Riesenmaschine

28.03.2007 | 12:17 | Anderswo | Nachtleuchtendes

Gottesbeweise


Auch am Omegapunkt muss man erstmal einen Parkplatz finden. (Foto: Kai Schreiber)
Der durchgedrehte Physiker Frank Tipler behauptete vor einigen Jahren, einen Gottesbeweis vorlegen zu können, inklusive unser aller Unsterblichkeit. Sein Beweis lief im Wesentlichen darauf hinaus, dass in der Zukunft die Vergangenheit auf einem Emulator laufen wird, inklusive aller ihrer Bewohner, und wir also alle wiederkommen. Der Gedanke ist eng verwandt mit dem Argument Nick Bostroms, wonach wir alle nachweislich schon jetzt in einer Simulation leben. Er ist ausserdem natürlich fast vollkommen bescheuert und also wunderbar.

Etwas weniger, aber auch noch ziemlich bescheuert ist das auf diesem Foto abgebildete Interface eines Parkautomaten in Santa Cruz, in dem die Technologie der Gegenwart (mehrfarbige hochauflösende LCD-Flachbildschirme) die der Vergangenheit (eine einfache LCD-Anzeige, inklusive einer simulierten Plastikmaske drum) ohne sachliche Not emuliert und so mitleidig am Leben erhält. In fünfzig Jahren, wenn es virtuelle, riechbare 3D-Displays mit tastbaren Oberflächen geben wird, werden sie ohne Zweifel aussehen wie ein Casio-Taschenrechner, nach Fahrradöl stinken und sich anfühlen wie ein Abakus. Unsterbliche Vergangenheit, du bist Gott.


24.03.2007 | 19:42 | Anderswo | Fakten und Figuren

Vita secunda


U-Bahn-Station in Rom. Sie können hier zwar nicht einsteigen, aber dafür Ausgrabungen bewundern.
Jeder Versuch, die sagenhaften zwei U-Bahnlinien in Rom auszubauen, scheitert an der Übersättigung des Stadtuntergrundes mit archäologisch wertvollem Gemäuer. In Deutschland hat man es da besser, die alten Römer haben uns weitestgehend mit ihrem historischen Humus verschont, mit Ausnahme mancher steinerner Städte hinter der Grenze zu den Holzhüttengermanen. So beginnen bald in Köln umfangreiche Ausgrabungen im Zentrum, die bis hinab zu den antiken Fundamenten gehen sollen. Noch ein Weiteres haben die Kölner von den Römern übernommen: Im Museo della Civiltà Romana steht eine riesige Modellrekonstruktion des antiken Roms, eine gigantische Spielzeugstadt, die des Römerfans Fantasie sondergleichen beflügelt. Köln macht nun dasselbe mit Colonia Claudia Ara Agrippinensium, wie die Römer Köln mit ihrem feinen Gespür für lässige Namen nannten – und zwar als virtuelle 3D-Rekonstruktion. Endlich mal durch die antiken Latrinen surfen! Vielleicht auch bald vor altertümlicher Kulisse eine Wiedergeburt des vergangenen Lebens, ein Second Life für den Römerfan?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Schnaftitudo novissima

Ruben Schneider | Dauerhafter Link


24.03.2007 | 13:52 | Berlin | Anderswo | In eigener Sache

Riesenmaschine plant ihre Woche


In der neuen Rubrik Alle Termine kann man immer rechtzeitig erfahren, wann Riesenmaschine-Autoren auf Bühnen stehen und von Zetteln vorlesen.
(Foto: Michael Brake)
Ein neuer Rekordversuch biblischen Ausmasses wird schon morgen gestartet: Es muss möglich sein, an jedem Tag des Jahres mindestens zwei Riesenmaschine-Autoren auf ein Podium zu setzen. Es beginnt am Sonntag, wenn Kathrin Passig und Tex Rubinowitz in Hamburg im Kaffeesatz lesen. Zwei Tage später werden Kathrin und Sascha Lobo wieder einmal das Erfolgsmusical Riesenmaschine TV aufführen, dieses Mal bei blogspiel.de im Hebbel am Ufer in Berlin; kurz vorher, nämlich nachmittags um vier, ist Kathrin Passig zu Gast in der Blogsprechstunde bei politik-digital. Am Mittwoch ist immer noch Kathrin bei dem unterschätzten Longitudinalprojekt Die Weltchronik von Jochen Schmidt und Falko Hennig zu Gast, wo sie Jochen Schmidt unter Zuhilfenahme von Gewalt endlich die Grossschreibung von Substantivierungen beibringen wird. Am selben Tag jedoch wird es sich zutragen, dass Holm Friebe und der bereits erwähnte Sascha Lobo im PZ-Forum (nicht verwandt mit dem Paparazzi-Forum) in Pforzheim ihre Geheimschrift WNEA erklären. Am Donnerstag, man wagt es kaum zu sagen, liest die renitente Kathrin Passig bei den 5. Tagen der jungen deutschsprachigen Literatur im Bierstindl in Innsbruck, einer Veranstaltung, bei der am Freitag auch Riesenmaschinen-Edelreservist Klaus Nüchtern zu besichtigen sein wird. Die Combo Friebe/Lobo wird an dem eben schon erwähnten Donnerstag nochmals auftreten, und zwar mit dem weltweit ersten Workshop, der in einem Musikhaus in Mannheim stattfindet. Montag ist bislang noch eine erbärmliche Lücke im Terminplan, hat denn niemand was für Montag? Zustände. Die Termine ab kommenden Samstag werden nachgereicht.


23.03.2007 | 19:02 | Anderswo | Supertiere | Papierrascheln

Flavoured with Dragon

Die längste Küstenlinie, die ältesten Chili-Schote oder die besten Autobahnen: jeder Einwohner kann auf irgendein Alleinstellungsmerkmal seiner Heimat stolz sein.
Die Nationen können derweil ungestört niedliche Tiere ausrotten, souveräne Staaten unsouverän angehen oder Gitarrenmusik verbieten.


Zu revidierende Darstellung des chinesischen Drachen ohne Flügel (Foto: splitbrain) (Lizenz)
China konnte es wirklich nicht dabei belassen, dass die Tiere, die Drachen am nächsten kommen, bisher eher im Land der Sekundärtugend ausgegraben wurden. Die Anstrengungen wurden kürzlich mit dem Fossil einer kleinen, gleitenden Echse beglückt, welches flugs ins Liaoning Museum getragen wurde. Perfektioniert wurde der PR-Coup in dem der geglückte Fund in den Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America der Nation mit dem überdetailierten Banner unter die Nase gehalten wurde.

Der Fund kommt einem Drachen übrigens in vielen Dingen recht nahe: Die Schwingen werden nicht auf Fledermaus- oder Vogelmanier an die vorderen Extremitäten getackert, sondern bestehen aus verlängerten Rippen. Ausserdem lassen sich unschwer fünf Krallen an den Pranken ausmachen, die zeigen, dass die Echse keine verirrter Import aus Korea oder Vietnam ist. Unbestätigten Berichten zufolge haben verschiedene westliche Staaten Sonderforschungsmittel für die Suche nach niedlicheren Pandas bereitgestellt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Saurier - Tiere ohne Perspektive

Roland Krause | Dauerhafter Link


21.03.2007 | 00:16 | Anderswo | Alles wird besser

Die Feuerwehr frisst ihre Kunden


Das dämonische Lachen der Maschinen wird das letzte sein, das ihr hört. (Foto: davemorris) (Lizenz)
Dinge, die man auch einfach durch menschlichen Einsatz handhaben könnte, von komplizierten Geräten erledigen zu lassen, ist an sich eine tolle Idee. Geräteerfinder und Gerätebauer stehen dafür in Lohn und Arbeit, und die Maschinen selber sind von der Strasse und kommen nicht auf dumme Ideen. Es sei denn natürlich, die Tätigkeit ist selber eine dumme Idee und ereignet sich auf der Strasse, wie hier zum Beispiel das Aufsammeln und Scheinverzehren toter oder bewusstloser Menschen durch japanische Feuerwehr-Rettroboter. Aber andererseits: wer, wenn nicht die Maschinen, sollte sowas wohl machen wollen? Gut also, dass es das jetzt auch gibt. (Technovelgy via UberReview via Ubergizmo via Idiottoys via Japan.)


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