Riesenmaschine

16.08.2007 | 02:24 | Nachtleuchtendes | Zeichen und Wunder

Star Trek in Turkey


Iridium-Flares, Minnesota (Foto, Lizenz)
Seltsame UFOs am türkischen Himmel! Genug Sensation natürlich für Astronomy Picture of the Day, eine Einrichtung, die irgendwie mit NASA und Michigan Tech zusammenhängt. Den ganzen gestrigen Mittwoch lang zeigt APOD die Amateuraufnahme des Amateurfotografen Tunç Tezel (nicht verwandt oder verschwägert mit dem Profi-Ablassprediger), auf der seltsame Streifen am türkischen Himmel zu sehen sind. Unklar nicht nur, ob es sich um einen Meteorburst handelt oder einen zerfallenden Satelliten oder um Iridium-Flares oder gar um reflektierende Stromleitungen. Fraglich auch, wie es dazu kommt, dass das Rätsel nicht ordentlich von Profis angegangen, sondern von APOD fachkundig an ein Diskussionsforum für Amateurastronomen abgegeben wird, wo alle erwähnten Optionen in epischer Breite und mit Tetzels Geleit durchgehechelt werden. Neues Demokratie-Experiment in der Wissenschaft? Tausend Affen werden schon ein paar seltsame Streifen am türkischen Himmel aufklären können? Ahnungslosigkeit als Volkssport? Und warum wird die offensichtliche Lösung des Rätsels im Forum erst auf Seite zwei erwähnt und hernach ignoriert?


15.08.2007 | 15:45 | Anderswo | Effekte und Syndrome

Lonely old Slogan


Weil es geht (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Mutter aller Slogans, Nikes "Just do it", war noch echte abendländische Wertarbeit. Erfunden wurde die pointiert anstifterische Botschaft angeblich 1988 in einem Meeting von Dan Wieden von der Agentur Wieden & Kennedy. Noch immer erfreut sich die Tagline hoher ungestützter Bekanntheit, obwohl Nike sie längst nicht mehr benutzt und statt dessen heute das deutlich blassere "Quick is deadly" im Schilde führt, wenn es darum geht, die World-of-Warcraft-Generation mit Carl Schmitt'schen Ideen noch vertrauter zu machen.

Ein internationaler Gassenhauer jüngeren Datums, das impertinente "I'm loving it" bzw. "Ich liebe es" von McDonald's, wurde bereits neumodisch in China gefertigt, und das nicht nur aus Kostengründen, sprich: weil die Werbetexter im Land der aufstrebenden Mitte so billig wären, dass man kurzerhand Legionen auf ein Thema ansetzen kann, in der Erwartung, dass nach dem Infinite Monkey Theorem am Ende schon was Brauchbares dabei sein wird. "Die Chinesen haben uns einfach umgehauen, so ausdrucksstark und fröhlich waren die", sagt Marketingchef Larry Light, und der muss es wissen, schliesslich klingt schon sein Name gut ausgedacht.

Allerdings birgt diese Art der global distribuierten Billigproduktion von Marketing-Ideen die gelbe selbe Gefahr wie die von Plastikspielzeug: dass am Ende Makulatur herauskommt. Diese Erfahrung musste kürzlich etwa der Eistee-Weltmarktführer Lipton machen, dem man das nur von weitem und im Dunklen an Nikes Geniestreich erinnernde, dagegen aber bei Licht besehen total abkackende und tatsächlich nahezu geschäftschädigende "Can do that" angedreht hat. Eiskalt wird das nun weggelächelt, was bleibt ihnen anderes übrig? Der eigentliche Favorit auf dem Zettel, der aus dem chinesischen Texter-Sweatshop übermittelt wurde, lautete "Because we can", war aber leider schon vergeben als Name einer Designwerkstatt aus Oakland, Kalifornien.


14.08.2007 | 22:31 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

A Pain In The Ass


Das Rabattangebot für 2 Stk Scharfe Sösse wurde erst nach der Preiskorrektur für 1 Stk in nennenswertem Umfang angenommen; Bildnachweis (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es gibt, wie die schlauen Füchse unter unseren Lesern natürlich längst wissen, nur fünf Geschmacksrichtungen, nämlich süss, sauer, salzig, Stracciatella, haha, Spitzenwitz, also nochmal von vorn: süss, sauer, salzig, bitter und umami, wobei umami der Sernf unter den Geschmacksrichtungen ist, also vornehmlich von Nervensägen für klugscheisserische Partyrätselfragen gebraucht wird.

Schärfe, auch hiermit sagt man schlauen Füchsen nichts Neues, ist keine Geschmacksrichtung, sondern eine Art Körperverletzung, die angeblich zur Ausschüttung von Endorphinen und somit zu Glücksgefühlen führt. Allerdings sind für gewöhnlich die Glücksgefühle dessen, der seine Cola auf ex trinkt, weniger stark wie die von dem, der wo, wie der erste auf dem Klo war, heimlich einen Esslöffel Tabasco in die Cola reingetan hat, haha, Superstreich. Wobei Tabasco ein schlechtes Beispiel ist, denn es hat höchstens 5000 Scoville-Einheiten.

Für Freunde wirklich pikanter Speisen fängt der Spass so ab 100.000 Scoville an, wobei unter Spass wahlweise Hirnschädigung, Entzündung der Hämorrhoiden, abruptes Ableben, spontane Selbstverbrennung oder ein Kurzaufenthalt im Orient zu verstehen ist. Das Hauptpläsier indes erwartet den Konsumenten bei der Ausscheidung, wie die Produktnamen Flamin' Flatulence, Anal Angst und Ass in Hell nahelegen. Beim Kauf des Präparats Weapon of Ass Destruction achte man jedoch darauf, dass man nicht versehentlich einen gleichnamigen, etwas unhandlich dimensionierten Gegenstand bestellt, der auf konträre Weise inkorporiert wird.

Nur scheinbar vergleichsweise unspektakulär betitelt ist das Würzmittel Blair's 16 Million Reserve. 16 Millionen Scoville – schon gut, Sie Schlaufuchs, wir erklären es ja nicht Ihnen, sondern den anderen – ist quasi die Lichtgeschwindigkeit unter den Schärfegraden, also das unüberbietbare Maximum. Die Schärfe eines Lebensmittels wird nämlich durch den Gehalt an Capsaicin bestimmt. Blair's 16 Million Reserve besteht aus reinen Capsaicinkristallen und ist sehr ergiebig in der Anwendung. Bei Milliliterpreisen von 325 Euro können jedoch nur Gutbetuchte es sich leisten, ihr missliebiges Gegenüber damit zu exekutieren, Minderbemittelte müssen weiterhin auf konventionelle Methoden zurückgreifen.

Klaus Cäsar Zehrer | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


13.08.2007 | 15:54 | Anderswo | Was fehlt | Sachen kaufen

Sunuzu auf der Yamanote-Linie


Aus der Reihe Rätselhafte grüne asiatische Wecker. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der japanische "Yamanote Line"-Wecker wirft die eine oder andere Frage auf. Handelt es sich, wie OhGizmo! suggeriert, tatsächlich um einen U-Bahn-Linienspezifischen Wecker, der unausgeschlafene Pendler an der gewünschten Haltestelle der Tokioter Yamanote-Linie mit dem passenden Ansageton weckt und dessen Zeiger auf die gerade aktuelle Haltestelle deuten? Oder sehen wir auf der Abbildung doch nur einen ganz normalen Funkwecker mit "sunuzu Funktion" und "Time letter domesticated fowl and animals optical attachment"? Vor allem aber: Kann es sein, dass es auf dieser Welt noch keinen Wecker gibt, der seinen Besitzer dann weckt, wenn vorher eingestellte GPS-Koordinaten erreicht sind? Wie viel praktischer wäre ein solches Gerät, man kann sich ja schliesslich nicht für jede häufig im Halbschlaf befahrene U-Bahn-Strecke einen eigenen Spezialwecker anschaffen. Natürlich müsste dazu erst mal ein GPS her, das auch da funktioniert, wo man es wirklich braucht (U-Bahnen, Bunker, Gesundbrunnencenter), aber wie schwer kann das schon sein, ein paar Satelliten in die U-Bahn-Schächte einzubauen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu Über Wachen und Schlafen und Wunschzettel 06: Der fbw-1.


12.08.2007 | 22:47 | Alles wird besser | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles

Schlaflos-Statistik


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
84.81 cans of Beaver Buzz + You = Death. Soviel erfährt man in der Koffein-Abteilung der Datenbank für Softdrinks, jedenfalls wenn man 62 kg wiegt. Dabei enthält eine Dose Beaver Buzz nur 110 mg Koffein, also fast exakt genausoviel wie ein Small Coffee bei McDonald's und deutlich weniger als eine Dose Nuclear Waste Antidote, ein Energiedrink, bei dessen Kauf man offenbar seinen Beitrag zur Beseitigung von atomaren Problemen leistet. Energyfiend, die sinnvollste Erfindung seit dem Handtuch und zudem das beste Koffein-Blog auf dem Markt, zeigt nur zu deutlich, wie wir unsere fortschreitende Vergiftung noch besser optimieren können (via Medgadget). Nämlich durch den Konsum von Fixx, Testgewinner mit 500 mg Koffein pro Flasche (Letaldosis: 18,66 Flaschen). Übrigens: Eine Flasche Lucozade enthält 68 g Zucker, das entspricht etwa 17 Teelöffeln. Noch was: THERE IS NO FREAKING ANTIDOTE FOR RADIATION POISONING!


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