Riesenmaschine

09.08.2006 | 03:35 | Vermutungen über die Welt

Wer sind sie?


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn man kein kleines Kind mehr ist, kennt man die Lust an unbeantworteten Fragen, weil man ahnt, dass die Antwort nicht nur meist immer "irgendwo da draussen liegt", sondern häufig auch zu profan ausfällt, um den hochgesteckten Erwartungen und Hoffnungen zu entsprechen. Neugier zu unterdrücken kann nobel sein, auch gegen sich selbst, man muss nicht alles wissen, dem Lebensglück kann es nur in den seltensten Fällen Befriedigung verschaffen, weil an jede beantwortete Frage oft zwei neue anschliessen. Auch die scheinbar allwissende Maschine Google weiss auf einfachste Fragen, wie zB.: Woher kommen sie? keine klare Antwort.
Im wunderbaren Internetflohmarkt Swapatorium herrscht momentan eine hitzige Diskussion über 50 Dias, die ein gewisser Nick besitzt, auf denen rätselhafte Gesichter von Mädchen abgebildet sind, jedes mit Initialen auf der Stirn versehen. Vielleicht weil "im Rahmen der generellen Gefügegesetzlichkeiten des Universums sich eine Selbstorganisation der Materie vollzieht"? Und wieder liegt die Antwort irgendwo da draussen. Wo sie eigentlich liegen bleiben kann.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


08.08.2006 | 21:41 | Fakten und Figuren

Zahlen bitte!


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Frédéric Beigbeders Roman "39,90" heisst in der (in Wirklichkeit viel billigeren) deutschen Taschenbuchausgabe immer noch genauso, im französischen Original jedoch "99 Francs 14,99 Euro 6 Euro" und auf Englisch "Was 9.99, Now 6.99". Ob man dem deutschen Leser nicht zutraut, zu erkennen, dass es sich weiterhin um dasselbe Buch handelt? Egal, jedenfalls drangen mit diesem Werk die Preise erstmals von der Oberfläche ins Herz des Produkts vor. Die nebenstehenden Haribo-Zahlenmännchen sind offenbar eine Sonderedition speziell für die Supermarktkette Plus ("Kleine Preise machen glücklich"), und wo das alles hinführt, kann man sich unschwer denken: "Du, Frau Meier, was kostet denn die '2,99'?"

In letzter Konsequenz besteht die Ware irgendwann nur noch aus dem Preis, und siehe da, das gibt es schon: ein Handy für 300.000 US$. Da Handys bekanntlich null Euro Sternchen kosten, erwirbt man hier für 300.000 $ offensichtlich nicht das Produkt, sondern eben genau dessen Preis. Sauber gelöst, so kommen wir voran!


08.08.2006 | 15:51 | Alles wird besser

Halbgötter (irgendwann)


Junger Halbgott beim Herumtollen (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Werden Historiker späterer Kulturen die Nagetiere als die Gottheiten der Riesenmaschine beschreiben, so werden sie möglicherweise knubbelige Fahrzeuge als ihre Halbgötter bezeichnen. Kleine, mittlere oder auch grosse. Sogar halbfertige Halbgötter seien verehrt worden.

Gute Chancen auf einen Platz auf dem Altar der knubbeligen Verkehrsmittel darf sich auch der coaster machen. Seine Schöpfer befreien erstmals das seit Jahrzehnten etwas festgefahrene Konzept 'Aufzug' vom störenden Schacht, kreuzen es mit einer Strassenbahn und versehen es mit einer süssen Karosserie. Auf Knopfdruck rollt der Coaster heran und bringt einen nach A, B oder C, auch nachts um drei und angetrunken.

Wer aufgrund der nebenstehenden Bilder – sie zeigen einen jungen Coaster beim Spielen auf seiner Teststrecke – denkt, der Coaster könnte niemals zu einem ernstzunehmenden Verkehrsmittel werden, könnte sich täuschen. Mehrere zum Teil autofreie Schweizer Gemeinden (Zermatt, Flims-Laax) denken über die Einrichtung einer Coasterbahn nach, in Arosa wird bereits an einer solchen gebaut.


08.08.2006 | 03:24 | Anderswo | Alles wird besser

Unmotiviertes Feiertagen


Zufrieden mit der Welt: Strand
(Foto: John Vetterli / Lizenz)
Kanada, der monolithische Landkloss auf der anderen Seite, zeigt, wie es geht: Während anderswo immer noch an vage religiös motivierten, aber ansonsten nutzlosen Feiertagen wie dem Ostermontag, dem Dreikönigsfest oder dem Buss- und Bettag festgehalten wird, erfindet Kanada einfach ein randomisiertes Sample von sauber weltlich oder auch gar nicht motivierten Festtagen und verteilt sie gleichmässig über die warme Jahreszeit. Ende Mai ist Victoria Day (zu Ehren einer toten Königin), Anfang Juli Canada Day (zu Ehren Kanadas), Anfang September der Labour Day (aus offensichtlichen Gründen) und gestern, am ersten Montag im August, der sogenannte "Civic Holiday". Fragt man Kanadier, was es damit auf sich hat, sagen sie verwirrt "kinda like a nice summer day", und tatsächlich hat es mit dem Civic Holiday rein gar nichts auf sich – er wurde 1869 offiziell als "midsummer holiday" nur so zum Spass eingeführt. Denn wie Sir John Lubbock 1871 in England über diese Sitte richtig feststellte: Einen Tag freihaben im August ist "advisable and satisfactory". So, Zwergstaaten in der restlichen Welt, kann man auch regieren.


07.08.2006 | 18:55 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Hummer statt Lobster


Schalentiere gehen anders (Foto: Eli Hodapp)
Der generelle Abrundungstrend der Welt hat jetzt auch die letzte Bastion eingenommen: Den Hummer, Amerikas sperriges und erdölverschlingendes Symbol für alles, wofür Amerika ein Symbol braucht, zum Beispiel für den Sieg über Stock und Stein. In einer Militäranalogie zum Camouflagetrend, der mittlerweile Handtaschen, Kinderkleidung und Stretchleggins erfasst hat, wird der grosse, gewaltige Hummer zum 0815-Gerät. In seiner Evolution vom H1 über H2 zum H3 verwandelt er sich graduell in ein rundes, aerodynamisches Luftei, das sich entgegen anderslautenden Behauptungen äusserlich durch fast gar nichts mehr von allen anderen handelsüblichen Geländetieren unterscheidet. Wenigstens die Produktnamen sind noch schön anachronistisch unbeeindruckt von der Massenproduktion. Und er kann immer noch interessante Kunststücke, z.B. Treppen hochfahren, was man auf der Hummer-Website mit Hilfe von zahlreichen hinreissenden Filmchen verifizieren kann (über Gallery, Movies). Der Convenience-Hummer H3, in Amerika seit 2005 für cirka 30000 Dollar im Handel, ist ab sofort auch in Deutschland erwerbbar. Er verbraucht nur doppelt so viel Benzin wie ein Kleinwagen, wo soll das hinführen, Hummer?


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"The Last King of Scotland", Kevin Macdonald (2006)

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