Riesenmaschine

18.06.2007 | 00:27 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Brutstätten des Bösen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Vor zwei Wochen zeigte sich Erddrache Google Earth gnädig und spuckte eine neue Reihe von Intimaufnahmen mit sensationell übertriebener Auflösung von 50cm pro Pixel aus, die mittlerweile auch beim Drachenputzerfisch Google Maps angekommen sind. Unter den seltsam willkürlich ausgewählten Orten, für die das Update erhältlich ist: Toronto, die sympathische Kleinstadt nördlich des Reichs der Schatten. Im oberen Bild vom Flughafen Pearson International kann man gut erkennen, dass grosse Dinge jetzt nicht mehr klein aussehen, nur weil man sie von weitem betrachtet, sondern eben gross, wie es sich gehört. Interessanter jedoch das untere Bild von einer Stadtgegend am Humber River. Es zeigt natürlich nicht, wie Blog TO vermutet, Brutstätten für Aliens (Aliens werden kaum auf der Erde ausgebrütet, sonst wären es ja keine Aliens). Sondern nämlich eine gigantische Zeitmanufaktur, in der die weltweit ständig verlorengehende Zeit mit Hilfe von Uhrenrückkopplung und Vollintegralgetriebe durch brandneue, unbespielte Zeit ersetzt wird. Auch von Greifswald gibt es neue Superdetailbilder. Wo mag dort das Zeitkraftwerk stehen?


16.06.2007 | 00:56 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Beamer müssen wieder Luxus werden


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Früher waren Beamer unbezahlbare Wundergeräte. Man konnte auf Messen und in Clubs mit ihnen Eindruck schinden und wer tatsächlich einen zu Hause stehen hatte, brauchte nicht mehr nett zu seinen Mitmenschen sein. Es reichte, ihnen in Aussicht zu stellen, dass sie einem aus der Besenkammer durch die halbgeschlossene Zimmertür fünf Minuten dabei zuschauen dürfen, wie man das Testbild justiert, und schon taten sie alles, was man wollte.

Doch dann setzte ein plötzlicher Niedergang ein. Beamer waren auf einmal gar nichts Besonderes mehr, und allerspätestens seit der Fussball-WM sind sie zum profanen Haushaltsgegenstand auf Mikrowellenniveau verkommen. In jedem Hörsaal, jeder Wohnung und jeder Kneipe stehen Beamer, es gibt sie bald ins Handy integriert und wenig später sicher auch als Schlüsselanhänger, Teil eines Schweizer Tassenmessers oder als Dreingabe im Happy Meal.

Nur irgendwas wirklich Neues (GPS- und USB-Lösungen scheiden aus) kann dem Beamer wieder zu seinem alten Status zurückverhelfen, und das ist jetzt anscheinend der Entwicklungsabteilung von Sanyo gelungen: Der LP-XL 50 (via OhGizmo) projiziert eine Bilddiagonale von 80 Zoll aus 8 cm Abstand. Endlich Businesspräsentationen im Fahrstuhl! Endlich Grossbildleinwand-Fussball im Hausflur gucken! Und endlich wieder ein Beamer als Statussymbol (Preis voraussichtlich 600.000 Yen)!


14.06.2007 | 02:38 | Anderswo | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Šwerter zu Buhštaben


Die Sache hat einen Haken. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In genau zwei Wochen wird sich das dunstgefüllte Loch in den Bergen namens Kärnten für ein paar Tage öffnen, um den Literaturshowblock herein- und sehr viel gesprochenes Wort herauszulassen, ohne das ja, wie Showblock-Autorin Marinic richtig bemerkt, kein einziges Buch geschrieben worden wäre. Aber was treibt das Wort in Kärnten an den restlichen 360 Tagen im Jahr so, wenn niemand hinguckt? Es sorgt hauptsächlich für bilinguale Magenverstimmungen, es sorgt unter anderem dafür, dass ein Landeshauptmann die versammelte Presse einlädt, ihm dabei zuzusehen, wie er ein Ortsschild ab- und ein paar Meter weiter wieder aufbaut, um zu verhindern, dass dieses mit slowenischen Zischlautdarstellungen versehen wird. Ausserhalb Österreichs bekommt man von diesem Grummeln im geographischen Unterleib des Landes nichts mit, denn die Sache ist den Österreichern peinlich.

Doch nun winkt Hoffnung an der Hačekfront: Der Nudelfabrik Finkensteiner und Wissenschaftlern der Universität Klagenfurt ist es endlich gelungen, erstmals die Lettern Č, Š und Ž als Buhštabenzupe in Teigwarenform zu pressen, um somit die Sprachbarrieren buchstäblich weichzukochen und volksdeutsche Kärntner Suppenteller zu infiltrieren.

Bei regelmässigen Verkostungen kann nun simultan gezischt und geschlürft werden, vom gleichzeitigen Bestellen des slowenischen Nationalschinkens Pršut raten wir jedoch ab. Ebenso wie wir von der Produktion ß-förmiger Teigwaren vorsorglich abraten. Nicht mal dran denken, Nudelfabrik Finkensteiner!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ich kaufe ein "C"


12.06.2007 | 02:32 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Gedankenspiele


Was hat es wohl schon alles gesehen, das eine Auge dieses aussterbenden Tiers? (Foto: frenkieb) (Lizenz)
Als die Spieleindustrie ungewaschen aus dem Urschlamm stieg, verlockte sie die Menschen mit Würfeln aus Knochen und Skatkarten auf Schieferplättchen zu enormer Zeitverschwendung. Die Entwicklung verlief mangels dringlicher Deadlines und ausreichender Kaffeeversorgung im Schneckentempo, und jahrtausendelang hätte "Joystick" zum Beispiel ein kleines Stöckchen bezeichnen können, das man in einen Gletscher steckte, um dann ein Stück Eis herauszubrechen und dran zu lutschen, oder sonst irgendwas Längliches, das Spass macht. Dann aber wurden Computerspiele erfunden und ein sogenannter Bedeutungswandel trat ein. Plötzlich war ein Joystick ein Gerät, an dem man rhythmisch manipulieren musste, um Pixelbündel bei Sexspielen zum Orgasmus zu bringen. Das waren barbarische Zustände, die die Betreiber des technischen Fortschritts nicht hinnehmen konnten, und so wurde seitdem unermüdlich an der Ersetzung des Joysticks gearbeitet, damit die Spieler endlich wieder die Hände freihaben. Project Epoc der Firma Emotiv setzt dabei auf EEG-artige Gehirnstrommessung zur Steuerung virtueller Spielfiguren, während NeuroSky, die Binnenmajuskel liess es schon ahnen, zur Bewerbung seines gedankenlesenden Kopfhörers New Age-artigen, vagen Kitsch über Hirnwellen, Meditation und Gefühlszustände auf der Homepage verbreitet. Keins dieser Geräte ist schon serienreif oder auch nur überhaupt erhältlich, aber es kann nicht mehr lang dauern, bis man sich die dann ja nutzlosen Joysticks endgültig auf den Kamin schieben kann (via BrainWaves).

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Kopfgesteuert


11.06.2007 | 13:38 | Alles wird besser | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles

Korrektes Zitieren auf Müslipackungen


Abb. a (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Abb. b (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Vor knapp zwei Jahren deckte die Riesenmaschine einen handfesten Skandal auf: Die wissenschaftlichen Diagramme auf diversen Nivea-
Produkten waren nämlich einfach im Copy&Paste-Verfahren auf die Packungen geklebt worden – ungeachtet der komplexen verschiedenen Sachverhalte, die sie wiedergeben sollten und unter Missachtung simpelster Standards des wissenschaftlichen Arbeitens (vgl. Abb. a und Passig, 2005).

Danach ging ein Beben durch die Zunft der Verpackungsbeschriftungs-
wissenschaft. Es kam zu Massenentlassungen, Paradigmenwechseln und revolutionären Umbrüchen im Arbeitsprozess – mit einem zumindest zufriedenstellenden Ausgang, wie Abb. b zeigt. Auf den Packungen des Dr. Oetker VITALIS Schoko Müsli (Mit Vollmilch Schokolade) wird die korrekte Quelle für die Angaben über die empfohlenen Tagesdosis der im Produkt vorhandenen Vitamine ordnungsgemäss angegeben: Die 5. Auflage des Standardwerks von Souci, Fachmann, Kraut nämlich. Jetzt müssen bloss noch Erscheinungsort und -jahr genannt werden, dann hätten wir diesen leidigen Punkt endlich abgehandelt und könnten uns den Inhalten zuwenden.


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