Riesenmaschine

11.08.2005 | 18:08 | Anderswo | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Phonesexatron

Wie Wired in Ausgabe 07/2005 berichtet, gibt es mittlerweile nützliche Skripte nicht nur für das Telefonmarketing und zur Telefonmarketing-Abwehr, sondern auch für Telefonsex – eins der raren Beispiele, in denen eine Innovation mal nicht den üblichen Weg Raumfahrttechnik – Pornographie – Endverbraucher nimmt. Die 23-jährige Friday Goldman dokumentiert mit dem Tool Phonesexatron (neben Tipps zur Gesprächsführung und einem Thesaurus mit Genital-Synonymen) eine Telefonsex-Formel, die sie seit ihrem achtzehnten Lebensjahr in ihrem Beruf als Ferkeltelefonistin entwickelt hat. Durch Phonesexatron stieg die durchschnittliche Dauer der Gespräche in sechs Monaten von 14,47 auf 24,2 Minuten und damit die Umsätze von Goldmans Arbeitgeber um stattliche 42 Prozent. Goldman betreibt mittlerweile ein eigenes Telefonsexunternehmen mit 30 Angestellten; Ende August diesen Jahres soll phonesexatron.com in Betrieb gehen.. Warum haben wir eigentlich nichts Vernünftiges gelernt?

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?


10.08.2005 | 14:59 | Berlin | Fakten und Figuren

Konsumkritik


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)


Der Sommer ist die Zeit, da auf den Plakatwänden in den entleerten Städten häufig sogenannte "Goodwill"-Kampagnen auftauchen. Weil niemand mehr für die Daheimgebliebenen werben will, wird für irgend einen guten Zweck geworben und irgendeine Werbeagentur darf sich dazu austoben und auf irgendwelche goldenen Nägel oder Löwen spekulieren. In Berlin Mitte um die Münz- und Torstraße herum sind nun eine Reihe von Plakaten aufgetaucht, die Ähnliches vermuten lassen, aber den Absender auf Anhieb nicht preisgeben. Im schlecht kopierten Roy-Lichtenstein-Stil äußern darauf Personen Dinge wie "Manchmal glaube ich, wir können diesen Preiskampf überhaupt nicht gewinnen" oder "Du weißt es, ich muss einkaufen, Schatz". Dahinter verbirgt sich, wir ahnten es, eine Kunstaktion. Gestaltet hat die Plakate der Berliner Grafikdesigner Stefan König, vertreten von der Galerie Genausoundanders. Heute lesen wir in der Berliner Zeitung über die Hintergründe und Stefan König: "Der Mann ist kein Konsummensch: Er trägt keinen modischen Schnickschnack, stattdessen Turnschuhe, Kapuzenshirt und Basecap, darunter einen Fusselbart. König hat seine eigene Meinung vom Leben in der Konsumgesellschaft. Ständig werde dort eine Gier nach neuen Produkten produziert. Dabei sei alles wie eine große Inszenierung, die ohne Werbung nicht funktionieren würde ..."
usw.
Auch wenn das ganze im Umfeld der von uns durchaus geschätzten ABC-Ausstellung stehen mag – das ist genau die Form von Konsumkritik, die wir meinen, wenn wir sagen: Das ist so doof, dass es schon wieder doof ist.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Rebelart


10.08.2005 | 10:22 | Fakten und Figuren | Sachen kaufen

Pirolette


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Was ist eigentlich eine Pirolette? Wikipedia kennt die Antwort weder auf deutsch noch auf englisch oder französisch, und gäbe es nicht ein altes Radio der Firma Schaub und ein französisches Weingut mit dem Namen Georges Duboeuf Domaine de la Pirolette, würde auch Google weitgehend versagen. Insofern kann man mit Fug und Recht annehmen, dass "Pirolette" ein Pliasmus ist, also ein erfundenes Fremdwort – erfunden von Tom Beshara, dem einzigen Pirolettenhersteller der Welt. Um präziser zu sein: seine Firma Turn Your Head fertigt gedrechselte Holzsäulen mit der Silhouette des eigenen Gesichts, Piroletten eben. Einfach ein Profil-Foto uploaden, $149,95 bezahlen und sechs Wochen warten. Und schon hat man eine individually customized, extremely personalized, hi-end faceshaped, absolutely unique Pirolette, von der wir ja alle träumten, ohne es bisher zu wissen. Und mit der macht man, ja, also, man kann mit der Pirolette, nun, sie taugt vor allem zu, man muss sagen, nun denn, sie ist jedenfalls irrsinnig nützlich. Strong buy. Danke, Tom.


07.08.2005 | 03:33 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Rätselhaft: Erde doch kein Planet?


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Weiterhin ist vollkommen unklar, wieviele Planeten es überhaupt gibt; aktuelle Schätzungen reichen von null bis unendlich viele. Niemand weiß so genau, was ein "Planet" eigentlich können sollte, damit man ihn so nennen darf – Vorhang auf zu einer der lustigsten Definitionsdebatten seit dem Urknall. Einige Probleme: Wäre Jupiter ein Planet, wenn er zwanzig Mal schwerer wäre? Wäre Mars ein Planet, wenn die Sonne nur ein Zwanzigstel ihres Gewichts hätte? Wäre die Erde ein Planet, wenn sie so weit von der Sonne entfernt wäre wie Pluto? Oder wenn sie plötzlich ganz ohne Sonne dastünde? Und wäre Saturn ein Planet, wenn er nicht Saturn, sondern, sagen wir, "HD209458B" hieße? Zur Klärung der Fragen wird unter anderem vorgeschlagen, den Begriff Planet einfach abzuschaffen, und die Dinger stattdessen vielleicht ganz anders zu nennen, oder aber zwar nicht den Begriff, aber die Diskussion darüber abzuschaffen, und stattdessen irgendwie weiterzumachen. Hier der letzte Kompromiss: Ein Planet muss einen Stern umkreisen und schön rund sein, und zwar durch seine eigene Masse. Außerdem sollte er natürlich nicht mit Kernfusion herumspielen. Na also! Das ist doch extrem übersichtlich! Leider gäbe es damit plötzlich etwa 25 Planeten im Sonnensystem.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: 2003 UB313, der zehnte Planet


04.08.2005 | 16:58 | Anderswo | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Amerika trainiert für die Klimakatastrophe


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im
20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Themenschwerpunkt der Riesenmaschine heute: das Wetter. In amerikanischen Großstädten kann man derzeit ausprobieren, wie sich der August 2100 in Berlin anfühlen wird. Toronto zum Beispiel feiert heute den 20sten
"Hitzealarm" des Jahres (letztes Jahr: insgesamt zwei), definiert ungefähr als "Tag mit so hohen Temperaturen, dass die Menschen wie die Fliegen sterben, und dann noch dieser Smog, ohmygod". Was Hitzealarm in der Schule bedeutet, wissen wir so ungefähr, nämlich mehr Zeit fürs Freibad, aber was heißt es in einer Großstadt? Überraschenderweise exakt dasselbe, denn Schwimmbäder sind plötzlich bis tief in die Nacht richtig offiziell geöffnet. Konsequenz: In 100 Jahren werden die Kinder verlernt haben, wie man nachts über Schwimmbadzäune klettert. Weitere wichtige Veränderungen, über die wir nachdenken sollten: Für Menschen ohne Klimaanlage benötigt man sogenannte "Abkühlzentren", in denen steuerfrei gejammert werden darf. Und: Wir brauchen dringend mehr Strom. Strom ist das neue Gold, man wird mit dem Schlachtruf "Blut für Strom" in den Krieg ziehen, und Menschen werden heimlich Strom im Keller einlagern, für "schlechte Zeiten". Denn man will, nein, man muss Klimaanlagen betreiben, aber auch frische Luft in den Raum lassen, dann benötigt man Lüfter, um die doch nicht so frische Luft wieder hinauszublasen, gleichzeitig mehr Licht, weil die Fenster immer abgedunkelt sind, und natürlich Legionen von "Heavy Duty"-Kühlschränken – ganz zu schweigen von der Heizung, damit man wegen der ganzen Kühlmaßnahmen nicht auch noch friert.

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