Riesenmaschine

08.10.2006 | 18:38 | Alles wird besser

Fallen und Lachen


hier her (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nobler als der Wunsch zu fliegen ist bei manchen Menschen jener, zu schweben, aber auch bei diesen Kollegen gibt es ausgeschlafenere und solche, die verkniffen sind. Die stellen sich auf eine lachhafte Scheibe mit Halfter, und bilden sich ein, Michael J Fox zu sein, dabei ist es nur ein weiterer Baustein urbaner Unshmoovizität, der mit Tretrollern, Rollschuhen und Segways begann, die des Stadtbenutzens auf die bequeme Art. An wem hingegen all das abperlt wie das Wasser am Bürzel einer Ente, der legt sich schwebende Möbel zu oder kauft sich den am schwebenden Frosch erprobten, mit 27,5 Tesla stärksten Magneten der Welt. Nie war die Devise Falling and Laughing, die der grossartige Edwyn Collins vor 26 Jahren ausgegeben hat, greifbarer als jetzt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Abstossende Schlafstatt

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


07.10.2006 | 11:57 | Zeichen und Wunder

Quartschichtung und Qualitätswaschmaschine


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Dass Hip Hop seine Wurzeln in Deutschland hat, ist ja allgemein bekannt, die treibenden monotonen Beats und die schubertartige Quartschichtungsmelodie von Kraftwerks Trans Europa Express liessen beispielsweise Afrika Bambaataa, "Godfather of HipHop and Electrofunk" Anfang der achtziger Jahre das Genre zwar nicht unbedingt begründen, ihm aber dennoch ein solides Fundament zementieren. Aber nicht nur im musikalischen Bereich wurde Wertarbeit aus Deutschland geschätzt. Der Binnenreim, massgebliches Stilelement ganzer Hip-Hop-Generationen, stammt von Miele, seit hundert Jahren bekannt mit dem Slogan "Miele-Verlässlichkeit für viele Jahre". Damit ist jetzt Schluss, die 1900 aus Milchzentrifugen und Buttermaschinen entwickelte Waschmaschine, geht wieder zurück an die Ursprünge a la "Nur Miele sagte Tante, die alle Waschmaschinen kannte" und bewirbt nach dem Motto "Lyrik ist wenn sich's hinten reimt" seine Geräte seit neustem holprig mit "Miele, die Qualitätswaschmaschine". Sido, der Maskenrapper, hat das mit dem Endreim auch schon gepeilt:
"Wir sind überpleite
Wir müssen schnell was ändern
Beim Staat fliegt Geld ausm Fenster
Wie Menschen am 11.September"
Wenn er jetzt noch die schubertsche Quartschichtung raffen würde, wäre der Kreis geschlossen.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


05.10.2006 | 11:28 | Papierrascheln

Sie nennen es Arbeit


vlnr: Friebe, Lobo (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Riesenmaschineautoren Holm Friebe und Sascha Lobo haben ein Buch geschrieben. Sie nennen es Wir nennen es Arbeit. Das ist ironisch gemeint, es ironisiert das pathetisch und mantraartig von Künstlern, Clowns und Eierdieben umcodierte Wort ARBEIT, das Adolf Hitler schon ein paar Jahre vorher ebenfalls umwertete, also eine Verhöhnung von Kohlegrubenkumpeln und Kettensägensklaven. Die Autoren erklären in dem Buch, wie man Arbeit simulieren und dennoch Erfolg und Geld einfahren kann, wenn man nur gut frisiert ist und im Internet irgendwas behauptet, und dadurch schnell eine einem folgende Schafherde lukrieren kann. Und auch wenn, wie man weiss, inzwischen jeden Tag 5000 neue Weblogs aufgemacht werden und der Blogger von heute nichts anderes ist als das lästige Möbel in den Fuzos der schrecklichen Städte, eine hackysackspielende Pantomime, also das allerallerüberflüssigste nach lauwarmem Wasser, so war diese Chimäre doch irgendwann, im Pleistozän vielleicht, mal offenbar eine Goldgrube. Im Buch von Friebe und Lobo werden all die Verhältnisse generös beleuchtet, die kurzfristige Demokratisierung der Mittel, die die anderen Medien verschlafen haben, und die sie naturgemäss versuchen zu simulieren, am Ende kommt eine Kolumne im Stern heraus, die der Blogger wiederum im Internet versucht zu imitieren.

Dass die Autoren begleitend zu ihrem Buch auch noch ein Weblog eröffnen mussten, kann nur mit dem ranzigen affirmativen Subversionskalkül erklärbar sein, denn nötig hätten sie es nicht, weil, sie sind immer gutfrisiert. Besser zumindest als die 5000 Blogger und deren Sternadepten.


27.09.2006 | 21:36 | Essen und Essenzielles

Haarweibchen


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Panzerbeeren sind sie alle. Also Gurken, Melonen und Kürbisse, eine Familie. Und wenn man sie immer kleiner und kompakter züchtet, gleichen sich auch ihre Geschmäcker immer mehr an und werden ununterscheidbar, so als ob das Konzentrat alle diversifizierenden Geschmäcker auslagert, um sich auf die genetischen Wurzeln, das Wesentliche zu konzentrieren.
Die jetzt verstärkt überall (ausser in Berlin) auf den Märkten auftauchende Melothria, auch Haarweibchen genannt, hat die Grösse einer Erbse, sieht aus wie eine Melone, schmeckt aber wie eine Gurke. Und wenn man sich ganz besonders anstrengt oder eine Sumpfmeise bzw. Sandbiene ist, kann man sogar den Geschmack des Abtreibungsmittels Zaunrübe erkennen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wer hat Angst vor der schwarzen Möhre?

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


26.09.2006 | 06:35 | Anderswo | Fakten und Figuren

Sayonara, Löwenherz


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Japans Ministerpräsident Junichiro Koizumis Amtszeit ist um, nach fünf Jahren übergibt er seinen Job an seinen Parteikollegen Shinzo Abe, gleichzeitig schliesst er, nach 250 Ausgaben, auch sein Weblog What ´s up around the Primeminister, mit einem angeschlossenen, so genannten Emailmagazin. Shinzo Abe, so erfährt man dort, war bisher u.a. auch der "First Chief Editor" des Emailmagazins. Abe ist also somit ab heute, 26. September 2006 der weltweit erste Blogger, der Führer eines Landes wird.
Mit der Überschrift Löwenherz betitelt Koizumi seine letzte Kolumne, in der er seinen Dank an die Leserschaft für die Treue der vergangenen Jahre ausspricht, den Titel wählte er wegen seiner löwenartigen Haarfrisur. Das Herz der Japaner sitzt offenbar im Haar.
Nicht erklärt er aber, warum er auf offiziellen Fotos mit den Staatslenkern dieser Welt, die immergleiche Position mit der immergleichen starren Handschüttelgeste einnimmt, bei der er die Hand des Kollegen immer mit zwei Händen umfasst, während Zeige- und Ringfinger dabei jedes Mal etwas gespreizt sind, während Ring- und Kleiner Finger das Handknäul von unten abstützen. Eine Komposition von strenger Schönheit, die leider am 9. September, also kurz vor Schluss, von Finnlands Tarja Hallonen (Bild) brutal zerstört wurde. Vermutlich um der Welt zu zeigen, wie nahe und verwandt beide Völker sind. Es kann aber auch bedeuten, dass sie ihm zu verstehen gibt: "Löwi, es ist aus, Du brauchst diese Show nicht mehr zu machen."

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wer will Wale

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (1)


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