Riesenmaschine

03.06.2006 | 17:54 | Anderswo | Essen und Essenzielles

Die Eismeister


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wie müssen sie leiden, die Jungs und Mädels in der Produktentwicklung von Unilever/Magnum, dass ihnen als Gipfel des Luxus nichts anderes einfällt als ihre klobigen Eislutscher, die in erster Linie aus aus Rindernasen gewonnenem Fett und Zucker bestehen, und in flüssigen Stickstoff getaucht werden müssen, damit sie beim Abbeissen knacken – als einziges Feature. Wie müssen die japanischen Eisentwickler angesichts dieser Tristesse lachen, denn mit solch vulgären Fettlutschern kann man dort keinen mehr hinterm Ofen hervorlocken. Die Palette der angebotenen Sensationen reicht in der vegetarischen Abteilung vom Kartoffel-, Knoblauch- und Salateis über das Tinteneis, Seideneis, Meerwassereis und kittfarbenem Kohleeis (Bild) bis zum Waleis und dem unschlagbaren Rohen Pferdefleischeis. Hey, wenn man so was hier ins Kühlregal stellt, wird man verhaftet! Und damit nicht genug, sie machen selbst aus Matratzen Eis, und das Eis namens Finland ist mit Xylitol versehen, einem im Blumenkohl und in Birken vorkommenden Süssstoff, der die Anfälligkeit für Mittelohrentzündungen bei Kindern verringert, und die 100%ige Kariesreduktion möglich macht. Der Sommer kann kommen. Aber bitte nicht mit Magnum, Freunde.


02.06.2006 | 05:46 | Fakten und Figuren

Die listigen Gärtner


Lordi kommt ja auch aus Finnland (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wer an finnisches Design denkt, dem fällt als erstes Alvar Aalto ein, dann vielleicht der Bauer, und ganz am Schluss wohl der einfache Gärtner von nebenan. Dabei hat letzterer mehr noch als die Erstgenannten etwas Stilprägendes für die Nation geschaffen. Weil nämlich in Finnland immer so ein starker Wind geht, und die Leute es lieben, draussen zu sitzen, zu trinken, zu essen und vor allem zu rauchen, um auf diese Art den Sommer zu erzwingen, kam irgendwann mal ein Gärtner auf die Idee, einen Blumentopf einfach umzustülpen, und dadurch zu verhindern, dass die Zigarettenasche in die Suppe, ins Bier oder ins Auge des Nachbarn segelt. Man schnippt sie einfach oben in das kleine Topfloch. Jedes finnische Lokal, das auch draussen serviert, hat darum umgestülpte Blumentöpfe. Aber worin topfen die Finnen dann ihre Blumen ein, wenn alle für diesen Zweck vorgesehenen Töpfe zum Aschenbecher umfunktioniert werden? Das fragen sich alle, und so auch die deutsche Schnickschnackdesignerin Gitta Gschwendtner, die einfach (siehe Bild) eine riesengrosse Tasse für die armen darbenden finnischen Gärtner entwickelt hat. Aber da können die listigen Gärtner nur lachen, denn sie produzieren einfach so viele Töpfe, dass auch die Blumen nicht in die Röhre gucken müssen, und verdienen dadurch doppelt soviel. Die normalen, unbrauchbaren Aschenbecher finden inzwischen als Boote ihre Verwendung.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Superbol

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


30.05.2006 | 19:18 | Anderswo | Supertiere

Masse und Macht


Pfandgrube (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Gustave Le Bon beschrieb in seiner soziologischen Studie, dem Klassiker Psychologie der Massen, wie die Unterordnung des Individuums in einem Kollektiv funktioniert, wie eigene Interessen zugunsten eines Konsens aufgegeben werden, um die wohltuende Wärme und Trägheit in der Masse nicht zu verlieren.
Auch wenn man nicht Teil einer Massenbewegung ist, sondern ein schlechtintegrierbarer Einzelgänger oder fauler Sack, vermag der Anblick von etwas Massenhaftem einen wohligen Schauer auszulösen, wie diese Wohnung mit 70.000 Bierdosen. Selbst wenn eine Masse etwas Sinnvolles erreicht, wie z.B. den bislang als unzerstörbar geltenden Flakturm im Wiener Augarten, in dem Tauben inmitten von 2,5 Meter hohen Bergen von Taubenkot und -kadavern neues Leben heranbrüten, und der vermutlich genau deswegen jetzt gerade zerbröselt.
Gemeinsam etwas geschaffen, was den anderen Massen dient, hat das namenlose Arbeiterheer des Schachtürken bei Amazon: 10.000 nach links blickende Schafe, vermutlich um mit der Symbolhaftigkeit des Tieres etwas Albernes wie die Milliondollarhomepage zu persiflieren. Für jedes Schaf gab es dabei 2 Dollarcent, das macht immerhin im Schnitt 69 Cent pro Stunde. Und dabei ist dann noch eine tolle Tapete entstanden, mit vielen freundlichen Tieren, vor allem 945, 4144, 1532, 8988, 8816 und 9262.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


29.05.2006 | 16:57 | Essen und Essenzielles

Die Bratwurst verkneifen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Während der Ameisenigel schlürft und die Schlange schlingt, können die Hunde, die Kühe und die Menschen kauen, egal ob auf einem Pantoffel, auf Hochgewürgtem oder wie Peter Handke auf Worten. Deshalb können wir uns wohl auch besser Telefonummern merken, denn Kauen macht klug. Andererseits sollte man es auch nicht übertreiben, denn wer zuviel kaut, bleibt 2,4 Millionen Jahre doof, wie die Affen, die seinerzeit nicht wie der Mensch Gebiss gegen Gehirn getauscht haben.

Kauen kann ein Krebsrisiko minimieren und zum Nichtraucher machen, schlank machen aber auch, wer nämlich ein Jahr lang ununterbrochen Kaugummi kaut, kann fünf Kilo Körperfett wegkauen und "sich die Sahnetorte oder die Bratwurst leichter verkneifen". Selbst Kaupantomimik erzielt noch schlankmachende Erfolge, warum joggen, wenn man kauen kann? Und man muss nicht mal mit dem Kauen aufhören: Wenn man zwischendurch vielleicht mal seine Zähne pflegen möchte, dann backt man sich leckere Zahnputzkekse oder zieht sich aus dem Automaten Fuzzybrush, die Zahnbürste zum Kauen. Stellt sich eigentlich noch die Frage, warum die Kühe eigentlich nicht schlanker sind.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


27.05.2006 | 11:11 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Mehl im Winter, Warzen im Sommer


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Auf dem Foto sieht man die letzten frohen Minuten eines Warzenschweins, bevor es im Kochtopf landet. Wir wissen nicht, wie so ein Tier schmeckt, weil es durch seine namensgebenden Merkmale stigmatisiert ist und sich daher ein Import wohl nicht lohnen würde. Das Kulturphänomen Warze wird erst dann interessant, wenn ein an sich wertvoller Gegenstand durch sie scheinbar entwertet wird, dadurch aber ein paar Fetischisten auf sie aufmerksam werden, wie das Beispiel der Münzwarzen demonstriert. Denselben Mechanismus versucht jetzt offenbar das österreichische Werbefernsehen auszunutzen, indem es seinen Fokus stark auf Warzen ausrichtet. Schon immer eine leicht durchschaubare zyklische Angelegenheit, bewirbt man kurz vor Weihnachten Mehl und eine monströse Teigknetmaschine namens Kenwood Chef, im Frühling dann die Gartenkralle, und jetzt, wenn der Sommer kommt, den Warzenvereisungsstift der Firma Wartner. Warzen im Winter? Entweder gibt es sie nicht, oder man schweigt sie tot. Andererseits, wen erreicht schon Eiswerbung im Winter?

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


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