Die meisten werden es nicht mitbekommen haben, aber am 21. September dieses Jahres ist die Erde mit etwas Grossem, Schweren kollidiert. Natürlich hatte die Riesenmaschine dieses Ereignis korrekt vorhergesagt und einen Korrespondenten nach Irland entsandt, der genau das mitbekam, was man im Video sehen kann. Der Korrespondent hatte leider nicht antizipiert, dass es praktisch gewesen wäre, eine Kamera mitzubringen, sonst könnten wir auch noch unsere eigenen spektakulärenBilder zeigen.
Die eigentliche Frage jedoch sieht anders aus. In etwa so: WTF? Unser Korrespondent vermutete natürlich, dass es sich schon um irgendein Raumschiff aus der Hölle handeln wird, nicht sein einziger Fehlschluss an diesem Abend. Danach traten auf der Suche nach der Wahrheit Menschen auf den Plan, die seltsamen Organisationen angehören und Hobbies haben, von deren Existenz man zwar ahnte, aber doch nicht so recht wissen wollte. Zunächst fand der "Satellite Tracker" Marco Langbroek heraus, dass es sich keinesfalls um einen menschgemachten Satelliten handeln konnte, der da hilflos vom Dach runterfiel. Stattdessen sei es ein Stück Stein gewesen, ein Felsen aus dem richtigen Weltraum da draussen, der in die Atmosphäre eintrat und dabei in seine Einzelteile zerbrach.
Wenige Tage später meldete sich der Mathematiker Esko Lyytinen zu Wort, Mitglied der "Finnish Fireball Working Group of the Ursa Astronomical Association". Ah, ja. Er habe ausgerechnet, dass der Felsbrocken nach seinem Besuch in Irland um die Erde herumkatapultierte, dann erneut in die Atmosphäre eintrat und anschliessend in Kanada zur Ruhe kam, ganz klar ein hervorragend aberwitziges Szenario. Mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass es falsch ist. So jedenfalls der kanadische "Meteorexperte" Robert Matson, es stimme einfach hinten und vorne nicht, sagt er sinngemäss. Zwei andere Experten von der British Astronomical Association (offenbar eine professionelle Spassorganisation) bestätigen das: Nach ihrer Analyse landeten die Teile des Felsens, die Irland überlebten, entweder in Florida oder aber in Kuba, Zentralamerika, Australien, Neuseeland, Arabien, Türkei oder in Südeuropa. Oder halt im Nordatlantik, im Pazifik, oder im Indischen Ozean. Zumindest sei dies am wahrscheinlichsten. Verrückt! Es ist davon auszugehen, dass dieses hochexakte Ergebnis noch nicht das Letzte ist, was wir vom grossen Feuerball gehört haben.
Welcome to Hell! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Die Geobra Brandstätter GmbH & Co. KG, Zirndorf, wartet zum Fest in ihrer Playmobil-Special-Reihe mit einem besonderen Schmankerl auf: Kapuzengeist 4694 – nicht nur ausgerüstet mit Anarcho-Kapu, Schwert und Doppelaxt, auf der ein physiognomisch interessanter Playmo-Schädel prangt, nein, auch noch schaurig selbstleuchtend ist das untote Vieh! Black Magic im Kinderzimmer, stilistisch angesiedelt zwischen Dimmu Borgir und der Armee der Finsternis (geht's noch?) – ein verstörender Ausrutscher von Plaste-und-weniger-Elaste Zirndorf? Keineswegs: 4694 reiht sich nahtlos in die aufrüttelnde Liste von Topless Robot ein, wo klargestellt wird, dass Playmo schon immer hin und wieder mal eine Spur härter war als die Konkurrenz (hallo: saufende Bauarbeiter? Da fallen dem Lego-Duplo-Hasen ja die Löffel ab!).
Erstaunliches Buch (Bild: Christian Y. Schmidt / Tiamat Verlag)Dieses Buch hat, wie man deutlich sieht, ein Kaninchen auf dem Cover, mithin fast ein Nagetier. Es stammt aus dem daoistischen Dong Yue Tempel im Osten Pekings, der dem Gott des heiligen Bergs Taishan gewidmet ist, der wiederum mit dem Unterweltgott Yama identisch sein soll. Das etwa ein Meter siebzig grosse Kaninchen steht in einer der siebzig Hallen, die sich um den Haupttempel gruppieren und in denen Szenen aus der chinesischen Hölle nachgestellt sind. Was das Kaninchen in der Hölle soll, ist nicht exakt herauszukriegen. Wahrscheinlich wird es der vom Herrn der Unterwelt ernannte Kaninchengott Tu Er Shen sein, der im daoistischen Götterkosmos die Liebesbeziehungen zwischen homosexuellen Männern verwaltet.
Und so spricht das soeben erschienene Buch bisher in erster Linie schwule daoistische thanatophile Kaninchenanbeter an, die es auch ohne weitere Aufforderung kaufen. Da diese Gruppe allerdings zu klein ist, um nur die Druckkosten wieder einzuspielen, muss das Buch für andere Käuferschichten ganz platt und deutlich beworben werden. Also: Zum ersten Mal tot wurde auch speziell für Riesenmaschinenleser geschrieben. Es handelt nämlich nur von extrem wichtigen Innovationen, und zwar im Leben des Riesenmaschinenautors Christian Y. Schmidt: Der ersten Ratlosigkeit, dem ersten Sex, der ersten Droge, der ersten Tracht Prügel, der ersten Reue und dem ersten Aufenthalt in der echten Hölle. Das Buch ist ganz gut und darf in keiner Innovationsfreakbibliothek fehlen. Ergo: Kaufen Sie's!
Nicht mehr ganz so taufrisch ist die Idee, Riesenmaschinenautoren ihre eigenen Bücher in der Riesenmaschine selbst bepreisen zu lassen. Darum ist es auch nicht mehr ganz so peinlich. Sollten Sie mich allerdings eines Tages dabei erwischen, wie ich Leserbriefe an Tageszeitungen verfasse: siehe hier: 1. Absatz, 9. Zeile!
Eindrucksvolle Steine auf Itokawa (Quelle: JAXA) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Das Schicksal der Menschheit hängt am seidenen Faden, und nur Hayabusa kann uns retten. Das sieht jetzt wie eine gnadenlose Übertreibung aus, aber erstmal abwarten. Kurz zur Erinnerung: Die japanische Raumsonde Hayabusa verliess die Erde im Mai 2003, zu einem Zeitpunkt also, als Schröder Kanzler war, die Riesenmaschine noch in Lüdenscheid wohnte und wir alle dachten, Gorbatschow sei kein Ausserirdischer. Gut zwei Jahre später landete Hayabusa auf der einsamen Felsenwurst Itokawa, ein 500m x 300m grosser freischwebender Schutthaufen irgendwo da draussen, viele, viele, viele Meilen entfernt. Die Riesenmaschine trank sich tagelang vor Begeisterung ins Delirium.
Jahre gingen ins Land. Niedliche Tierbabys wurden geboren. Hässliche alte Menschen starben. Hayabusa machte einiges mit. Brutale Sonnenwinde, kaputtes Gyroskop, Treibstoffleck, Triebwerkprobleme, und dann ging auch noch die Landesonde Minerva im Weltall verloren. Ob der eigentliche Plan Hayabusas, nämlich auf die Wurst zu schiessen und mit dem Staubsauger die entstehende Dreckwolke einzuatmen, geklappt hat, ist noch ungewiss. Trotz aller Schwierigkeiten scheint die Geschichte spektakulär erfolgreich auszugehen: Hayabusa wird als erste Sonde ihrer Art auf die Erde zurückkehren, und zwar schon in wenigen Tagen. Genaugenommen nach Australien, wer weiss, ob das noch als Erde zählt. Sollte die Sonde tatsächlich Wurststaub im Bauch haben, könnten wir uns endlich ein Stück Itokawa ins Regal stellen (natürlich nur, wenn die Stücke von Itokawa nicht laufen können).
(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.) Silent Küche-Saubermaching (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Die erste Webcam war bekanntlich die Trojan Room Coffee Machine, die von 1991 bis 2001 den Füllstand der Kaffeemaschine aus dem alten Computerlabor der Universität Cambridge ins Netz funkte. Danach wurde sie in den verdienten Ruhestand geschickt, und das Prinzip Webcam geriet in Vergessenheit, bzw. wanderte ins 3sat-Fernsehen ab, wo, wenn man Glück hat, zu nachtschlafender Zeit mitunter Live-Bilder von Skiliften übertragen werden. Nur ein paar Prolls schauen noch anderen Prolls im Big-Brother-Container zu – und die paranoiden Superreichen auf Fisher Island haben es sich zur Gewohnheit gemacht, Überwachungskamerabilder aus anderen Teilen der Villa auf ihrem Fernseher laufen zu lassen. Dieser Idee nun wiederum huldigt das ansonsten in Webdingen unbeleckte bzw. gewohnt abzockerischeMariott Hotel Köln, indem es den ersten Fernsehkanal per Default mit einer Live-Übertragung aus der Küche des hauseigenen Restaurants Fou belegt hat. Was dem müden und beladenen Gast im ersten Moment anmutet wie die Nachtschleife des aserbaidschanischen Fernsehens, entpuppt sich als faszinierend hautnahes Reality-TV, wenn um 2:30 wie aus dem Nichts eine fremdländisch vor sich hin schimpfende Reinigungskraft die Szenerie betritt und unbekümmert den Dienst versieht. Wie im Wachkoma bleibt man gebannt den Rest der Nacht am Rohr in der Hoffnung, doch noch einer Ratte, ein paar ortstypischen Heinzelmännchen oder dem heimlichen Interkursus der Nachtportiers teilhaftig zu werden. Warum hat man noch keinen Fernsehkanal für die eigene Küche, das Bad oder den Fahrradkeller? Eigentlich möchte man nur noch so fernsehen – und würde dafür im Zweifel sogar endlich die GEZ-Gebühr bezahlen.