Riesenmaschine

28.04.2007 | 20:22 | Nachtleuchtendes | Sachen kaufen | Papierrascheln

Bücherzimmerpogrom


Gemütliche Diskussion über die Werke von Günter Grass. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wenn sich früher Bücher und andere Schriftstücke keiner grossen Beliebtheit erfreuen konnten, dann flogen sie kurzerhand ins Feuer. Entweder daheim in den Kamin oder unter freiem Himmel in rauschende Flammen, nicht selten umrahmt von Trubel und Volksfesten. Weil uns aber die Nazis öffentliche Bücherverbrennungen verleidet haben, wird heutzutage an grossen offenen Feuern nur noch gesoffen und gegrölt. Jetzt kann man sich die klassische Rezensionsatmosphäre aber immerhin wieder ins eigene Studierzimmer holen, nämlich mit dem neuen scheiterhaufenförmigen Firetable von fuego. Nun fehlen nur noch Fire-Schreibtische, mit deren hervorstechender Feuersbrunst man jedes drückenden Papierbergs Herr zu werden vermag.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


27.04.2007 | 16:22 | Alles wird schlechter | Sachen anziehen

Es wird ein extremer Sommer


Gummi-Clogs: "Sie werden so massiv über uns hereinbrechen, dass jeder Mensch zwei Paar gleichzeitig tragen wird." (Kathrin Passig) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wie auch immer die Menschheitsgeschichte verlaufen mag, ob linear geradeaus oder in Zyklen im Kreis herum, der unumstössliche Witz an ihr ist, dass jede Epoche mit völliger Übersteigerung ihrer Charakteristika abschliesst: Gegen Ende des Imperium Romanum wurde mehr gekotzt als gefressen, zum Ausklang der Scholastik ereiferte man sich in hässlichen logischen Spitzfindigkeiten, der Barock kippte nach der Explosion seiner kolossalen Sinnlichkeit um in die dröge Aufklärung und das Zeitalter der modernen Ideologien zerplatzte schliesslich in einem schillernden Atompilz. Was für Geschichte im Allgemeinen gilt, gilt für die Trendproduktion in Potenz: Die Anzeichen mehren sich, dass die Geschichte der Sommerschuhe sich einem vorläufigen optischen Fluchtpunkt nähert, und zwar in Gestalt von Gummi-Clogs in transästhetischen Formen und gleissenden Farbgebungen. Schon bald wird das ganze Land seine Fusswege mit diesen grobschlächtigen Pantoletten bemeistern und der furchtlose Betrachter kann sich an ihnen erfreuen, wissend, dass hier der Boden für Neues breitgetreten wird – wenn die Geschichte zyklisch läuft, dann nächsten Sommer vielleicht wieder barfuss, lediglich gekleidet in Schorf und Grind.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (21)


24.03.2007 | 19:42 | Anderswo | Fakten und Figuren

Vita secunda


U-Bahn-Station in Rom. Sie können hier zwar nicht einsteigen, aber dafür Ausgrabungen bewundern.
Jeder Versuch, die sagenhaften zwei U-Bahnlinien in Rom auszubauen, scheitert an der Übersättigung des Stadtuntergrundes mit archäologisch wertvollem Gemäuer. In Deutschland hat man es da besser, die alten Römer haben uns weitestgehend mit ihrem historischen Humus verschont, mit Ausnahme mancher steinerner Städte hinter der Grenze zu den Holzhüttengermanen. So beginnen bald in Köln umfangreiche Ausgrabungen im Zentrum, die bis hinab zu den antiken Fundamenten gehen sollen. Noch ein Weiteres haben die Kölner von den Römern übernommen: Im Museo della Civiltà Romana steht eine riesige Modellrekonstruktion des antiken Roms, eine gigantische Spielzeugstadt, die des Römerfans Fantasie sondergleichen beflügelt. Köln macht nun dasselbe mit Colonia Claudia Ara Agrippinensium, wie die Römer Köln mit ihrem feinen Gespür für lässige Namen nannten – und zwar als virtuelle 3D-Rekonstruktion. Endlich mal durch die antiken Latrinen surfen! Vielleicht auch bald vor altertümlicher Kulisse eine Wiedergeburt des vergangenen Lebens, ein Second Life für den Römerfan?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Schnaftitudo novissima

Ruben Schneider | Dauerhafter Link


17.03.2007 | 14:22 | Alles wird besser | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Aus dem Archiv der Riesenmaschine: Beginn der Temperaturaufzeichnung


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Aus dem Archiv der Riesenmaschine: Retrotrend Rad

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


10.03.2007 | 00:26 | Alles wird besser | Alles wird schlechter

Pediaphilie konservativ


Als Logo für die Conservapedia? Konservativ, doch zu modern. (Foto: orangeacid, Lizenz)
Warum ich und nicht der da? So jammert manch ein Wikipediaautor, dem gerade wieder ein Artikel unter dem Sitzkissen weggelöscht worden ist. Wie die Pest, die im Dunkeln schleicht, wie die Seuche, die wütet am Mittag, so suchen Tag um Tag kübelweise Artikel die beliebte Internetenzyklopädie heim, welche formell allen gesammelten Löschstatuten genügen. Ob die dreiste Offenbarung der SS-Vergangenheit schottischer Dudelsackisten oder markante Biographien wie "Ist ein Typ der in Wien wohnt viele sind eifersüchtig auf ihn weil er einfach cool ist aber viel zu sagen gibts dazu nix kommts und besuchts ihn mal", es wird sich nichts geschenkt ("Vormittags ist aber mehr los im Löschbetrieb", so Wikipedia-Admin d). Manche Frustrierte unter diesen löschbedrohten Kulturvandalisten versuchen wenigstens, es auf die Ruhmesseiten dauerhaft gesperrter Lemmata zu schaffen oder im Humorarchiv blasoniert zu werden – oder aber, sie gründen einfach eine neue Pedia, von denen es inzwischen fast mehr gibt als Sand im Getriebe der Ursprungspedia. In diesem Reigen eine der letzten Neugründungen: Die logolose Conservapedia, ein Wiki für, wie erwartet, Konservative und Neocons. Wer also konservativ ist, der braucht sich nicht mehr in Löschdiskussionen mit linken Wikipedianern herumzuschlagen, sondern kann sich gleich mal hinsetzen und für die Conservapedia ein pfiffiges Logo entwerfen. Aber nicht zu modern, bitte.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


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