Riesenmaschine

24.04.2008 | 19:28 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Super Genintari

Fast alle sehnlichen Wünsche der Menschheit wurden inzwischen erfüllt: Zum Mond fliegen, Operationen ohne Schmerzen, die Abschaffung kratziger Kleidung, tragbares Internet, einen grösseren Penis bekommen in nur sechs Wochen, Pizzalieferservice – bloss auf das Gerät, das alles auf einmal kann, warten wir bis heute. Immerhin wird die Thematik nun sauber von hinten aufgerollt: Das im Video vorgestellte Super Genintari (Arbeitstitel: Leviticus) vereint endlich Super Nintendo (1990), Sega Genesis (1988), NES (1983) und Atari 2600 (1977) in nur einem Gehäuse, mit nur einem Stromkabel und nur einem TV-Anschluss (und alle vier Spiele können parallel laufen, wenn auch nicht parallel gespielt werden). Als nächstes gibt es dann einen Discman-Beeper mit Polaroidfunktion, ein Faxgerät mit VHS-Recorder und Telexschnittstelle und einen Volksempfänger mit eingebauter Laterna Magica – die Zukunft von gestern ist die Gegenwart von morgen, also sind wir schon sehr nah dran.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Übergadget Spielkonsole


04.04.2008 | 13:30 | Berlin | Alles wird besser

Stadtmöblierung XXXL


Kein Schafott, sondern FILS (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Angefangen hat es mit der aufdringlichen knallblauen Metro-Filiale auf der Brachfläche vor dem Ostbahnhof. Mit der fast fertigen O2 Arena (bei deren Anblick man sich fragt, was an der grossen Halle des Volkes von Albert Speer eigentlich so schlimm sein soll) ist das grossartige Panorama von der Warschauer Brücke auf Berlin nun empfindlich gestört. Einen zukünftigen Weltkulturerbestatus dieses Canaletto-Blickes kann sich Berlin also endgültig in die schlecht frisierten Haare schmieren. Da ist es auch schon egal, dass auf dem neuen Fahrstuhl von der Brücke hinab zur Tamara-Danz-Strasse eine gigantische elektronische Anzeigentafel aufgeschraubt wurde, die sichtbar von der Oberbaumbrücke bis zum Frankfurter Tor die Street reclaimt. Dennoch ist die Tafel zu begrüssen, es handelt sich nach Insiderinformation nämlich nicht um eine schnöde Werbefläche, sondern um eine Innovation, welche in der Senkrechten das anbietet, was für eilige Zeitgenossen in der Horizontalen schon längst Standard ist: Das welterste dynamische Fahrstuhlinformationsleitsystem (FILS). Künftig wird man also seine knappe Zeit noch effizienter einteilen können, wenn es in grossen Lettern heisst: "Nächster Fahrstuhl Richtung Warschauer Brücke in 20 Sek."

Christoph Albers | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


03.04.2008 | 17:30 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Wird Kleenex das neue Rolex?


Auf dem Nachtischchen noch besser als Allgäuer Rindsleder: Riesenmaschinekleenex (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Die Reissäcke von heute (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Gerade erreicht uns der Newsletter von trendwatching.com und teilt uns mit, dass die Statussymbolforschung eindeutig aufzeige, wie die Entwicklung im Statussymbolgeschäft weg vom klassischen, über den Preis gesteuerten Statussymbol hin zu etwas gehe, was mit "Status Stories" beschrieben wird. Kurz: nicht mehr die Geschichte, die ein Massenprodukt kraft seiner Erscheinung und seines Marketing zu erzählen vermag ("Geld"), sondern eine möglichst individuelle Geschichte hinter dem Produkt (und das Wissen darum) soll dieses mit Bedeutung und Exklusivität aufladen. Das klingt erst mal glaubhaft und erinnert entfernt auch an den Manufactumkatalog. Dort wird die Wertigkeit der Produkte ja auch mit kleinen Geschichten unterstrichen und dem Käufer so ein Instrument in die Hand gegeben, mit diskret eingestreuten Bemerkungen einen zusätzlichen Distinkionsgewinnn zu erzielen ("Ach, dieses Allgäuer Grubenleder, das mit traditionellen Methoden von Hand und mit viel Zeit gegerbt wird, braucht schon etwas mehr Pflege als die heutigen Industrieleder").

Trendwatching.com beweist seine These allerdings anhand folgender Produkte: Mykleenextissue bietet für bescheidene 4.99$ (ca.1€) individuell gestaltete Kleenexboxen "to celebrate a special occasion". Im Netgranny Sockenshop ("Wähle Deine Granny") können in Schweizer Altersheimen individuell angefertigte Wollsocken bestellt werden. In Japan wiederum können Reissäcke mit dem Bild eines Neugeborenen bedruckt und mit dem exakten Kindsgewicht in Reis gefüllt werden, sodass man beim Umfallen rätseln kann: War das jetzt Kind oder Sack? Und wir wollen diesem Reigen noch die Seite Youbars beisteuern, die nach Mass gefertigte Schokoriegel anbietet.

Allesamt sind das schöne Produkte, die fehlten und die zu loben sind. Wenn wir uns Wollsocke, Kleenex, Reissack und Schokoriegel aber konkret im Einsatz als Statussymbole vorzustellen versuchen, denken wir, dass sich die Firma Rolex nicht allzu warm wird anziehen müssen.


31.03.2008 | 15:05 | Berlin | Alles wird besser

Zukunft jetzt aber wirklich endgültig da


Bild: aka-aki
Vor einem Jahr beklagten wir die Godothaftigkeit längst angekündigter Social Handysoftware und lobten Gabriel Yorans damals ganz neues aka-aki-Projekt. Was niemand wissen konnte: Dass es noch ein weiteres langes Jahr dauern sollte, bis aka-aki aus den Puschen aka der geschlossenen Betaphase kam. Jetzt aber ist es so weit, und die Launchparty findet am 3. April ab 21:00 im Sanatorium 23 (Frankfurter Allee 23) statt. Alle Mitglieder sind eingeladen, Mitglied werden kostet nichts (ausser einen ständig leeren Handyakku, was aber angeblich mehr mit UMTS zu tun hat als mit aka-aki), und mit dem Einladungscode "elchelch" können alle noch rechtzeitig dabei sein.


29.03.2008 | 02:27 | Alles wird besser | Fakten und Figuren | Effekte und Syndrome

Gefühlsarm


Interpretiert so schön wie HAL (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Omas Red Ring of Death? (Anwendungsbeispiel, Quelle: exmocare) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Denkt man lange genug über Emotionen nach, erscheinen sie plötzlich wie Stachelschweine: Beide lassen sich nicht gern anfassen. Begründet liegt dies in einer Menge entzündungsverursachender Spiesse, doch genaues Betrachten bringt auch die darunterliegende Mannigfaltigkeit an Borsten und weichen Wollhaaren an die Oberfläche. Die Domestizierung dieser zwei grossen Nager war nicht zuletzt deshalb von wenig Erfolg gekrönt, aber zumindest bezüglich der Emotion bietet die Firma exmocare mit dem todschicken Sensordings namens BT2 (via medgadget) nun eine wirksame Handfessel. Nach Abschaffung der Armbanduhr durch Horden zeitanzeigender Geräte streicht nun endlich kein kalter Wind mehr um das Handgelenk, und die ubiquitäre "Hey, wie geht's?"-Phrase verliert ihren Schrecken. Dank des eingebauten Sensorsammelsuriums lassen sich schliesslich präzise Antworten in Form von Herzfrequenz, Hautwiderstand, allgemeiner Genervtheit et al. geben. Der Interpretationsansatz verabschiedet sich dabei vom eindimensionalen Bild der zwischen Samson und Mülltonnen-Oskar mäandernden Psyche. Vielmehr projiziert BT2 Emotionen zweidimensional auf die Achsen "Erregtheit" und "Wertigkeit", sodass man sich endlich für voll genommen fühlen kann.

Eigentlich sollte BT2 der Überwachung von Unmündigen wie Altenheiminsassen oder Angestellten via Bluetooth dienen. Die Daten strömen in Echtzeit auf den Rechner des Oberbosses, wo dann Meldungen wie "Erratic Heart Rate" oder "Watch Off Wrist" erscheinen. Über die Bedeutung grosser roter Ringe in ihren Beispielillustrationen schweigt exmocare jedoch, und von diesem "Web 2.0" hat diese Firma offensichtlich noch nichts gehört. Besser liessen sich Twitter und wefeelfine doch gar nicht füttern. Und warum gehen die Entwickler nicht den entscheidenden Schritt und liefern die Therapie in Form von aufhellenden Injektionen gleich mit? Vielleicht wäre dann aber der Schnäppchenpreis von 2500$ pro Sensor nicht zu halten.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Gefühlshotel

Jan-Christoph Deinert | Dauerhafter Link | Kommentare (8)


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