Riesenmaschine

04.11.2006 | 14:04 | Fakten und Figuren

Sex in H0


'Sexy Ladies' und 'Sexy Scenes', in Mauritius handbemalt (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit hat in den letzen Jahren im Massstab 1:87 diejenige Revolution stattgefunden, die im richtigen Leben irgendwann um 68 herum stattgefunden hat, nämlich die sexuelle. Dazu muss man wissen, dass sich die Firmen Preiser, Noch und Viessmann den deutschen Markt an Modellbahndekorationsfigürchen teilen. Das ist ein hartes Geschäft und da können Lobo und Friebe noch lange in Werberpopanzsprache daherreden, hier gilt: Sex sells. Preiser hat diese Entwicklung weitgehend verschlafen und ist nie über die Sexiness der Familie Krause am Strand herausgekommen, und dies, obwohl Preiser dereinst so wichtig war, dass Figürchen im Massstab H0 in einschlägigen Kreisen auch Preiserlein genannt werden. Noch hingegen hat die Zeichen der Zeit als erste erkannt und zuerst mit den 'Badenden' und dann mit 'FKK' und 'Sauna' zwei Themenwelten ins Programm aufgenommen, die zumindest im eher biederen Eisenbahnmodellbauermilieu als sexuell konnotiert gelten dürften. Diese verkauften sich wie blöd und also legte Noch nach: Mit den Sexy Ladies brachten sie Playmates und mit Sexy Scenes schliesslich richtig echte 'Liebesakte' auf den Markt.

Und Viessmann? Viessmann liess sich lange Zeit und kommt jetzt aber mit einem Produkt, das so geschickt die Freude am bewegten Modell und die Zuschaufreude verbindet, dass der Markt aufgemischt werden wird, wie noch selten ein Markt aufgemischt wurde: Auf einem Bett liegt ein Nackter und auf ihm sitzt eine Frau, die mit einem winzig kleinen Magneten schwanger ist. Unter dem Bett aber sitzt ein kleiner Motor, der einen Magneten rotieren lässt und was dann passiert, naja, wers wissen will: Viessmann Liebespaar beweglich, mit Bett, 27 Euro, drei Geschwindigkeitsstufen, ab 18 Jahren.


22.10.2006 | 19:30 | Alles wird besser | Sachen kaufen

act local!


Globale Erwärmung, lokale Beschneiung (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Sollte die Firma EEstor wider Erwarten doch nicht die Welt retten, werden wir uns halt mit der Klimaerwärmung und etwas wärmeren Wintern abfinden müssen. Wer dann seinen Gästen trotzdem vor dem Fondue ein Gläschen Glühwein im Schnee anbieten möchte, der muss halt selber für den Schnee auf der Dachterrasse sorgen. Dafür hat die Firma Büchler mit dem 'Home Snow' nun das passende Gerät auf den Markt gebracht: Eine 220V-Steckdose, ein Wasseranschluss und Temperaturen um den Nullpunkt genügen, um den Heimbedarf an Schnee zu decken. Und im dannzumal etwas längeren Sommer kann man den 'Home-Snow' zudem noch als Hochdruckreiniger für die Terrasse benutzen. So gehts doch auch.


15.10.2006 | 15:18 | Anderswo | Sachen anziehen

Gebärmuttersarg


Sarghammer (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Ga sind eine kleine Volksgruppe im Süden von Ghana. Die Ga glauben, die Toten würden im Jenseits wieder arbeiten müssen und um ihnen dort den Berufseinstieg zu erleichtern, beerdigt man die Toten gerne in wunderschönen Särgen. Fischer in Fischen, Ananaspflanzer in Ananassen, Geschäftsleute in Mercedessen und ein Metzger in einem Schweinefuss. Symbole sind ebenfalls sehr beliebt, solche des Status (Turnschuhe, Colaflaschen) und solche der Magie (Schlangen, Hähne). Kane Kwei und sein Nachfolger Paa Joe sind die bekanntesten Sargbauer und gerade werden sie von der westlichen Kunstwelt entdeckt. Vermutlich sehen die Kuratoren und Kunstsammler darin Claes Oldenburg von und für Arme mit einem Schuss naiver Exotik und fertig ist die Kunst. Und an fremden Kulturen Interessierte sehen darin etwas herrlich Verrücktes und gleichzeit so Tiefgründiges und selbst-im-Tod-so-voller-Lebenslustiges, dass Paa Joe bald nur noch in den Westen liefern wird, zum Beispiel an die amerikanischen Gynäkologin, die sich eine Gebärmutter bestellte.

(Zum Thema: Regula Tschudi, "Die vergrabenen Schätze der Ga – Sarg-Kunst aus Ghana")


14.10.2006 | 12:26 | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Das Locken der Ultracaps


Zukunft von früher (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In den späten 90er Jahren brachte General Motors den EV1 auf den Markt. Der EV1 war die Zukunft: er wies den niedrigsten Luftwiderstand aller je in Serie gebauten Autos auf, verursachte mit seinem Elektromotor keinerlei Emissionen und war praktisch lautlos. Er konnte nicht gekauft, nur geleast werden, aber als die Leasingverträge ausliefen, weigerte sich GM, die Fahrzeuge weiter zu verleasen oder zu verkaufen. Bis auf ein paar wenige Museumsstücke wurden 2004 alle EV1 zerstört, darunter 79 fabrikneue. Dies, obwohl Hunderte von begeisterten Kunden ihren EV1 kaufen wollten. Der Film "Who Killed the Electric Car" erzählt die Geschichte der Zerstörung der Zukunft und führt sie auf den Einfluss der Öllobby, die mangelnde Standhaftigkeit der Bush-Regierung (die das ZEV-Gesetz aufweichte) und das fehlende Interesse der Autoindustrie zurück. Diese wiederum wehrt sich im Wesentlichen mit dem Argument: "Aber die Batterien! Die Batterien!".

Damit ist nun bald Schluss. Die in Texas ansässige Firma EEStor wird nämlich demnächst die Welt retten und dies, was besonders bemerkenswert ist, ohne eigene Homepage. Dafür mit einer neuartigen Batterie, die eigentlich keine Batterie ist, sondern ein Ultrakondensator. Ein Auto mit einem dieser 'Ultracaps' wird in 5 Minuten aufgeladen sein und dann ein paar Hundert Kilometer Autobahnfahrt abspulen können. Der EEStor-Ultracap wird trotzdem leicht sein und ungefähr so wenig kosten wie eine Lederausstattung. Die Stimmen der Ungläubigen muss man dabei nicht ernst nehmen, den schliesslich hat Kleiner Perkins kürzlich 3 Mio. Dollar investiert, und die haben ja schon einmal ein gutes Händchen bewiesen, als sie früh bei Google einstiegen.

Endlich keine leidigen Diskussionen um den Privatverkehr mehr und kein Bedürfnis, die lärmige und stinkige Stadt hin und wieder zu verlassen, um im Wald "aufzutanken", obwohl dieser dann ja auch noch gesünder sein wird. Endlich kann sich die Menschheit den wirklich wichtigen Problemen widmen: Einführung von flächendeckendem Funkinternet für alle sowie von längeren Tagen (Verlangsamung der Erdrotation), ausserdem der Erfindung von Schrauben, die nicht ausfransen.


11.10.2006 | 21:02 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Filzrassen


Postkarten versenden: Ihr Foto und Martina Hingis (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Ihr Foto und ein brauner Tennisball mit bunten Elektrokabeln (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wir berichten nicht nur über das Neueste aus der Warenwelt, über Fortschritt und Nagetiere, nein, wir berichten regelmässig und traditonell auch über die Plakatkampagne des Damen-Tennisturnier zurich open. Während die bisherigen Kampagnen vor allem darauf abzuzielen schienen, den männlichen Zuschauern klar zu machen, dass es am Turnier nicht nur Tennis, sondern auch Frauen zu sehen gibt, versuchen die diesjährigen Plakate genau das Gleiche, wenn auch etwas subtiler. Aufbauend auf der letzten Kampagne werden Tennisbälle mit einigen wenigen Attributen personalisert. Was im Falle von Martina Hingis frappierend gut funktioniert, wird bei Serena Williams zum grauenhaften Murks. Tennisbälle kommen nun mal in Gelb, in Kaffeebraun wirken sie eher befremdlich und Serena Williams trägt überhaupt keine kabelisolierungsartigen Braids, wie auf der Turnierhomepage leicht zu verifizieren ist. Ausserdem: Als ob Hingis gelb wäre!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Key Visuals I: Damentennis


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