Riesenmaschine

07.04.2006 | 10:23 | Anderswo | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Freiwillige Feuerwehr löscht (vielleicht) in Shanghai

Deutsche Produkte erfreuen sich in China grösster Beliebtheit, besonders im Bereich des Bauens. Das geht so weit, dass seit Dezember 2002 in der Nähe von Shanghai eine komplette "deutsche" Vorstadt für 50.000 Bewohner errichtet wird: die "German Town Anting". Was allerdings an der Suburb spezifisch deutsch sein wird, ist fraglich. Zwar wird die Stadt von Albert Speer geplant; zumindest dem Namen nach der deutscheste aller Architekten. Doch die falschen Fachwerkfassaden, die sich die Chinesen von ihm wünschten, wird es leider nicht geben. So bleibt das einzige "echte" Deutsche an der Stadt das Goethe- und Schillerdenkmal auf dem Stadtplatz, das Antings Partnerstadt Weimar spendierte – und die deutschen Firmen, die am Bau beteiligt sind.

Anders verhält es sich mit der Firma Ou Dian (Europäische Klassik), die sich auf Englisch Order Flooring nennt. Die erzählte ihrer Kundschaft in Hochglanzbroschüren, sie sei ein Joint Venture mit "Order Germany", einem der führenden deutschen Parketthersteller. Diese Firma, bereits im Jahre 1903 gegründet, habe neben vier weiteren Produktionsstätten in Deutschland ihre 500.000 Quadratmeter grosse Zentrale im bayerischen Rosenheim, von wo aus man das mit dem "Blauen Engel" ausgezeichnete Parkett in über 80 Länder exportiere. Was so urdeutsch und umweltfreundlich ist, hat natürlich in China seinen Preis, und zwar die Kleinigkeit von 200 Euro pro Parkettquadratmeter. Vor ein paar Wochen recherchierten jedoch chinesische Journalisten in Deutschland, und fanden dabei heraus: Es gibt in De Guo (Land der Tugend; der chinesische Name für Deutschland) gar keine Firma namens "Order Germany", weder in Rosenheim noch sonst wo. Sie hätten allerdings auch einfach die Homepage von Order China aufrufen können. Klickt man hier auf die deutsche Flagge, tut sich so viel wie bei den Fahnen der anderen zehn Nationen: Gar nichts nämlich.

Garantiert wirklich echt deutsch aber ist dieser Feuermelder, der die Riesenmaschine auf dem Flur der 19. Etage des Courtyard by Marriot Hotels in Shanghai ansprang. Hier hat man nun die Begeisterung für deutsches Bauen ganz gewiss übertrieben. Nicht bloss, weil im Brandfall kaum jemand mit Aufforderungen wie "Knopf tief drücken" etwas anfangen kann. Sondern auch, weil man sich fragt, welche Feuerwehr da wohl kommt, sollte doch einem das Betätigen des Alarmknopfs gelingen. Bis die Freiwillige aus – sagen wir mal – Rulle im Osnabrücker Land vor Ort ist, ist das gar nicht mal so schöne Hotel jedenfalls bis auf die Grundmauern abgebrannt.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


06.04.2006 | 02:46 | Anderswo | Fakten und Figuren

Rätsel für die ganze Welt


Ffffflllliiiiivvvvttt. Mist, falsch. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Sicher ist es sehr enttäuschend für sie: Erst senden wir über diese Fernsehsender jahrzehntelang billige Science-Fiction-Serien ins All, so dass jeder, der da draussen zuhört, sicher glauben muss, dass die Erdlinge bald auftauchen werden, in hautenge Trikots gekleidet, und Sitte und Anstand in der Galaxie verbreiten. Und dann aber war es nur Spass und dauernd stürzen uns die allerkleinsten Space Shuttles ab. Damit die freundlich gesinnten Ausserirdischen nicht die Geduld verlieren und sich die Zeit vertreiben können, bis wir dann doch mal kommen, um mit dem Ferengi-Gesindel aufzuräumen, senden wir ihnen, das sollte man bitte deutlicher honorieren, seit den 70ern regelmässig komplizierte Rätsel ins All, entweder einer Raumsonde beigelegt oder aber mit riesigen Radioteleskopen gebroadcastet. Anfangs waren die Knobeleien noch recht einfach und lustig, aber trotzdem schickte niemand vor Einsendeschluss die richtige Lösung, was wohl daran gelegen haben könnte, dass der schnellste Postweg 50.000 Jahre dauert. Aber bitte! Ist das etwa ein Grund?

Zur Abwechslung, dachten wir uns vor einigen Jahren, machen wir die Rätsel doch ein bisschen schwieriger, so dass man es schon als Mensch, also als Angehöriger einer hochentwickelten Zivilisation, nur versteht, wenn man vorher 58-seitige PDF-Dokumente durcharbeitet. Sie werden also eine Weile zu kniffeln haben auf ihren Plastikplaneten, aber dafür können sie ihre Antwort praktisch persönlich vorbeibringen, denn unsere Zuhörer draussen an den Geräten wohnen diesmal nur ein paar Lichtjahre entfernt. Bei der Gelegenheit können sie auch gleich ihren Preis mitnehmen; dieses Jahr verlosen wir unter allen richtigen Antworten einen hochwertigen Liegestuhl aus Tropenholz und zehn Abonnements auf die nächsten hundert Rätsel.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


04.04.2006 | 11:01 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Irgendeine vergängliche Überschrift


Tod, das ist unser Stachel (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Früher wurde viel Unfug darüber geschrieben, wie der Tod und sein Bruder im Geiste, das Siechtum, aufzuhalten seien. Nun ist die Zeit gekommen, diese Aufgabe den Wunderheilern und Scharlatanen zu entreissen, und sie ernsthaften Menschen zu übergeben. Mit ganzen Armeen von alternden und kranken Mäusen, einem gewaltigen Mausseniorenheim umfangreichsten Ausmasses, werden sie, so sagen sie jedenfalls, schon bald herausfinden, wie man mit Sir2 den Tod besiegt. Sir2 ist ein Gen, das, wenn es in Aktion tritt, die Lebensdauer von Würmern verdoppelt. Krankheit und Altwerden ist nämlich gar nicht Teil unseres Lebens, sondern genauso vermeidbar wie betrunken die Treppe runterfallen oder sich am Hühnerknochen verschlucken. Leider schläft Sir2, das uns am Altern hindern könnte, die meiste Zeit, und überlässt uns unseren Leiden. In Aktion tritt Sir2 nur, wenn eigentlich sowieso schon alles vorbei ist, in grosser Not, zum Beispiel kurz bevor Scott das Tagebuch aus der Hand fällt. Aber warum soll man nur überleben, wenn man schon fast tot ist? Das ist schlecht ausgedacht und bedarf einer Überarbeitung. Klar ist, dass man Sir2 durch Weglassen von Nahrung ins Spiel bringen kann. Das klingt jetzt paradox, aber man lebt eindeutig länger und besser, naja, gesünder, wenn man wenig isst, wobei "man" hier im üblichen Sinne von Nagetiere, vielleicht auch Affen zu lesen ist. Ob das auch bei Menschen geht, kann jeder alleine zu Hause ausprobieren. Wenn es aber erstmal gelingt, Sir2 zur Arbeit zu prügeln, ohne dass man dafür vorher quer durch die Antarktis laufen muss, dann. Ja, dann probiere ich dieses Essen auch mal.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


02.04.2006 | 18:01 | Berlin | Supertiere | Alles wird schlechter | Fakten und Figuren

Die teuflischen Frösche


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

An der Neuköllner Rütli-Schule gibt es bekanntermassen Probleme: Aggressive und gewaltbereite Schüler, die täglich durch eine tägliche Hölle aus Gewalt, Verrohung, Respektlosigkeit und Erniedrigung gehen, bis am Ende selbst die Lehrer um Schliessung der Schule betteln. Aber es sind nicht die Drogen, nicht die Sprachprobleme und auch nicht der Ausländeranteil, die zur Eskalation führen. Es sind die Frösche (Eingang Weserstrasse/Rütlistrasse). "Aber es sind doch nur Frösche", wird der Leser einwenden, "wer kann denn das ahnen?" taz-Leser konnten: "Als es darum ging, wie das Eingangsportal für die Jugendstrasse gestaltet werden soll, erzählte Wolfgang Janzer" – der schuldige Künstler – "den Kids von einer Fernsehreportage über Ochsenfrösche. 'Das ist eine knallharte Tierart. Sie vermehren sich schnell, sind aggressiv und machen alles platt.'" Noch Fragen?


01.04.2006 | 02:50 | Fakten und Figuren

Mit Eichhörnchen basteln


Dieses Eichhörnchen besitzt einen präparierten Menschen,
auf dessen Hand es sich ausruhen kann. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Website instructables.com, aus der wir diese Woche bereits zitierten, möchte die Kollaboration von Menschen befördern, die gern an ihrer Umwelt herumschrauben: "We like to think about the physical world as something that is programmable. We like to think of objects or stuff you make as 'code'. In other words, we are approaching the physical world as something that is describable and replicable."

Zwar gibt es instructables.com erst seit ein paar Wochen, aber schon kann man dort lernen, wie man Schuhe mit eingebauten Magneten versieht, die beim Radfahren Ampeln mit Induktionsschleifen auf Grün springen lassen, wie man tote Eichhörnchen haltbar macht ("Items required: 1 x Dead Squirrel, 1 x Sharp Knife ..."), wie man an den Fingern bis 1023 zählt, eine Art Iglu baut, wenn man keine Spezial-Igluschaufel besitzt, Hundewolle für das Spinnen reinigt und wie man Seife in Form der Jungfrau Maria herstellt. Auch die bislang ungeklärten Fragen, wie man eine Zigarette raucht, Asia-Nudelsuppen zubereitet und IKEA-Billyregale zusammenbaut, werden hier behandelt. Gerne werden wir selbst hilfreiche Anleitungen zu dieser Sammlung beitragen, sobald die noch fehlende Rubrik "Wie man es auf keinen Fall machen soll" eingerichtet wird.


... 53 54 55 56 57 [58] 59 60 61 62 63 ...

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Christoph Willibald Gluck (Best of)

- Mouches volants

- Zahl Pi

- Blutegelkonferenz

*  SO NICHT:

- iPod im Kühlschrankformat (zu gross)

- Dark Wave

- fehlende Gliedmassen

- Haargelkonferenz


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"A Serious Man", Ethan & Joel Coen (2009)

Plus: 8, 34, 35, 37, 39, 82, 97, 126
Minus: 1, 165
Gesamt: 6 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV