Riesenmaschine

22.09.2007 | 12:35 | Berlin | Alles wird schlechter | Fakten und Figuren

Kommt ein neues DÜMBAKRAZ?


DAISY in Aktion (Foto: mlcastle) (Lizenz)
Der Wettkampf um das dümmste Berliner Akronym aller Zeiten war in den letzten Jahren etwas langweilig geworden. Zu deutlich war die Dominanz des Informationssystems DAISY, erdacht von den Experten für rätselhafte Akronyme schlechthin, den Berliner Verkehrsbetrieben. Auch vielversprechende Kandidaten wie GABI-LAPP und ORAKEL hatten gegen DAISY keine Chance, von Aussenseitern wie OST oder ECHO ganz abgesehen. Der letzte grosse Favorit auf die DAISY-Nachfolge war dann im Juli PFIFF, das aber wenig später disqualifiziert wurde, als seine Bochumer Herkunft aufgedeckt wurde. Nun geht ein weiterer hoffnungsvoller Wettbewerber ins Rennen: Am 30. September beginnt der Probelauf von PELZ 2007, dem neuen Einsatzleitsystem der Berliner Polizei. Ein heisser Tipp, auch für den Bundeswettbewerb – ob sich der Entwicklungsaufwand der Wording-Kommission der Polizei gelohnt hat, muss PELZ aber zunächst beim alljährlichen DÜMBAKRAZ-Volksentscheid Ende November beweisen.


19.09.2007 | 08:48 | Berlin | Fakten und Figuren

Piraten-Statusmeldung

Heute ist wieder einmal International Talk Like A Pirate Day, ein willkommener Anlass, einen Blick auf den Zwischenstand im Wettstreit Piraten vs. Ninjas zu werfen. Wir alle erinnern uns noch gut daran, dass den Piraten im vergangenen Jahr zum ITLAPD ein grossartiger PR-Coup gelungen war: Nur wenige Tage zuvor hatte sich der deutsche Ableger der Piratenpartei gegründet, ein Schritt, der den Ninjas bis heute nicht geglückt ist.

Doch was machen die Parteipiraten jetzt, ein Jahr später? Zuletzt forderten sie die Abschaffung der GEZ (zugunsten eines steuerfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunks) und haben – ganz wichtig – den Arcor-Usern den Zugang zu Porno-Seiten wieder erleichtert. Ausserdem hat die Partei inzwischen über 500 Mitglieder, fünf Landesverbände und es wurden rund 8.000 Emails verschickt.

Klingt erstmal gut, aber der Teufel steckt im Detail: So wurde in einem vor wenigen Wochen verschickten Rundbrief ein System-Administrator für die AG Öffentlichkeitsarbeit gesucht (hier einsehbar). Wenn man nun bedenkt, dass sich die Piratenpartei aus dem Hacker/CCC/SysAdmin-Milieu heraus gegründet hat, fängt man dann doch ein wenig an, sich Sorgen zu machen: Wenn sie nicht einmal DAS hinbekommen, wie wollen sie dann ab 2021 das Land regieren? Werden sie es schaffen, bei der Europawahl 2009 anzutreten? Oder zumindest ihre Geburtstagsfeier am 22. September in der Berliner c-base zu organisieren?

Fragen über Fragen. Derweil gehen die Ninjas mit 3.155 : 3.092 in Führung, wir halten
Sie weiter auf dem Laufenden.

Dieser Beitrag ist ein Update zu Rede wie Männer ohne Moral (Piraten), Piratenpartei und Day of the Ninja


15.09.2007 | 00:31 | Berlin | Fakten und Figuren

Warten auf Girugämesch


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

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(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Zu einem beinahe tumultuarischen Menschenauflauf kam es gestern am späten Nachmittag nicht nur auf Schloss Meseberg, das für drei Stunden dem Peuble offen stand, sondern zeitgleich auch in der Berliner Torstrasse vor dem Neo Tokyo. Grund bzw. Auslöser für den Andrang durchweg dunkel ge-, teilweise mit Häschenohren und Mundschutz verkleideter, vorwiegend weiblicher Teenager war eine Signierstunde der japanischen Visual Kei-Band Girugämesch angelegentlich ihres neuen Albums 13'S Reborn. Was klingt wie der verunglückte Versuch, den Titel des Gilgamesch-Epos ins Japanische zu übertragen, ist allem Anschein nach das nächste grosse Ding nach Dir en Grey. Tatsächlich markiert Girugämesch eine spannende Spielart innerhalb des Visual Kei, die man wohl am ehesten als "Visual Dark Cool" bezeichnen könnte – ergo auch die Mundschutze. In ein paar Jahren werden wir uns alle nolens volens mit diesen subtilen Verästelungen innerhalb der japanischen Populärkultur auskennen, wenn das Phänomen auch hierzulande grösser sein wird als Techno und Harry Potter zusammen. Wovon wir immer noch und mehr denn je überzeugt sind.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Blut und Kulleraugen


14.09.2007 | 02:23 | Berlin | Papierrascheln

Drive-Thru Literaturzirkel

Literatur, ein schreckliches Zeug, man kann sie so wenig in den Griff bekommen, wie man alle YouTube-Videos weggucken oder alle Häuser der Welt mit Kugelschreiber blau anmalen könnte. Arno Schmidt hat das genaue Ausmass des Problems schon mal für uns ausgerechnet: "Sagen wir, durchschnittlich alle 5 Tage 1 neues Buch – dann ergibt sich der erschreckende Umstand, dass man im Laufe des Lebens nur 3000 Bücher zu lesen vermag! Und selbst wenn man nur 3 Tage für eines benötigte, wären's immer erst arme 5000. Da sollte es doch wahrlich, bei Erwägung der Tatsache, dass es bereits zwischen 10 und 20 Millionen verschiedener Bücher auf unserem Erdrund gibt, sorgfältig auswählen heissen."

Sorgfältig auswählen – oder sich eben ein bisschen mehr beeilen. Der Drive-Thru Literaturzirkel der Riesenmaschine wird sich am Dienstag, 25.9. um Punkt 18:00 vor dem Dussmann-Eingang zusammenfinden. Die Teilnehmer begeben sich dann selbstständig zu den Belletristikregalen, wo sie fünf Minuten Zeit haben, ein paar Seiten in einem ungelesenen Buch ihrer Wahl zu studieren. Wir empfehlen, zunächst ein Werk eines bisher nur vom Hörensagen bekannten Autors zu wählen; mit Zweitwerken können sich Fortgeschrittene befassen, die bereits je ein Buch aller existierenden Autoren in der Hand hatten. Nach Ablauf der fünf Minuten trifft sich der Literaturzirkel im benachbarten Starbucks, wo zehn Minuten bei Getränken über das Gelesene diskutiert wird. Exakt um 18:30 geht der Literaturzirkel klüger und belesener wieder auseinander. Das Ganze wird (an Folgeterminen) entweder so oft wiederholt, bis die Weltliteratur bewältigt ist, oder vorzeitig abgebrochen. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.


12.09.2007 | 04:17 | Berlin | Was fehlt | Fakten und Figuren

Riesenwelten


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Neben der Fernbedienung steht übrigens eine 1,25-Liter-Flasche. Ja, 1,25 Liter, verrückte Welt. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es war das Jahr 1988, als Nintendo in Super Mario Bros 3 für das Super Famicom eine Vision schuf: In Level 4, Big Island, befand sich Mario plötzlich in einer Welt, in der alles riesig gross war, ausser er selbst (eine Umkehrung dieses Motivs findet sich dann im 2006er-Retro-Spiel New Super Mario Bros für das Nintendo DS). Das hatte die Welt fast noch nie gesehen und damit war eines endlich klar: Die bestmöglichste aller denkbaren Welten kann nur eine enorm vergrösserte sein.

Es dauerte nur ein Jahr, da hatte dieser Traum bereits Einzug ins Blockbuster-Kino gefunden, doch mit der konkreten Umsetzung tun sich die Menschen bis heute schwer. So kleidete man in der Arena auf Schalke und im Rostocker Ostseestadion eine Zeit lang die Wände, die die tiefergelegte Spielfläche umgaben, so mit Werbung aus, dass der Zuschauer den Eindruck hatte, es handele sich um die klassischen Fussballwerbebanden. Die Spieler waren aber bloss halb so gross wie die vermeintlichen Banden und wirkten also wie Zwerge – eine fast perfekte Illusion, doch dummerweise hatte man den Ball und die Tore vergessen, die nicht massstabsgetreu mitvergrössert wurden. Auch vereinzelte lobenswerte Aktionen wie das überlebensgrosse Auto-Modellbauset inkl. vergrösserter Klebstoffflasche oder die Riesenlegofiguren, nachgebaut aus Legosteinen verpufften ohne Wirkung.

Aus Berlin werden nun die beiden jüngsten Versuche gemeldet: Vor der Schrippenkirche in der Ackerstrasse steht seit Ende August eine gigantische Riesenschrippe (s. ganz oben), die sich bei genauerem Hinsehen allerdings als Kunstaktion von Michael Spengler entpuppt und durch ihre isolierte Stellung im Strassenbild nur mässig den gewünschten Effekt erzielt. Viel besser ist da die Riesenfernbedienung, die vergangene Woche im Rahmen einer Verkaufsaktion bei Plus angeboten wurde: So, hofft der Betrachter, sieht die Welt von morgen aus. Und träumt weiter von einem Maximundus-Themenpark, wo man durch die bizarren Welten von gigantisch vergrösserten Küchentischen wandern, die Tiefen fremder Hosentaschen erkunden und einen kilometerhohen Schreibtischmüllberg besteigen kann.


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