Riesenmaschine

10.08.2006 | 22:24 | Supertiere | Alles wird besser | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Hasenhappen


Max: Look, Sam! I'm episodic!
Sam: An episodic, sociopathic lagomorph!
Boggles the mind.
(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Niemand käme auf die saublöde Idee, ein Blog erst zu lesen, wenn es fertig ist, alle Folgen der Tagesschau erst dann anzusehen, wenn die Apokalypse unmittelbar bevorsteht oder Brehms Tierleben erst zu schreiben, wenn die Evolution endlich mal abgeschlossen ist. Denn wer Content in kleinen Einheiten konsumiert, läuft nicht Gefahr, vor Vollendung des Gesamtwerks zu versterben und damit das Beste im Leben zu verpassen. Und das Beste im Leben sind Hase Max und Hund Sam. Vor allem anderen. Mit Abstand. Grossem.

Wer nun vor zehntausend Jahren, also zu DOS-Zeiten, das LucasArts-Adventure Sam and Max – Hit the Road ins Herz geschlossen hat und seither ungeduldig auf die Fortsetzung wartet, weiss, dass die Gefahr des Versterbens vor Eintritt des Herbeigesehnten eine nicht unwahrscheinliche Option ist. 13 Jahre ist der erste Teil inzwischen alt und am 3. März 2004 liess LucasArts verlauten, dass die Produktion des bereits angekündigten Sequels Sam & Max – Freelance Police zu Gunsten von Nonsensproduktionen wie einem Spiel zum Lego-Baukasten zum Film Star Wars eingestellt wurde. Hund, Hase, Menschheit: aufs Schändlichste verraten.

Zum Glück sahen die (auch für Monkey Island und Grim Fandango verantwortlichen) Entwickler das genau so, verliessen LucasArts und gründeten Telltale Games. Damit es jetzt nicht noch mal 13 Jahre bis zum zweiten Teil dauert, kam man bei Telltale Games auf eine Lösung, die Fernsehserienkonsumenten eher weniger überraschen dürfte: die schrittweise Veröffentlichung. Abgeschlossene Episoden des neuen Spiels werden sofort nach Vollendung auf der Hersteller-Website als kostenpflichtiger Download angeboten. Kein Lokalisierungsgenerve beim Ladenkauf, keine Versandkosten, kein Versand. Kein Warten. Sam. Max. Jetzt! Also nicht wirklich jetzt. Aber im Herbst. Diesen Herbst!

Und wenn dann erst der stete, warme Strom an schwerbewaffneten weissen Hasen mit breitem Gebiss seine wohligen nie versiegenden Inhalte direkt in unsere sperrangelweit geöffneten Herzen entlässt, dann, ja dann macht das Warten auf die Apokalyse auch endlich wieder Spass.


10.08.2006 | 12:54 | Alles wird besser

Abstossende Schlafstatt


Mein Gott, es schwebt voll im Raume. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Obdachlosen des Kambrium mussten noch im schlecht gelüfteten Kiesbett schlafen, und starben dann auch prompt aus. Und das, obwohl sie gar keine Rücken hatten, die ihnen anderntags hätten wehtun können. Millionen Jahre darauffolgender Evolution, die über Kies-, Stroh- und Vogelfedernfüllungen schliesslich hin zu Betten aus feinsten Erdölprodukten und weichstem Wasser geführt haben, werden jetzt auf einen Schlag wieder ausgelöscht, mit einem quaderförmigen, schwebenden Bett aus Hartmetall. Das Ziel der Übung, sagt Designer Janjaap Ruijssenaars, war die Herstellung eines benutzbaren Dings beträchtlicher Grösse in Form eines Rechtecks – dem Monolithen aus 2001 gleichend, als Symbol für die Existenz intelligenten Lebens – das von Magneten in der Schwebe gehalten wird. Inwieweit ein bettgewordener rechteckiger Metallklotz für benutzbar gehalten werden darf, und wo sich sein intelligenzweisender Symbolcharakter versteckt, wollen wir mal dahingeschwebt sein lassen. Die Verwendung von Neodymmagneten aber in der Konstruktion des Monstrums ist rundherum gutzuheissen. Die Dinger sind nämlich eigentlich total gefährlich – werden sie jedoch im Schlafzimmer unter einer mit bis zu 900 Kilo belastbaren schwebenden Metallplatte angebracht, kann nichts mehr passieren.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Anziehend


09.08.2006 | 19:37 | Alles wird besser

Die neuen Todesstrahlen sind da


Versteinerter Peniswurmembryo. Nein, wirklich. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
In Folge 3 von Monty Python's Flying Circus, How to Recognise Different Types of Trees From Quite a Long Way Away, wird ein verunglückter Superheld vom Fahrradrepariermann gerettet, eine hübsche Umkehrung, mit einer fast schon zu bieder-moralischen Botschaft. Aber obwohl alle Physiker die kompletten Drehbücher des Flying Circus auswendig können, haben sie ihre Lektion nicht gelernt und versuchen ständig, cooler zu sein als die anderen Kinder. X-Strahlen, Synchrotronstrahlen, Rastertunnelelektronenmikroskopstrahlen, quatschiger und quatschiger wurden die Namen über die Jahre, ein einziger, langer Schrei nach Aufmerksamkeit und Liebe. Relativ neu im Arsenal des Wahnsinns ist noch die Synchrotronstrahlungs-Röntgentomografie, bei der der extrem kurzwellige Röntgenabfall von Teilchenkarussells zum hochauflösenden Insachenreingucken dient. Neuerdings verwenden die Bicycle-Repairmänner dieser Welt diese, man kann den Begriff kaum oft genug hinschreiben, Synchrotronstrahlungs-Röntgentomografie, um ins Innere winziger Embryos längst ausgestorbener Würmer gucken zu können, was sehr interessant sein soll. Schon angekündigt sind die Ultramegatron-Rastatunnel-Röntgenstrahlungstomografiestrahlen 2.0, mit denen man in Kühlschränken nachgucken kann, ob das Licht wirklich aus ist und gleichzeitig Fahrräder virtuell fernreparieren. Das wird toll.


08.08.2006 | 15:51 | Alles wird besser

Halbgötter (irgendwann)


Junger Halbgott beim Herumtollen (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Werden Historiker späterer Kulturen die Nagetiere als die Gottheiten der Riesenmaschine beschreiben, so werden sie möglicherweise knubbelige Fahrzeuge als ihre Halbgötter bezeichnen. Kleine, mittlere oder auch grosse. Sogar halbfertige Halbgötter seien verehrt worden.

Gute Chancen auf einen Platz auf dem Altar der knubbeligen Verkehrsmittel darf sich auch der coaster machen. Seine Schöpfer befreien erstmals das seit Jahrzehnten etwas festgefahrene Konzept 'Aufzug' vom störenden Schacht, kreuzen es mit einer Strassenbahn und versehen es mit einer süssen Karosserie. Auf Knopfdruck rollt der Coaster heran und bringt einen nach A, B oder C, auch nachts um drei und angetrunken.

Wer aufgrund der nebenstehenden Bilder – sie zeigen einen jungen Coaster beim Spielen auf seiner Teststrecke – denkt, der Coaster könnte niemals zu einem ernstzunehmenden Verkehrsmittel werden, könnte sich täuschen. Mehrere zum Teil autofreie Schweizer Gemeinden (Zermatt, Flims-Laax) denken über die Einrichtung einer Coasterbahn nach, in Arosa wird bereits an einer solchen gebaut.


08.08.2006 | 03:24 | Anderswo | Alles wird besser

Unmotiviertes Feiertagen


Zufrieden mit der Welt: Strand
(Foto: John Vetterli / Lizenz)
Kanada, der monolithische Landkloss auf der anderen Seite, zeigt, wie es geht: Während anderswo immer noch an vage religiös motivierten, aber ansonsten nutzlosen Feiertagen wie dem Ostermontag, dem Dreikönigsfest oder dem Buss- und Bettag festgehalten wird, erfindet Kanada einfach ein randomisiertes Sample von sauber weltlich oder auch gar nicht motivierten Festtagen und verteilt sie gleichmässig über die warme Jahreszeit. Ende Mai ist Victoria Day (zu Ehren einer toten Königin), Anfang Juli Canada Day (zu Ehren Kanadas), Anfang September der Labour Day (aus offensichtlichen Gründen) und gestern, am ersten Montag im August, der sogenannte "Civic Holiday". Fragt man Kanadier, was es damit auf sich hat, sagen sie verwirrt "kinda like a nice summer day", und tatsächlich hat es mit dem Civic Holiday rein gar nichts auf sich – er wurde 1869 offiziell als "midsummer holiday" nur so zum Spass eingeführt. Denn wie Sir John Lubbock 1871 in England über diese Sitte richtig feststellte: Einen Tag freihaben im August ist "advisable and satisfactory". So, Zwergstaaten in der restlichen Welt, kann man auch regieren.


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