Riesenmaschine

23.05.2007 | 22:33 | Nachtleuchtendes | Sachen anziehen

Glühende Begeisterung


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wenn es um die Berichterstattung über Nachtleuchtendes und Pelziges in einem geht, verfügen wir leider über weniger freien Willen als Fruchtfliegen. Wer sich mehr gesellschaftliche Relevanz in der Riesenmaschine wünscht, darf weder weiterlesen noch diesem unaussprechlich belanglosen Video 2:41 Minuten seiner Lebenszeit opfern. Es gibt wirklich keinerlei Rechtfertigung für die Erwähnung, ach was, Existenz der leuchtenden GlowFur-Pelzprodukte, Pelztragen wird dadurch nicht akzeptabler, und Anziehsachen mit Batterien darin waren Unfug, sind Unfug und werden noch ein paar Tage Unfug bleiben. Aber ... sie sind pelzig! Und sie leuchten im Dunkeln! Und man kann sich für nur 790 US-Dollar einen kaufen und damit nachts im Stadtpark knurrend durchs Gebüsch streifen! Und sie leuchten im Dunkeln und sind pelzig! Entschuldigung. Ist uns so rausgerutscht.


22.05.2007 | 00:50 | Was fehlt

Über den Prozess der Zivilisation des Fahrradfahrens


Kommunikationsgerät aus dem Fahrrad-Neolithikum (striatic) (Lizenz)
Wenn man Norbert Elias Glauben schenken möchte, dann tritt zwischen spontanem emotionalem Impuls ("aus dem Weg, Trottel!") und tatsächlicher Handlung (Betätigen der Fahrradklingel) im Laufe der Menschheitsgeschichte immer mehr ein Zurückhalten dieses Impulses und ein Überdenken der (Rück-)Wirkungen des eigenen Handelns ein. Zum Beispiel könnten sich die so angesprochenen Fussgänger erschrecken, zudem ist man ja als Fahrradfahrer oft gar nicht im Recht, sondern befährt vorschriftswidrig einen reinen Fussgängerweg, in der falschen Richtung und ohne Licht noch dazu. Es fehlt daher eine neuzeitliche Möglichkeit, den Fussgänger höflich zu bitten, doch einen Schritt beiseitezutreten, wenn es ihm gerade keine Umstände bereitet. Es fehlt die höfliche Fahrradklingel. Sie dürfte gar nicht erst Klingel heissen, sondern vielleicht Anklopfe oder Schnurre, und ihr Geräusch sollte an Unaufdringlichkeit etwa einem zarten Handy-Vibrationsalarm gleichkommen: "Hinter mir schnurrte entschuldigend ein Fahrradfahrer". Wir bitten die Hersteller von Fahrradzubehör, diesen Wunsch bei Gelegenheit zu berücksichtigen, wenn es gerade keine Umstände bereitet. Die extra laute chinesische Fahrradklingel und das druckluftbetriebene Air Zound III Bike Horn dagegen sollen Ländern vorbehalten bleiben, in denen man noch auf den Bäumen Rad fährt.


21.05.2007 | 18:48 | Anderswo | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Ad fontes ist keine Werbeagentur


Wo der Bartel das Trendgetränk holt (globetrotter1937) (Lizenz)
Durch das Dickicht der Trendnachrichten über die unaufhaltsame Verfeinerung der Produktwelt nagt hin und wieder der Hirsch der Vereinfachung einen schmalen Pfad. Das US-Magazin Slate berichtete schon im April über den neuen Snobtrend Leitungswasser: Weil Europa sehr weit weg von Amerika sei und Bruder Baum über derlei Transportverbrechen weine, kehre man in der kalifornischen Trendgastronomie Perrier, Evian und San Pellegrino zugunsten von gefiltertem und bläschenbefülltem Gratis-Leitungswasser den Rücken. Obwohl Europa von Europa gar nicht so weit weg ist wie von Amerika, wird dieser Trend, wie jeder andere Trend aus Kalifornien, binnen Minutenfrist nach Deutschland importiert werden. Und da die Welt dringend einfacher und überschaubarer werden muss, stehen wir mit Wimpeln am Wasserhahn bereit, um ihn zu begrüssen.

Zwar sagt man, in der deutschen Gastronomie werde im Unterschied zur amerikanischen der Gewinn über die zum Essen eingenommenen Getränke erwirtschaftet, so dass schon wenige Minuten später mit dem Ableben eines Grossteils des Gaststättengewerbes gerechnet werden muss. Aber im Interesse der vereinfachten Entscheidungsfindung "Wohin zum Essen" und auch der unkomplizierteren Beitragsgestaltung wollen wir auch in diesem Punkt einfach mal wie immer: einverstanden sein.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Single Cola, Single Cask


19.05.2007 | 23:11 | Fakten und Figuren | Papierrascheln

Langeweilelehre


5. Leave out illustrations.
Durch das Improbable Research Blog erfahren wir von einem nützlichen Beitrag des dänischen Limnologen Kaj Sand-Jensen zum wissenschaftlichen Fortschritt: "How to write consistently boring scientific literature" enthält neben einer gar nicht mal so langweiligen Anleitung in zehn Punkten auch wertvolle Informationen über das Wimpertierchen Cafeteria roenbergensis, so benannt nach seiner Gefrässigkeit und kulinarischen Wahllosigkeit (und dem Fundort Rønberg). Von derlei Scherzen bittet Sand-Jensen Abstand zu nehmen, denn "... [it] shows lack of respect and will prevent us from ever forgetting the names". Sobald unsere Wissenschaftsredakteure Scholz, Schreiber und Krause die zehn Ratschläge vollständig durchdrungen haben, ist hoffentlich auch hier Schluss mit platten Tektonikscherzen, Spott über Tiernamen, frivolsten Vereinfachungen und quälender Selbstreferenzialität.


18.05.2007 | 18:30 | Anderswo | Sachen kaufen

Weniger wohnen


Wohnen im eigenen Schlüsselanhänger (Foto: Tumbleweed)
Vielleicht wird es Zeit für die Einführung einer neuen Riesenmaschine-Rubrik "Besitzlosigkeit". Denn wenn Musiksammlung, Büchersammlung, Pornosammlung, Spielesammlung und Arbeitsplatz ins Internet, in ein handliches Notebook oder auf eine Kugelschreiberspitze passen, drängt sich ja doch allmählich die Frage auf, warum man mühsam 45 Quadratmeter bewohnen soll, wenn es auch 10 täten. Wohin mit dem ganzen Nichtbesitz? Diese Frage beantwortet die kalifornische Tumbleweed Tiny Houses Company. Schon für wenige tausend US-Dollar bekommt man ein fertiges Haus, das man via Paypal bezahlen und sich anscheinend per Post zusenden lassen kann. Die Inneneinrichtung ist im Haus und im Preis bereits enthalten und wird vermutlich von französischen Microsaniteurs gefertigt. Blöd nur, dass das Company Portfolio und das Small House Book nicht als PDF, sondern nur als – wenn auch sehr kleine – Papierausgaben erhältlich sind. Vielleicht passen sie unter eine Hausecke, falls mal was wackelt.


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