine

03.01.2007 | 10:52 | Fakten und Figuren

Wirbelstrasse obenrum


Horror Wasserhahnii: Turbulence on tap
(Foto: Wanko / Lizenz)
Seit sechs Jahren hält die Erde vier Ohren in den Wind aus geladenen Teilchen, den die Sonne uns entgegenbläst. Sie heissen (alle zusammen) "Cluster" und sind eigentlich Satelliten, aber nehmen wir mal weiter an, es wären Ohren. Dann nämlich kann man sich vorstellen, die Erde wäre zwei rennende Hunde mit Fahrtwind und allem. (Es müssen zwei sein, sonst ginge die Rechnung mit den vier Ohren nicht auf, natürlich.) Und während es schon lange bekannt ist, dass Hunde im Wind erheblichen Wirbel hervorrufen, glaubte man bis vor kurzem an ein turbulenzfreies Streunen im All.

Damit ist es vorbei, sagen die Cluster-Ohren: Erst fanden sie grosse Wirbel, dann kleine, und jetzt ist auch klar, dass die gesamte Wirbelansammlung ganz ähnlich aussieht wie die im irdischen Hundewind. Turbulenzen im Sonnenwind! Die Karmansche Wirbelstrasse gleich hinter der Erde! Klingt gut, aber will man das? Schlecht zum Beispiel: Ein Ding mehr, das wir nicht verstehen. Denn für Turbulenzen braucht man Viskosität, eine ekelhafte Eigenschaft, die mitten im leergefegten Weltall recht komisch ist. Tropft die Sonne die Hunde mit Honig voll? Keine schöne Vorstellung, aber was soll man machen. Der Vorteil jedoch: So wie innovative Insekten es schaffen, aus Wirbelstrassen Flugenergie zu tanken, könnten die Hunde beim Schwanzwedeln sich ja wohl auch bei den Wirbeln bedienen, so dass wir beim Futter sparen und die freigewordenen Mittel zum Totreiten von Tier-Metaphern einsetzen können.


02.01.2007 | 21:21 | Alles wird besser | Listen

Programmhinweis mit Riesenmaschinen


Foto von Alexander Somna (Lizenz)
Einer unserer guten Vorsätze für 2007 ist eine stärkere Besinnung auf die Riesenmaschine-Kernkompetenzen, zu denen u.a. Riesenmaschinen gehören. Deshalb empfehlen wir uneingeschränkt die aktuelle Ausgabe von Galileo (das ist so etwas wie die Sendung mit der Maus für Erwachsene, von der man immer aus Versehen den Anfang guckt, weil sie direkt nach den Simpsons kommt), wo es einen lieblos aus alten Archiv-Mazen zusammengeklebten exklusiv und hochaufwändig recherchierten Beitrag mit den sieben seltsamsten Riesenmaschinen aus deutschen Fabrikhallen zu sehen gibt. Mit dabei sind zeitlose Klassiker wie der Apfelwhirlpool, die Eiertrennmaschine und die Brezelschlingmaschine. Leider kam die Sendung heute Abend um 19 Uhr, aber das macht nichts, denn sie wird morgen früh um sieben noch mal ausgestrahlt. Und wer die Arbeitsweise von Magazin-Redaktionen in den grossen privaten Senderverbänden kennt, ahnt schon, dass es auch danach noch ein paar Chancen geben wird.


02.01.2007 | 17:34 | Alles wird besser | Was fehlt | Sachen kaufen

Automatisierung aller Autoautomaten


Neu mit Solala-Energie. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die gute alte Parkuhr, das macht man sich oft nicht klar, existiert nur in unserer fälschlich Erinnerung genannten Verklärungsanlage im Kopf, denn in Wirklichkeit handelte es sich um eine schlechte, alte Parkuhr. Parkgebühren sind vollkommen akzeptabel, die Strasse hat lange genug nur so herumgelegen und es höchste Zeit, dass sie sich endlich selbst finanziert. Der schmerzimpogewordene Begleitumstand zu den alten Parkuhren war jedenfalls, neben ihrem unnachgiebigen Diskussionsverhalten, die lästige, sture Münzfixierung.

Damit ist es in Berlin nun vorbei, die Parkautomaten können mit EC-Karten bezahlt werden. Karte hineinstecken, je geplanten drei Minuten Parkzeit einmal auf ein Knöpfchen drücken, fertig. Fünf Cent je drei Minuten werden vom Konto abgebucht und wenn man Anarchist ist, kann man mit seiner EC-Karte an jeden Automaten gehen, immer drei Minuten eingeben und so die Stadt pleiteparken, denn der Verwaltungsvorgang kostet sicher viel mehr als fünf Cent. Und wieder ist die Welt ein Stück schöner, schneller, automatischer und gadgetiger geworden. Wir werden nicht ruhen bis zur totalen McGyverisierung des Alltags, bis man mit einem einzigen Universaltool busfahren, einkaufen, orgelspielen, radfahren, Plätzchen backen und fliegen (endlich!) kann.


02.01.2007 | 10:27 | Fakten und Figuren

Der grosse Sprung nach oben


Foto: anamobe / Lizenz

Sich vor den Zug werfen kann jeder, für Fortgeschrittene gibt es viele interessantere und schwierigere Selbstmordmethoden: Im Nieselregen ertrinken etwa, die Luft anhalten, bis man erstickt, oder am Nordpol einen Laternenpfahl suchen, um ihn mit der Zunge zu berühren. Auch der beherzte Sprung in die Sonne ist bisher nur im Ausnahmefall geglückt. Menschen mit guter Kondition sollten die Hoffnung aber nicht aufgeben, bzw. erst in den kommenden Tagen: dann irgendwann wird die Erde nämlich, wie jedes Jahr, ihr Perihel durchlaufen, also ihren sonnennächsten Punkt erreichen. Im Vergleich zu anderen Zeiten im Jahr hat man so bis zu fünf Millionen Kilometer gewonnen – wenn man jetzt noch auf die Südhalbkugel fährt, dort auf ein hohes Gebäude steigt und ausreichend Anlauf nimmt, ist es schon fast geschafft. Sollte man nach 35.880 Kilometern keine Lust mehr haben, empfiehlt es sich, alternativ die gleichermassen interessante Selbstmordmethode "als geostationärer Satellit verhungern" auszuprobieren, wobei man der Ordnung halber versuchen sollte, sich kurz vor dem Ende noch schnell in den Friedhofsorbit abzustossen. Und wer das alles immer noch zu anstrengend findet, wartet einfach noch so fünf bis sechs Milliarden Jahre, denn dann kommt die Sonne von ganz alleine.


01.01.2007 | 15:44 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Der Strahltriebwerksmann


Vogel? Flugzeug? Bring 'em on. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wer schon mal aus einem Flugzeug gefallen ist, kennt die Standard-Überlebenstipps: Beine zusammenkneifen, gut an jemandem mit einem Fallschirm festhalten oder am Ende erst eine Araukarie entasten und dann in einen Heuhaufen mit Gummimatratzenkern fallen. Zu den exzentrischeren Rettungsmassnahmen hingegen muss die Mitnahme eines Doppelflügels mit dreieinhalb Metern Spannweite und vier Strahltriebwerken drunter gerechnet werden, mit dem man dann zum Beispiel in hübschen Videofilmen dekorativ durch die Alpen brausen kann (Ton unbedingt abschalten). Wenn Yves Rossy – Jet-Man – jetzt noch Laserkanonen an seinen Flügel montierte, könnte er sich in einer tragisch-dramatischen Wendung unmittelbar nach dem Abwurf gleich an dem Sportflugzeug rächen, das ihn da ausgestossen hat, um dann den Rest seines Lebens unter der monumentalen Schuld zu leiden, und die kommerziellen Luftfahrtwege deshalb zu terrorisieren. Bis Schuhsohlenbombenmann kommt und ihn unerwartet aus der Luft pustet.


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