22.11.2006 | 01:53 | Alles wird besser | Sachen kaufen
 Wer hier keine Illustration erkennt, sieht vielleicht nicht mehr so gutHin und wieder sorgen wir uns ein bisschen, was später mal werden soll: Wozu schillernde Musikanhörgeräte kaufen, wenn wir taub sind, wozu neue Spielkonsolen, wenn wir sowieso nicht mehr bis zum Display sehen können und das Steuerungsdings noch nicht über automatischen Zitterausgleich verfügt? Wird es überhaupt noch Gadgets geben, die wir zu unserem Flecktarn-Hackenporsche tragen können? Neue Hoffnung verschafft uns das Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering in Kaiserslautern mit dem i-Stick (ertastet bei Medgadget): Wenn der kluge Krückstock bemerkt, dass er hingefallen ist, fordert er seinen Besitzer zunächst auf, ihn wieder aufzuheben. Kommt der Besitzer der Aufforderung nicht nach, ruft der Stock selbstständig einen Notarzt an, der dann Stock und Besitzer zurück in die Vertikale befördern kann. Dass man auf der Website des Fraunhofer IESE nicht den Schatten einer Abbildung des i-Stick finden kann, soll uns erst mal nicht weiter beunruhigen – bis wir alt genug dafür sind, dauert es ja noch ein paar Minuten.
20.11.2006 | 13:01 | Berlin | Alles wird besser | Essen und Essenzielles
 Die zweitschönsten Worte in jeder Sprache der Welt (gleich nach "Es ist gutartig")Wer in Berlin bisher nicht rechtzeitig, also bis acht Uhr abends, vorgesorgt hatte, der musste sich des Nachts von Alkohol und Drogen ernähren. War auch nicht schlecht, schlecht aber war, dass man beim Besuch anderer Länder immer so unglücklich wurde angesichts von 24-Stunden-Supermärkten. Nicht so unglücklich wie ein sudanesischer schwuler Atheist im Hollandurlaub, aber für ein, zwei Auswanderungsgedanken reichte es.
Dürre Worte genügen daher kaum, unser Glück darüber zu schildern, dass sich seit Freitag die Abschaffung der Berliner Ladenschlusszeiten in die grossen weltverbessernden Momente der letzten Jahrzehnte einreiht (neben Einführung von Homoehe, Internet, 10-Euro-Friseur, Callabike, Packstation, Kreuzberger Bügel, Internettelefonie, Ökostrom, Rechtsabbiegen bei Rot, Club Mate, LED, Euro, Digitalkamera, Telefon an der Person statt an der Wohnung, Künstlersozialkasse, MP3, DivX, etwas vernünftigere Drogenpolitik und Abschaffung von DDR, Bademützenpflicht und mechanischen Anrufbeantwortern). Ab sofort darf jeder Berliner Einzelhändler so lange öffnen, wie er will (ausser sonntags, das wäre zu einfach). Wer jetzt noch sehr jung ist, wird sich später nicht einmal mehr daran erinnern können, dass es einmal ein Ladenschlussgesetz gab, und falls er in der Schule davon erfährt, wird er die Information mental irgendwo zwischen Hexenverfolgung und 5-1/4-Zoll-Diskette abheften. Es wird eine neue, schönere Welt sein, in der es weder Not noch Hunger gibt. Zumindest in Berlin und nachts.
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Durchgehend gelogen
16.11.2006 | 05:41 | Anderswo | Alles wird besser
 Kind ohne Playstation Foto: Jessica Welborn / NamasteDirectViele Menschen kennen das Problem: Auf dem Konto türmt sich das Geld zu Bergen, und man kommt mit dem Kauf von Produkten wie den hier täglich vorgestellten kaum nach. Vor allem ist die Wohnung irgendwann voll, und wer glaubt, er könne einfach ein paar überschüssige Designerregale und Playstations in der Dritten Welt unterbringen, wo die Menschen hin und wieder noch etwas Platz übrig haben, der wird von prohibitiven Portokosten daran gehindert.
Aber wo der Überfluss am grössten ist, da wächst das Rettende auch. Beklagten wir kürzlich noch, dass man gar nicht denjenigen Menschen einen Wasserbüffel schenken kann, die gern einen Wasserbüffel hätten, so müssen wir uns jetzt von Kevin Kelly eines Besseren belehren lassen: Bei NamasteDirect kann man sein Geld zwar nur in Guatemala und Mexiko loswerden (also nicht für Wasserbüffel), das aber dafür relativ direkt. Die Empfänger kaufen sich – wie man auf Wunsch haarklein erfährt – von dem Geld dann seltsames Zeug, ein Zwiebelfeld oder zwei Ferkel etwa, aber: besser sie als wir! Für ein Zwiebelfeld reicht der Platz hier beim besten Willen nicht.
15.11.2006 | 00:55 | Alles wird besser | Alles wird schlechter | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Ist es gut, dass vieles, wofür man früher einen Gegenstand kaufen musste (Wecker, Kalender, Taschenrechner, Radio, Fernseher, CD, Buch, Brettspiel, Landkarte, Notizzettel, Telefon, Briefpapier, Teleskop, Overheadfolie, Kleinstlebewesen, Fotoalbum, Spiegel), inzwischen von Software erledigt wird, die keinen Platz mehr wegnimmt und nur selten verlorengeht? Oder wäre es noch besser, wenn man stattdessen oder zusätzlich wieder ein im Weg herumstehendes Produkt hätte? Ein WLAN-Radio wie das oder das hier zum Internetradiohören, einen Ambient Orb für alles Mögliche, oder eine Ambient Clock (via Productdose), die den eigenen Google-Kalender anzeigt? Noch lebt die Ambient Clock in einem grauen Schattenreich, denn noch ist sie Software, aber schon bald soll sie Hardware werden. Bis dann müssen wir uns entschieden haben.
11.11.2006 | 19:05 | Fakten und Figuren
Als die Krankheiten noch etwas bedeuteten, konnte man eben bei Halsweh die Zumutungen der Neuzeit nicht mehr schlucken, und wer Fusspilz hatte, dem zehrte der Zweifel die Fundamente seines Daseins auf. Heute sind Krankheiten nur noch Krankheiten, aber vielleicht haben ja wenigstens unsere Fehlleistungen noch einen Sinn?
In Oxford wurde gerade der Zusammenhang zwischen versehentlich ungespeicherten Daten und anderen Fehlleistungen erforscht (via Improbable Research). Wer in den letzten zweieinhalb Jahren seine Dissertation eingebüsst hat, weil er zu speichern vergass, dessen allgemeine Unfallhäufigkeit ist also nicht erhöht, auch Linkshänder leben in dieser Hinsicht nicht riskanter als andere Menschen. Wohl aber gibt es einen Zusammenhang zwischen Schusseligkeit ("Werfen Sie oft die Streichholzschachtel weg und behalten das abgebrannte Streichholz?") und Datenverlust. Wer sich in dieser Beschreibung wiedererkennt, aktiviert daher am besten überall die "Auto-Speichern alle 5 Minuten"-Option und vermeidet den Umgang mit Handgranaten.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Jean-Truc
- Schweizerdegen
- Aalraupen
- Schraubverschluss
SO NICHT:
- Blutgrätsche (sinnlos)
- Schweinekopf mit Geldscheinen drin
- Verbrechen
- Stück Kuchen bei Bäckerei Ganze
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Pawn Shop Chronicles", Wayne Kramer (2013)
Plus: 19, 22, 23, 32, 48, 104, 144, 151 Minus: 27 Gesamt: 7 Punkte
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