Riesenmaschine

13.12.2006 | 21:06 | Anderswo | Sachen kaufen

Schon wieder so eine blöde China-Frage


the Balien Wine Commelcial Bilm, Korla
David Tool, ein in Peking lebender, pensionierter Oberst der US-Army, will die falschen, vorgeblich englischsprachigen Schilder in Chinas Hauptstadt bis spätestens zu den Olympischen Spielen ausgemerzt haben. Der Oberst findet es nämlich gar nicht komisch, wenn man über die Schilder und damit über die Chinesen lacht. Also hat er bereits an über hundert öffentlichen Plätzen und in über achtzig Museen aus kreativem Chinglisch wieder stinknormales Englisch gemacht. Hoffentlich fährt Oberst Tool nicht auch nach Korla, denn um dieses schöne Schild wäre es doch sehr schade. Andererseits wäre es natürlich auch interessant, ob er wüsste, was hier mit "Balien Wine Commelcial Bilm" gemeint sein könnte. Es ist auch nicht so einfach. Wissen Sie's?

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


13.12.2006 | 13:14 | Gekaufte bezahlte Anzeige

Schöne Bescherung mit DoorOne


Geschenkt (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Geschmack ist eine äusserst subjektive Angelegenheit, die besonders in den herannahenden Tagen des Zwangs zum Geschenk wieder vielen zum Verhängnis werden wird. Da ist der eigene Geschmack vorzüglich und fein, der des Beschenkten hingegen aber unterentwickelt – und schon hat man den Schlamassel. Und zudem für diesen unter Umständen auch noch ein Vermögen ausgegeben. Von den Qualen verkaufsoffener Sonntage, der Pein der Fussgängerzone und den Schmerzen weihnachtlich dekorierter Kaufhäuser ganz zu schweigen.

Fremde Menschen, aufdringlicher "Service", Unübersichtlichkeit – nichts davon findet man auf DoorOne, dafür sehr viele Produkte bzw. Geschenke. Wer seinem gerade volljährig gewordenen Verwandten zum Beispiel Musik schenken mag – eine maximal subjektive Angelegenheit – kann über diese geschickt sortierte Internetsortierung zum Geschenk seiner Wahl bzw. der Wahl des Beschenkten kommen.


Metal (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Also flugs "Musik" ins Suchfenster getippt und los geht der Kaufrausch: Dargeboten werden zu allererst diverse Zusammenstellungen, etwa "Schlagerschätzchen Folge 5" und die "Deutsche Schlagerfracht Folge 17" sowie ein Album namens "Jiddisch – The Eternal Mother", was – Alkohol, Ironie, Albernheit zum Teufel – nicht unbedingt für grosse Freude sorgen würde. Doch wenig wunderlich, wie man in den Wald ruft, so schallt es hinaus. Immerhin wäre fast nebenbei das Geschenk für die Grossmutter bereits gefunden und bestellt.

Doch für den Cousin, der in einem frühpubertären Entwicklungsstadium namens "Heavy Metal" stecken geblieben ist, gestaltet sich die Suche komplizierter: Zwar finden sich unter selbigem Suchwort Iron Maiden und Grave Digger, hauptsächlich werden einem aber glitzernde Uhren dargeboten – bzw. Gitarren und Verstärker. Was zunächst wie ein Versehen anmutet, entpuppt sich bald als sehr netter und gut gemeinter Rat: Dem verwirrten Jungen ist statt der Krachmusik zum Weihnachtsfest besser eine Uhr zu schenken. Und wenn es schon diese Satanistenmusik sein soll, dann soll er sie sich wenigstens selber machen. Man selbst hat ja auch nur den Chemiebaukasten geschenkt bekommen und nicht die fertigen Drogen. Bei allem Fortschritt, soviel Herausforderung muss sein.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Das neue System der Dinge


13.12.2006 | 03:04 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Les orgasmes organisés


Hatte noch Keusches im Sinn: Pierre Teilhard de Chardin (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Als der Naturforscher Pater Teilhard de Chardin seine Noosphère postulierte, meinte er damit diejenige künftige Phase der Evolution, in der die Menschheit zu einem einzigen Geist verschmelze, also quasi den letzten grossen Aufstieg der Materie zum Geist. Auch wenn seine Idee heute noch recht platonisch im Global Consciousness Project in Princeton weiterverfolgt wird, dreht sich stellenweise die Entwicklung naturalistisch um, vom Geist hin zur Materie: Die Verschmelzung der Menschheit zu einem einzigen Orgasmus. Am 22. Dezember sollen als Vorstufe dazu in einem Global Orgasm Project alle Menschen am selben Tag ihre Liebesenergie orgastisch gebündelt in das Weltbewusstsein einfliessen lassen, um so dem Weltfrieden einen ordentlichen Ruck zu verpassen – "at the time of your choosing and in the place of your choosing". Wenn also am 22.12. auf dem Weg zur Arbeit der Busfahrer auf freier Strecke Halt machen sollte, um sich für den Weltfrieden zu betätigen, wäre dies sogleich eine konkrete Gelegenheit, sich in Selbstbeherrschung und Friedfertigkeit zu üben.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


12.12.2006 | 21:20 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Von weitem sieht alles kleiner aus


JCMT am Tage, die grösste Klorolle der Welt (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Laut Wikipedia steht die Abkürzung TES wahlweise für "Tropospheric Emission Spectrometer", "Tertiary Entrance Score", "Texniki Epagelmatiki Sxoli" oder "The Eulenspiegel Society", eine BDSM-Gruppe in New York. Das ist alles schön und gut, aber in Wahrheit ist TES natürlich "Transition Edge Sensor", ein neuartiger Lichtempfänger aus supraleitendem Material, der vor kaum zehn Jahren erfunden wurde und bald, das ist wirklich wichtig, alles revolutionieren wird. Denn schon im nächsten Jahr wird es SCUBA-2 geben (nein, zukunftsfeindliche Wikipedia, das hat nichts mit Tauchen zu tun), Nachfolger von SCUBA am JCMT, dem grössten Submillimeter-Teleskop der Welt. Was SCUBA-2, bestehend aus knapp 10000 TES, kann: Es sieht kalten Staub im Weltall, was normalerweie sauschwer ist, wie jeder bestätigen kann, der schon mal einen Kühlschrank saubergemacht hat. Invers betrachtet: Während herkömmliche Kaltstaubseher bessere Glühlampen sind, ist SCUBA-2 ein Flutlichtstrahler (invers!). Es sieht viel mehr kalten Staub als alles bisherige, weil schon ein einzelnes Photon, das dem Staub entkam, die Supraleitung unterbricht und so, ach, das wird zu kompliziert. Kalter Staub ist übrigens viel wichtiger als man so denkt, zum Beispiel weil er die Geburtsstätten von Sternen und Galaxien umgibt und durchdringt usw, aber wenn es nicht wichtig wäre, würde man ja auch kaum das ganze Geld aus diesem Fenster werfen.


12.12.2006 | 12:01 | Anderswo | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Werbeminimalismus Bremenläden


An der Typo könnte man noch feilen (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Im Jahr 2006 werden für Werbung insgesamt schnuffige 391 Milliarden Dollar ausgegeben werden. Das also ist der "Werbekuchen", von dem medial ständig herummetaphert wird. Dabei sei laut dem Zentralorgan der deutschen Werbewirtschaft, der W&V, "weltweit ein Trend erkennbar, Budgets von above-the-line- in below-the-line-Aktivitäten umzuschiften, um stärker den direkten Dialog zum Kunden zu fördern." Gut und schön, bzw. schlecht und hässlich, je nach dem, wie man zum direkten Kundendialog so steht, solche Massnahmen reichen ja vom Blutspendebus in der FuZo über Spam bis zum gesponsorten Guerilla-Event, das man doof findet, ausser man wird selbst gesponsort oder es gibt umsonst zu trinken.

Für den direkten Kundendialog hatten wir schon vor einiger Zeit einen neuen Trend ausgemacht, nämlich die Neue Werbeehrlichkeit. Jetzt gesellt sich zur Ehrlichkeit offenbar auch der Neue Minimalismus, folgend dem besten Werbeclaim jemals, "reduce to the max". Jedenfalls beim Immobilienmarketing in Bremen, wo die nebenstehende Aufnahme entstand. Zum einen ist mit dem Leuchtschild "Ladenfläche 160qm" bereits alles gesagt, denn der Ort steht fest und der Preis ist sowieso Verhandlungssache. Zum anderen zeugt es von solidem Glauben an die eigene Sache, wenn der Vermieter die Ladenfläche über die naturgegebenen Leuchtmittel des Ladens selbst kommuniziert. Hurra, die Welt wird endlich wieder einfacher, die Überforderung durch Überkomplexität, unter der alle (Jeder!) leiden, hat bald ein Ende. Ausser der Laden heisst wirklich so und es hat mit Metaebenen zu tun. In diesem Fall ist Bremen zu meiden.


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