14.09.2005 | 12:54 | Alles wird schlechter | Vermutungen über die Welt
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Eine der ohrenfälligsten Veränderungen des Sprachgebrauchs ist die seit etwa 20 Jahren fast exponentiell ansteigende Flut der Akronyme und Abkürzungen. Schon längst gibt es Abkürzungen, die ihrerseits Abkürzungen beherbergen, etwa DDR, das in seiner Siebtbedeutung DASD Dump and Restore heisst, wobei DASD für Direct Access Storage Device steht. Zwei der großen Treiber der Abbreviaturwelle waren bisher die Autoindustrie mit ihren Klassikern von ABS bis ASR und natürlich die Elektronikkonzerne, die neue Abkürzungen im Wochenrhythmus auf den Markt rotzen. In einer neuen, aber erwartbaren Entwicklung wachsen diese beiden Abkürzungsmonster zusammen. Die neue S-Klasse hat serienmäßig einen PCMCIA-Slot eingebaut; oben zu sehen ist eine Zusatzausstattung für mehrere neue VWs, nämlich ein USB-Anschluss in der MK (auch über Gizmodo). Der USB-Anschluss eröffnet dem Autobesitzer endlich die Möglichkeit, 12 Milliarden verschiedene Sitzpositionen mit jeweils verschiedenen Klimabedingungen abzuspeichern und stets mit sich herumzutragen. Falls das Auto geklaut wird, sind wenigstens nicht die Daten verloren! Abgesehen davon kann man wohl auch Musik drauf speichern. Was die beginnende Fusion der Abkürzungskolosse sprachlich bringen wird, ist noch nicht abzusehen. Auf jeden Fall aber wird eine Menge Arbeit auf die AAAAA zukommen, die American Association against Acronym Abuse.
13.09.2005 | 15:06 | Alles wird schlechter | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Dass man ohne Festnetzanschluss angenehmer (fast kein Telemarketing mehr) und billiger lebt, ist eine Einsicht, zu der in den letzten Jahren nicht wenige Haushalte gelangt sind. 2004 hatten in Italien und Frankreich jeweils 17% der Haushalte keinen Festnetzanschluss mehr, in Deutschland waren es zur selben Zeit in den Haushalten der Unter-25-Jährigen bereits 25%.
In Mordor der Privatkundenabteilung der T-Com werden daher neue Mittel und Wege getestet, die Kunden an der Abkehr vom Festnetz zu hindern. Ergebnis: Die "Switch&Profit"-Rufumleitung. "Mit Switch&Profit können Sie Anrufe, die vom T-Com-Festnetz auf Ihrem Handy eingehen (der Anrufer zahlt grundsätzlich den Preis für eine Verbindung ins Mobilnetz), bequem und kostenlos auf Ihr Festnetztelefon umleiten. Pro umgeleitete Gesprächsminute werden Ihnen dann auf Ihrer Telekom Rechnung 2,59 Cent gutgeschrieben ..."
Man kann nun einwenden, dass dabei niemandem geschadet, sondern lediglich manchen (der T-Com, dem Angerufenen) genützt wird. Trotzdem sind einer nichtrepräsentativen Kurzumfrage im Riesenmaschinenumfeld zufolge 100% der Befragten davon überzeugt, dass die Verantwortlichen sowohl für die Idee als auch ihren Untertitel "Umleiten und abkassieren" pfeilgrad in der Hölle landen werden. Es wird also wahrscheinlich der klassische Festnetzanschluss doch über kurz oder lang aussterben, was auch gut und richtig so ist. Nur so kann schließlich der mittelalterliche Irrglaube aus der Welt geschafft werden, es hätte irgendeinen Sinn, eine Wohnung anzurufen, wenn man einen Menschen sprechen möchte.
13.09.2005 | 05:02 | Alles wird besser | Alles wird schlechter | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Dinge zusammenzubauen, die zusammengehören, ist prinzipiell eine gute Idee, zum Beispiel weil man so nur auf ein Gerät aufpassen muss und einem zweifach anstrengendes Einkaufen erspart bleibt. Aus diesem Grund ist man auch bereit, so einiges an Zumutungen hinzunehmen. Letzte Woche allerdings, als die Welt von der Markteinführung des Toasters zur gleichzeitigen Zubereitung von Muffin und Spiegelei erfuhr, war es vorbei mit der Geduld. Spätestens hier wird klar: Manche dieser Funktionsdopplungen teilen uns wesentlich mehr über die Perversionen Gewohnheiten unserer Mitmenschen mit, als wir zu ertragen in der Lage sind. Wenn man schon unbedingt Muffins mit Spiegelei essen muss, dann, bitte, sollte man nicht noch andere per Kaufwunsch damit belästigen. Es will auch (hoffentlich) keiner wissen, was man mit einem Bett anfängt, das gleichzeitig als Badewanne einsetzbar ist (Bild oben). Und wer bitte ist bereit, sich auszumalen, wozu man ein Kondom mit eingebautem Vibrator braucht? Vermutlich laufen Menschen, die solche Dinge bestellen, ganz normal auf der Straße herum und man begegnet ihnen tagtäglich in der Nachbarschaft. Muss das sein? Aber dann sieht man plötzlich das Zelt, das nur mit eingebautem Fahrrad funktioniert (Bild unten), reißt vor Verzückung die Augen auf, klickt auf "Kaufen, kaufen... KAUFEN!!!" und lobt und preist eine Welt, die auch für noch so abwegige Wünsche eine Lösung bereithält.
08.09.2005 | 20:48 | Supertiere | Alles wird schlechter
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Das Arsinotherium ist der tiergewordene Spruch "Nichts ist, wie es scheint". Wer von uns hätte nicht auf einen Urvater des Nashorns getippt? Nicht ganz, Seekuh und Elefant sind die heute bekannten Enkel dieses tapsigen Geräts. Von der Seite (siehe Foto) scheint das Arsinotherium ein großes Horn vor sich herzutragen. In Wirklichkeit sind es zwei nebeneinanderstehende Hörner. Weiterhin sehen eben diese Hörner äußerst bedrohlich aus. Sie sind aber (nicht nur in der Nachbildung) hohl und waren damit wohl vollkommen ungeeignet für Jagd und Revierkampf. Und auch der Name ist eine heimtückische Täuschung für den arglosen Betrachter. Mit leicht fäkaler Neugier stürzt man sich auf die Interpretation des Begriffs, übersetzt ars dann jedoch nicht englisch, sondern lateinisch irgendwie mit "Kunst" und liegt aber auch hier völlig falsch. Das Arsinotherium ist nämlich nach der ptolemäischen Königin Arsinoe benannt. Ein komplettes Schummel- und Verwirrungstier also, wahrscheinlich deshalb auch über den ganzen Erdball verbreitet. Mit Lüge, Täuschung und Betrug konnte man offenbar schon vor 65 Millionen Jahren reüssieren. Das ist umso trauriger, weil dadurch ein Nachfolgebuch von Wickert möglich geworden ist ("Der Ehrliche war schon immer der Dumme").
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
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- exotische Horrorfilme
- gut gemachte Immanenz
- Fegefeuer der Streicheleinheiten
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- theatralisch rumrollen
- Island-Romantik
- Probleme einfach abschießen
- etwas überinstrumentiert
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"The Road", John Hillcoat (2009)
Plus: 21, 25, 45, 55, 74, 135 Minus: 1, 99, 102 Gesamt: 3 Punkte
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