Riesenmaschine

16.01.2007 | 01:22 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Fentiman's, die zweite Runde

Über Engländer kann man sagen, was man will, und viele tun das ja auch. Zum Beispiel sollte man ganze Huldigungsepen über die vollbotanische Curiosity Cola des englischen Limonadenherstellers Fentiman's in Newcastle upon Tyne verfassen, und nicht nur ein winziges Lobeshymnchen. Das vielleicht später. Heute jedoch zwei weitere Produkte desselben Herstellers im Gebrauchstest.

1) Fentiman's Dandelion & Burdock jedenfalls schmeckt wie ein gezuckerter Blumenstrauss, sieht aber deutlich besser aus (siehe Bild), hat eine weit angenehmere Konsistenz und rettet notfalls Leben. Wenn einem das nichts sagt, weil man noch nie einen Blumenstrauss gegessen hat, muss man es jetzt auch nicht mehr tun, weil man dasselbe ja trinken kann. Je nachdem, von welcher Seite man den Schluck Dandelion & Burdock im Mund betrachtet, kommt ausserdem eine Note Ingwer oder Lakritz hinzu. Ein 3D-Adventure in Flaschen also, für die lange, englische Polarnacht.

2) Fentiman's Victorian Lemonade ist leider, wie der Name schon verspricht, in der falschen Zeit geboren. Man nehme alten Kräutertee, füge grosse Mengen sauren Regen hinzu und fertig. Die wohl obligatorische Ingwernote ist dermassen dezent, dass man nicht mal niesen muss, selbst wenn man wollte. Es handelt sich einfach um ein sachlich falsches Getränk, an dem nichts stimmt.

Bestimmt wird bald wieder jemand über England reden, zum Beispiel über Shandy und Seville Orange Jitter von Fentiman's, dem Limonadisten mit Schäferhundemblem.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Machtwort der Neugier


14.01.2007 | 17:52 | Alles wird besser

Zur Hölle: Fünf Minuten

Zum längst fälligen Relaunch ihrer Website hat sich das Bulletin of the Atomic Scientists etwas Besonderes einfallen lassen – und stellt ihr Trademark-Gimmick, die Doomsday-Clock von sieben auf fünf Minuten vor zwölf. Damit sind wir so dicht am Weltuntergang wie seit 1984 (Frankreich wird Fussballeuropameister) nicht mehr. Überhaupt, selbst 1947 war es angeblich sicherer auf der Atomwelt, obwohl da noch viel mehr Nazis frei herumliefen. Nun ist das Kausalprinzip, soviel weiss man schon lange, "tiefe 80er" (Anselm von Canterbury), und Atome machen seit einiger Zeit sowieso, was sie wollen. Aber sind fünf Minuten nicht etwas phantasielos knapp, gemessen an den ungünstigen Dingen, die man sich noch ausdenken könnte, bevor blowing up in smoke und all das? Oder sollte es umgekehrt hoffnungsfroh stimmen, dass die Uhr jetzt nur noch maximal vier Mal vorgestellt werden muss, bevor endlich wieder Atomfrühling werden darf? Andererseits, irgendjemand muss die Arbeit machen, so ein Planet verschwindet ja nicht von alleine. William S. Burroughs: No job too dirty for the fucking scientists.


10.01.2007 | 02:04 | Nachtleuchtendes | Sachen kaufen

Das innere Feuer

Endlich! (Beziehungsweise schon seit fast 100 Jahren, aber man erfährt ja nichts, wenn man nicht gerade in irgendeinem Ballino in Irland wohnt.) Endlich brennen Wasserkessel von innen, und nicht von aussen! Dinge von aussen beheizen, seit jeher ein Irrweg, man versteht nicht, welcher Narr sich das ausgedacht haben kann. Vermutlich war er ein Narr, gerade weil er sich es komplett ausgedacht hat; wäre er auf die Idee gekommen, erst mal nachzusehen, wie es andere so machen, dann wäre viel Leid (Waldbrände) vermieden worden. Die Erde zum Beispiel heizt schön von innen heraus. Die Sonne natürlich auch, Vulkane, Glühwürmchen, Atombomben, alles wird von innen angefeuert. Mit ein bisschen Vertrauen hätte man es schon seit Milliarden Jahren wissen können, aber nein, erst müssen die Iren kommen. Und jetzt sollen wir uns vermutlich auch noch bedanken bei denen.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


08.01.2007 | 21:13 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Warum soll ich mich denn grämen?


Gravitationsbetriebenes Plasmakraftwerk (Foto: mvvermeulen) (Lizenz)
Winterdepressionen sind ja zur Zeit im Kommen (aber auch bald wieder vorbei, so ist das mit den Trends). Auch wenn alle behaupten, es läge am Lichtmangel, kann das nicht ganz stimmen, denn in Norwegen gibt es weniger Winterdepressive als in Mitteleuropa (hört man). Und überhaupt ist es wohl kein tödliches Leiden – die höchsten Selbstmordraten jedenfalls misst man regelmässig in winterunverdächtigen Monaten wie September oder Juli. Hier stimmt doch was nicht.

Trotzdem gibt es seit neuestem wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit eines Behandlungsverfahren, das ganz ohne Licht und Medikamente auskommt, und daher zukunftsfroh stimmt: Und zwar die "negative Luftionisierung". Genau genommen fügt man den Luftmolekülen ein paar Elektronen hinzu, verwandelt sie also in eine Art Plasma (aha), genauso wie es offenbar auch ganz normale Wasserfälle tun. Plasma durch Wasserfall, wer hätte das gedacht. Ausserdem hemmt Luftionisierung das Wachstum von Ratten, bekämpft Salmonellen und Müdigkeit und überhaupt alles, sicher das nächste oder das vorletzte grosse Ding. Warum ein paar Elektronen mehr in der Luft allerdings so viele Dollar kosten müssen, wo sie doch aus jeder Steckdose, und überhaupt, wieso nicht natürlich vorkommende Wasserfälle, ein Rätsel.


07.01.2007 | 01:05 | Alles wird besser | Sachen anziehen

Endlich: der Wellness-Krieg


Vergangenheit (Foto: Pingnews / Lizenz)
Bei space.com macht sich Charles Q. Choi so seine Gedanken über die Zukunft der Kriege. Krieg, das war ja schon immer ein recht gefährliches Hobby, bei dem man oft auch umkam. Schon in wenigen Jahren, so berichtet Choi, wird das noch besser werden, denn die Mittel des Future Force Warrior sind nicht nur "tödlicher als bisher", sondern gar "overwhelmingly lethal". Der unbesiegbare Kämpfer sieht durch Wände, im Dunkeln, besitzt möwengleiche Aufklärungsflugzeuge, kann um die Ecke schiessen, jede Feindessprache verstehen und schiesst genau dorthin, wo sein Laser hinzeigt. Schwere Zeiten für die gegnerischen Infanteristen, es sei denn, sie besitzen die demnächst markttauglichen Ganzkörperrüstungen, die nicht nur die Geschosse abwehren, sondern auch die von ihnen erzeugten Druckwellen. Und falls doch mal ein Missgeschick passiert und Blut vergossen wird, kann der Kollege, ständig informiert über alles durch Vernetzung mit allen, innere Blutungen von aussen (!) durch eine Heizdecke mit eingebauter Mikrowelle stoppen. All das wird es bereits in wenigen Jahren an jedem Schlachtfeld-Kiosk zu kaufen geben, und endlich werden Kriege zwar weiterhin total tödlich sein, aber anderseits irgendwie auch risikolos und gesund.


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