Riesenmaschine

22.02.2007 | 18:24 | Anderswo | Vermutungen über die Welt

Feiner Energierüssel


Der bösen Methankuh Helferlein (Foto: Gaetan Lee / Lizenz)
Der Schlund der Treibhaushölle öffnet sich und heraus kullert diesmal, neben Kuh und Auto, die Glühlampe.
Die Australier werden den Wolf im Jahr 2010 zum letzten Mal schäumen, während hierzulande wohl die Top-Runner ans Netz kommen.

Die Weltklimarettung geht allerdings viel entspannter, sagte Hanns Günther schon 1931 und entsann das Thermikkraftwerk. Damit werden Treibhaus und Kamin paradoxerweise zu Antagonisten des malignen Treibhauseffekts – indem Luft, durch die Sonne erhitzt und von einem Kamin angesaugt, durch grosse Turbinen gepustet wird. Um die Rentabilität zu sichern, muss man jedoch für eine monströse Betonerektion sorgen, ein kleiner Ventilator vor dem Kachelofen ist leider nicht genug. Abseits des Anti-Glühlampen- Aktionismus soll dieses Vorhaben demnächst von einer Firma namens EnviroMission umgesetzt werden, die ernsthaft eine 500 m hohe Betonröhre mit zwei Kilometer Treibhaus drumrum (Video) in den heissen australischen Wüstensand setzen will, wenn es sich denn bezahlen lässt, und zur Not könnte man da alle alten Glühlampen und Rinder reinwerfen.

Im trüben Europa sollte man darüber nachdenken, sowas über jede grössere Stadt zu stülpen, was dann auch unabhängig von der Sonneneinstrahlung funktionieren müsste. Ein netter Nebeneffekt des Riesenkaminbaus wäre auch die Verlangsamung der Erddrehung, so dass man noch mehr Zeit zum Klimaschützen hätte. Jetzt kann einem nur noch der verrückte kleine Ire Orbo zuvorkommen, der zwar die Welt retten, aber die Physik kaputtmachen würde.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Insellösung

Jan-Christoph Deinert | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


22.02.2007 | 11:45 | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles

Mehrfach gebrochene Grünkernbratlinge


Sie sehen zwar aus wie Tiere, aber man kann sie auch rauchen. (Foto: dongkwan) (Lizenz)
Die von Konrad Adenauer an seine mit seiner Politik und dem Zustand der Nation unzufriedenen Gegner gerne adressierte Floskel "Geh doch nach drüben!", bekam vorgestern Abend in der Talkshow "Kerner" eine zeitgemässe, irritierende Neuentsprechung. Als nämlich der Unsympath Jan Fedder im allerübelsten Dialekt Deutschlands (Hamburgisch, genölt) den Gastgeber, der sich gegen das Rauchen in Autos aussprach, anpflaumte: "Geh doch nachher ins vegetarische Hip-Hop-Lokal und iss Grünkernbratlinge". Hart ist es, wenn als Nikotinersatzstoff Grünkernbratlinge herhalten sollen, härter wird die Verwünschung nachvollziehbar durch das verstärkende, negativ konnotierte Hip-Hop-Argument, am härtesten allerdings, wenn man in Fedders Wikibiografie liest, er sei Vegetarier, esse aber Bockwürste. Vermutlich ist er sogar Nichtraucher. Und Kommunist sowieso.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


22.02.2007 | 01:29 | Alles wird besser | Sachen anziehen

Für appe Arme


Die Zukunft der Fotografie in der Halbtotalen.
(Foto: The Lancet)
Die Zukunft wird nicht immer nur rosig dargestellt. Manchmal soll sie bewohnt sein von finsteren Mächten mit Lichtschwertern, und enthält Dasistkein-Monde, manchmal finden in ihr das Waldsterben, die nächste Eiszeit, die Überschwemmung New Yorks wegen Klimakatastrophe und die Frankfurter Buchmesse gleichzeitig statt, und das ist nicht schön. Dann wieder werden Affen die neuen Menschen sein, Klingonen die neuen Affen, und Rasierer die ... ach, genug. Ein Haufen noch nicht entdeckten Drecks, so sollen wir glauben, sei diese Zukunft. Das aber, liebe Zukunftsunker, galt auch mal für Amerika.

Die in der britischen Zeitschrift The Lancet (Das Lichtschwert) beschriebene Armprothese zum Beispiel, kann von ihrer Inhaberin nicht nur wie ein eigener Arm benutzt werden, sondern kann im Prinzip auch wie ein eigener Arm Sinneseindrücke zurückliefern, ersetzt also nicht nur das Greifen, sondern fantastischerweise auch gleich noch den Phantomschmerz und das Kribbeln. Von diesem Meilenstein des Prothesenbaus ist es nicht weit bis zum Terminator – gebaut vermutlich von Google – und zum Krieg gegen die Maschinen, den wir dann zumindest theoretisch gewinnen können (eventuell mit Hilfe von Delphinen mit Flossenprothesen), weil er immerhin endlich begonnen haben wird. Zukunft, wir glauben an Dich.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Apple für Arme


21.02.2007 | 18:11 | Fakten und Figuren | Sachen kaufen

Mehrere parallele Strahlen am Haupt


Vorher (rechts), nachher (links)
(Foto: mikebaird / Lizenz)
Im Jahr 2000 geschah es, dass die sämtlich kahlen Leser des TIME Magazine den Hairmax Laserkamm zur Erfindung des Jahres wählten, ein Ereignis, welches sicherlich allen noch frisch im Gedächtnis ist. Danach verkaufte sich das Gerät mit den sanften roten Strahlen, die man gemächlich durch das Haupthaar führen muss, um den Haarwuchs anzuregen, offenbar wie blöde, und alle hatten ihren Spass. (Vielleicht abgesehen von Niels Ryberg Finsen, dem einzigen auf den Färöer-Inseln geborenen Nobelpreisträger, auf dessen Erforschung der Wirkung von Licht auf die Haut sich die Laserkamm-Erfinder berufen. Zum Glück ist er vorsorglich 1904 verstorben.) Jetzt allerdings übertreiben sie ein wenig, die Antikahlheitsapostel mit ihrem sicherlich im Dunkeln äusserst attraktiven Gerät: Sie bemühten sich um die offizielle Bestätigung der amerikanischen Federal Drug Agency, die sie auch prompt erteilte, allerdings wohl nur, weil das Ding harmlos ist, von Haaren ist jedenfalls im Schreiben der FDA nicht die Rede. So, well. Leider werden gleichzeitig auch die Ergebnisse der amtlich durchgeführten Haarwuchspromotionsstudie öffentlich: Der Laserkamm, so schön er aussieht, erzeugt im Mittel 19 neue Haare pro Quadratzentimeter nach einem halben Jahr Anwendung. Um gesund auszusehen, benötigt ein Mensch circa 300, also nur 15 Jahre Laserkämmen. Die gute Nachricht im Lichtungsdschungel: Schon nach etwa 1000 Jahren erreicht man die Haardichte eines Bibers und bereits nach 3000 Jahren besitzt man ein Otterfell. Spätestens dann hat sich das 600 Dollar teure Sanftlaserschwert amortisiert.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


21.02.2007 | 11:50 | Was fehlt

Angst essen Mathe auf


Davor muss man doch keine Angst haben. (Foto: slifex) (Lizenz)
Die Wissenschaft hat festgestellt, dass schon kaum vorhandene, weil von grossen Augen und Rundumniedlichkeit noch völlig überstrahlte Frischgeborene eins und eins zusammenzuzählen verstehen, und dabei womöglich auch die akkurat zutreffende Antwort – nämlich "zwei" – in ihrem Kleinkinderballonkopf formen – in Babysprache natürlich. Irgendwann später dann tritt, aus bislang nur unzureichend geklärten Gründen, die Angst vor der Mathematik ins Leben der Menschen, und Verwirrung greift um sich, Eins und Eins soll dann plötzlich wieder Eins sein, oder Drei, oder vielleicht zweimal die "einsamste Zahl", die dann "genauso schlecht" sein soll, es ist ein kolossaler Unfug. Immerhin hat jetzt aber jemand herausgefunden, dass die Menschen nichts dafür können. Die Angst vor der Mathematik selbst nämlich blockiert, einer Studie aus dem Zahlenparadies Las Vegas zufolge, das zur Rechnerei dringend benötigte Kurzzeitgedächtnis, vermutlich mit endlosen rekursiven Erinnerungsschnipseln, erst daran, dass man Angst vor der Mathematik hat, dann daran, dass man grade Angst vor der Mathematik hatte, und so fort. Wären die Bildungsmächtigen in der Lage, eins und eins zusammenzuzählen, es müsste ihnen klar sein, dass die erste Aufgabe des Unterrichts folglich nicht die Vermittlung der gefährlichen Zahlenstrahlen (warum nicht gleich Zahlenraketenwerfer oder Zahlenneutronenbomben?), sondern die Humanisierung des Bestiariums der Mathematik sein müsste: weg mit Brüchen, Ableitungen, Unstetigkeitsstellen, her mit Liebe und Menschlichkeit. Aber davor haben diese Bildungsmächtigen da oben vermutlich zuviel Angst.


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