Riesenmaschine

08.08.2007 | 23:53 | Berlin | Nachtleuchtendes | Supertiere

Flederhouseparty

Der neueste Partytrend aus den Metropolen – Fledermäuse, die Überflieger des Nachtlebens, haben ihn erfunden. Auf ein geheimes Ultraschall-Zeichen hin versammeln sie sich spontan und Flashmob-artig an privaten Locations, deren Bewohner meist gar nichts davon wissen und von der tosenden Party überrascht werden, wenn sie nach Hause kommen. So geschehen bei Malte B., der so geistesgegegnwärtig war, das Geschehen zu filmen, bei Youtube einzustellen und uns darauf hinzuweisen. Was hecken die Party-People der Lüfte als nächstes aus? Spontane Air-Raves in Fussgänger-Unterführungen? In Sparkassen-Foyers? Wir sollten auf alles gefasst sein.


07.08.2007 | 13:30 | Berlin | Anderswo | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Wo 24 Stunden 24 Stunden sind


(Foto: glasgows) (Lizenz)
Weltverbesserung vollzieht sich selten von heute auf morgen, sondern meist in vielen kleinen, mühsamen Schritten, man denke an die Arbeit am 26-Stunden-Tag. So war die Freude gross, als in Berlin Ende vergangenen Jahres das Ladenschlussgesetz dahingehend geändert wurde, dass die Geschäfte so lange auf haben können, wie sie wollen (ausser sonntags) – bloss dummerweise wollte keiner. Also musste man weiterhin um 22 Uhr schon wissen, was man drei Stunden später zu Abend essen würde. Ein Teufelskreis!

Aber jetzt: Wie die Berliner Zeitung gestern meldete hat seit einer Woche die Reichelt-Filiale in der Berliner Strasse in Wilmersdorf ununterbrochen geöffnet (ausser sonntags). Nun ist Wilmersdorf zwar nicht gerade der Mittelpunkt des urbanen Berlins, aber immerhin, ausserdem gibt es ab 22 Uhr kostenlosen Kaffee. Und vor allem: Schon zieht Kaiser's nach, zumindest ein wenig, und lässt seine Filialen in der Zossener Strasse, der Schönhauser Allee und der Bismarckstrasse bis 24 Uhr offen. Schon bald werden auch die anderen Ketten fallen wie die Dominosteine (ausser sonntags).

Aus Deggendorf erreicht uns derweil die Meldung, dass seit gestern die städtischen Tiefgaragen rund um die Uhr geöffnet sind. Der Nachttarif kostet pauschal 1,10 Euro.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Am selben Ort, etwas später


29.07.2007 | 13:28 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Nebenbei durchs Weltall


Sieht aus wie ein Schleimfleck, ist aber eine Babygalaxie -- Credit: NASA, ESA, and G. Miley (Leiden Observatory)
Qualitativ hochwertiges Prokrastinieren ist nicht einfach. Der Zeitvertreib darf einerseits nicht zu stupide sein (Sand in Flaschen füllen und wieder ausleeren), andererseits auch nicht zu kompliziert (Space Shuttle zusammenbauen), und er soll Anstand und Würde besitzen (also nicht "HOT or NOT" o.ä.). Man möchte einen kompetitiven Anreiz haben, ausserdem sozial eingebunden sein und – das ist meist die grösste Hürde – man will sich einreden können, etwas Sinnvolles getan zu haben in den ganzen vertrödelten Tagen. Sonst kann man am Ende hinterher nicht schlafen, und wach im Bett liegen ist sehr schlechte Prokrastination (jedenfalls alleine). Dies als allgemeine Einleitung zum Zeittotschlagen.

Wir erleben einen grossartigen Sommer, denn er bringt uns endlich die Optimallösung zur Vermeidung von richtiger Arbeit: Galaxyzoo heisst sie und versorgt uns für mehrere Hubble-Zeitalter mit Galaxien aus dem Sloan Digital Sky Survey, die es durch Augenschein zu klassifizieren gilt, mit Hilfe von schönen orangenen Buttons mit abgerundeten Ecken. Die zu bestimmenden Tierarten sind streng limitiert: Spiralen (linksdrehend/rechtsdrehend), Ellipsen, Merger und Sonstiges, und wenn man glaubt, das wäre nun wirklich blödsinnig einfach, dann soll man es bitte ausprobieren und anschliessend klein beigeben. Ein Ranking zeigt an, wer noch viel mehr Zeit verschwendet, man kann im Forum über fragwürdige Zoobewohner diskutieren, und wem das immer noch zu kleingeistig ist, der soll sich vor Augen halten, dass er mit jedem Klick viele Millionen Sterne und Planeten einfach so in eine Schublade legt, zusammen mit ihren vermutlich unappetitlich aussehenden Bewohnern. Am Ende hat "man" (die Community der unproduktiven Erdbewohner) womöglich bewiesen, dass das Universum einen Linksdrall hat, mit unaussprechlichen Konsequenzen.


26.07.2007 | 23:17 | Nachtleuchtendes | Zeichen und Wunder

Spiegelnde Flächen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Bisher galten abgerundete Ecken als der untrügliche Marker für Web 2.0. Alles ist einfach und kinderleicht zu bedienen, so die Botschaft, nirgendwo kann man sich die Rübe stossen. Seit neuestem drängt sich ein anderes Designelement als State of the Art im Webdesign in den Vordergrund, das sehr viel schwieriger zu dechiffrieren ist: die spiegelnde Fläche, auf der bei so unterschiedlichen Angeboten wie der DLD-Konferenz und Youporn das Logo ruht, bei Amazon neuerdings sogar die als Karussell animierten persönlichen Buchempfehlungen. Die naheliegendste Erklärung für ein derartiges Kohärenzphänomen lautet: Weil es geht; weil irgendwer damit angefangen hat, und weil es vermutlich längst in irgendwelchen Grafikprogrammen ein Tool dafür gibt, das spiegelglatte Flächen mit ausfadenden Reflektionen zaubert. So etwas gab es schon einmal Ende der 1980er mit den Gitternetzen, die zentralperspektivisch im Horizont verlaufen. Und zwar, weil die ersten Grafikprogramme auf dem Amiga genau das besonders gut abbilden konnten. Bleibt die Frage, wer damit angefangen hat. Vermutlich nicht der Web 2.0 Logo Creatr, auch wenn dessen eigenes Logo und alle, die er ausspuckt, mit formidablen Reflexionen aufwarten. Im Zweifelsfall wohl eher Apple, nicht nur, weil schon die Aqua-Oberfläche von OS X mit dem Themen Spiegeleffekte und reflektierende Flächen arbeitete, weil sich im CoverFlow von iTunes die CD-Cover spiegeln und weil auch das iPhone auf der aktuellen Startseite auf einer Spiegelfläche steht, sondern weil Apple generell die spiegelglatte Oberfläche neu erfunden hat – weil letztlich alle Logos und animierten Gegenstände so aussehen, als stünden oder rotierten sie auf dem Deckel eines zugeklappten MacBooks.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: I've seen the futr and it wrks (in beta)


25.07.2007 | 23:48 | Nachtleuchtendes

Bang! Bing! Bong!


Offenbar kann man in Alaska Zodiakallicht sehen – könnten aber auch billige Nordlichter sein. (Foto, Lizenz)
Den meisten ist er nur als der schwarzgelockte Jüngling bekannt, der sich aus dem Kaminholz seiner Eltern eine Gitarre baute, die dann so artifiziell klang, dass man jahrelang and no one played synthesizer auf die Platten drucken musste. Bevor es allerdings zu irgendwelchen Platten kam, arbeitete Queen-Gitarrist Brian May als Astronom, wie es glitzy in allen Dokumentationen steht*, und zwar an der Erforschung des Zodiakallichts, also dem Licht, das von Staubteilchen im Sonnensystem reflektiert wird (siehe eine seiner beiden Publikationen). Dieser interplanetare Staub, gebildet durch Kollisionen von Kleinkörpern und anderen Unfug, ist neuerdings wieder einigermassen interessant geworden, zum Beispiel in der Diskussion um exozodiakale Wolken, aber das würde hier usw.

Brian May jedenfalls, nach 36 Jahren Arbeit in der freien Wirtschaft, kehrt nun, im Alter von 60 Jahren, reumütig zu Mutter Academia zurück und beendet demnächst seine Dissertation**. Dann wissen wir zumindest, vielleicht, wie zodiakale Staubwolken entstehen, die nicht exo sind. Wie jeder andere vernünftige Doktorand der Astronomie hat auch May vor der wissenschaftlichen Karriere erstmal ein grössenwahnsinniges Buch geschrieben, und zwar zusammen mit dem mindestens genauso berühmten Sir Patrick Moore, der einst live im TV eine Fliege verschluckte. Ihr gemeinsames Werk erscheint im Herbst und beschreibt in leicht verständlichen Worten die komplette Geschichte des Universums. Dort wird endlich auch geklärt, wer am Zweiten Weltkrieg schuld ist.

*Es handelt sich, wie wir alle wissen, nicht um den B. R. May, der um 1970 herum anhand der Umlaufzeiten von russischen Satelliten die Luftdichte in der Thermosphäre bestimmte, also den obersten Schichten der Atmosphäre, mehr als 200 km über dem Mt. Everest. May (nicht der von Queen!) fand rätselhafte halbjährliche Dichteschwankungen und noch so einiges anderes interessantes Zeug.

**Ein Hoffnungsschimmer für alle, die seit letztem Jahr Neo-Bohemians sind. (Hier fehlt noch ein Scherz mit Rhapsodie.)


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