Riesenmaschine

28.08.2005 | 15:21 | Anderswo | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Label Inflation

Jährlich verleiht die "General Administration of Quality Supervision, Inspection and Quarantine of the People's Republic of China (AQSIQ)" (früher: "State General Administration of the People's Republic of China for Quality Supervision and Inspection and Quarantine (AQSIQ)"
in Zusammenarbeit
mit dem "China Top Brand Strategy Improvement Committee" in der Grossen Halle des Volkes zu Peking das Label "China Top Brand". Ausgewählt werden dafür Produkte, die sich durch grosse Umsatzzahlen sowie durch zufriedene Kunden und einen gewissen Exportumfang ausgezeichnet haben, darunter Haushaltselektronik, hervorragende Sojasaucen und Weine. Erkennen kann der Konsument ein solches Top-Produkt an einem Logo, das offensichtlich von sehr alten und sehr bösen Designern aus einem einst etwas grösseren mitteleuropäischen Land entworfen wurde. Verwundern muss allerdings, dass in diesem Jahr auch simple Hochspannungsschaltkästen mit dem Top-Label ausgezeichnet werden, wie unser Beispiel zeigt. Der Kasten steht im Pekinger Dongcheng-Distrikt im von der "Kommunistischen Jugend Liga" angeregten und angelegten "Youth Lake Park". Angesichts dieses inflationären Gebrauchs fragt die Riesenmaschine irritiert: Quo vadis, "General Administration of Quality Supervision, Inspection and Quarantine of the People's Republic of China (AQSIQ)" (früher: "State General Administration of the People's Republic of China for Quality Supervision and Inspection and Quarantine (AQSIQ))" bzw. "China Top Brand Strategy Improvement Committee"?

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


28.08.2005 | 04:51 | Supertiere | Zeichen und Wunder

Leben unter der Wüste


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)


Selbst in einer lebensfeindlichen Umgebung muss Raum für Kunst sein, sagt sich auch die englische Firma Sybarite und plant ein neues Designhotel in der Wüste von Kuwait (Bild oben). Die sensationelle Idee dabei: Man baut das Hotel komplett in die Wüste hinein, unter die Erde also, schließt es nach oben mit einer Glaskuppel ab und befüllt es mit Pool, Springbrunnen, Palmen, dem üblichen Zeug. Klingt erstmal super, eine Art unterirdische Oase, wenn nicht schon seit mehreren Jahren in der chilenischen Atacama-Wüste ein ganz ähnliches Ding stehen würde (Bild links), erdacht von "Auer
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und Weber Freie Architekten" aus München im Auftrag der Europäischen Südsternwarte. Wir glauben allerdings, dass es sich auch dabei um eine dreiste Kopie handelt. Das Konzept "unterirdisch residieren in der Wüste" stammt nämlich weder aus England noch aus München, sondern wurde in Wahrheit vor vielen Millionen Jahren von den (sehr niedlichen) Hobbydesignern Fennek und Erdmännchen erfunden.


27.08.2005 | 22:19 | Berlin | Zeichen und Wunder

Potenzkompetenz


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Einerseits: Hat sich die Gattung des frivolen Wortspiels ihren miserablen Leumund redlich verdient. Weiterhin einerseits: Ist das private Umgestalten von Wahlplakaten eine unrettbar tief gesunkene Kulturleistung. Dahin sind die goldenen Zeiten, als der junge Heinrich Heine nach Erlöschen der Straßenlaternen durch die nachtschwarze Stadt schlich und die verlogene Wahlpropaganda der herrschenden Klasse mit seinem unvergleichlich kostbaren, Eleganz und Schärfe vermählenden Witz zur Kenntlichkeit entstellte ("Friedrich Wilhelm III – ein guter König Hanswurst und Hundsfott für Preußen!"). Und heute? Ach ja, heute. Heute machen Verballhornungen die Runde, die nicht viel mehr beweisen, als dass sich der Niedergang des Bildungssystems bereits im Volkshumor abzeichnet. Insofern ist die Initiative der SPD, vorkonfigurierte Plakate in Umlauf zu bringen, nur konsequent. Einerseits.

Aber anderseits! Andererseits haftet dem Großplakat am Kottbusser Tor in Kreuzberg in seiner mit minimalistischen Mitteln herbeigeführten Neugestalt etwas durchaus Erhellendes, Stringentes, ja Zwingendes an, selbst aus der Perspektive der SPD-Wahlkampfleitung. Denn da die überklebte Friedensbotschaft nicht zur erhofften Masseneuphorie geführt hat, müssen ohnehin auf Deibel komm raus neue Themenfelder erschlossen werden. Was aber tun, wenn von der Wirtschaftskompetenz bis zur Gesundheitskompetenz in so ziemlich jedem Kompetenzbereich die Herausforderin für kompetenter gehalten wird? Man tut gut daran, sich auf Sachgebiete zu verlegen, die nur unter äußerstem Widerwillen in Verbindung mit Angela Merkel gedacht werden können. Also geht möglicherweise just von diesem einen Plakat der Funken aus, der den Regierungsparteien doch noch den Machterhalt sichert, indem es die niemals ernstlich in Zweifel gezogene Potenzkompetenz des Kanzlers ins Spiel bringt.

Weiterhin zu loben ist der geglückte Versuch, eine Spruchweisheit vom Kopf auf die Beine zu stellen. Nicht etwa Freundlichkeit, wie es der in diesem Fall ungewöhnlich weltfremde Volksmund behauptet, ist die conditio sine qua non des Vollzugs, nein: letztlich läuft, und daran zu erinnern ist verdienstvolle Leistung, doch alles hinaus auf und nichts ohne die gute, alte Standhaftigkeit.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Denkeinladung

Klaus Caesar Zehrer | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


27.08.2005 | 21:12 | Alles wird besser | Was fehlt

Ille grazie


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Telling Names sind von jeher in der Literatur ein beliebtes Stilmittel. Nun haben sie ihren Weg hinunter ins Wortsediment der Sanitäraccessoirbenamung gefunden. Der führende Toilettenraum-Ausstatter Ille hat unter anderen folgende Produkte im Angebot: die Seifenspenderin Soap Susi, den Wellness-Spender Tricky Ricky, den Handtuchspender Hanky Panky, aber auch Big Willy und Little Joe, die beiden Toilettenpapierbehälter. Dazu kommen Polly Dolly, die Toilettenbürste und Smoky, der Aschenbecher. Im Bild übrigens Triple Willy links und rechts, Sie werden es geahnt haben, lehnt Freddy Fresh lässig an der Wand, der für freshe Luft durch freshen Duft zuständig ist. Würden alle Hersteller von unbeachtetem, aber notwendigem Kram so umsichtig handeln wie Ille, die Welt wäre lustiger und dadurch besser. Liebe Hersteller unter den Lesern, verstehen Sie das durchaus als Vorwurf und Aufruf, Ihr nächstes Produkt nicht WRT54GSV2.0 (ein ansonsten fantastischer Wireless Router) zu nennen, sondern einfach mal Dieter Drahtlos. Bis dieser Aufruf wirkt, können wir uns ja die Zeit vertreiben zu raten, wie ein Kondomautomat von Ille heissen würde. King Kongdom vielleicht.


27.08.2005 | 18:46 | Fakten und Figuren | Sachen kaufen

Hawaiiirritationen II


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Wir hatten (bewiesenermaßen als Einzige) bereits Tiki und Hawaii als nächste Trendwelle ausgemacht. Vielleicht werden wir auch die Einzigen bleiben, denn nun stellt die Firma CityLimit Hawaii-Werkzeuge vor. Geblümte Hämmer, blütenverzierte Bohrmaschinen – wenn man der Blumenmuster-Definition von Hawaii-Accessoires folgt, die City Limit offenbar verfolgt, dann gab es Anfang 2001 mit dem iMac Flower Power einen Very Early Adopter dieses Trends. Wie dem auch sei, allein gespeist aus einem zeitgeistorientierten Bauchgefühl postulieren wir folgendes Axiom:
Ein Trend gilt offiziell als totgeritten, wenn entsprechend gestaltetes Werkzeug auf den Markt kommt.
Bis zum Beweis des Gegenteils ist Tiki nun tot, alle nachfolgenden Erscheinungen werden von uns als zufällig, epigonal oder in ihrer unleugbaren Häufung dann als Retro abgetan.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Hawaiiirritationen


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