Riesenmaschine

16.07.2019 | 15:00 | Anderswo | Zeichen und Wunder | Papierrascheln

Der Staubfänger überm Roggen


Da, etwas links von der Mitte, das kleine weisse Ding (Foto: Michael Brake)


Eine Subdisziplin der kulturwissenschaftlichen Technikarchäologie beschäftigt sich damit, wann und wie neue Technologien, neue Gegenstände, neue Wörter oder Verhaltensweisen zum ersten Mal in Kulturerzeugnissen auftreten. Das erste Skateboard in einem Hollywoodfilm, das erste Tinderdate in einem Chanson, die erste e-Zigarette in einem Roman. Solche Dinge.

Derartige mittelbare Vorkommen sind gewissermassen ein Plateau bei der Etablierung von Neuem. Und so könnte auch diese chinesische Briefmarke aus dem Jahr 2017 dereinst ein wichtiges historisches Dokument werden. Sie ist mutmasslich das erste Postwertzeichen, auf dem eine Flugdrohne zu sehen ist – gemeint ist das weisse Ding genau zwischen den beiden Mähdreschern mit einem runden Schatten (in echt sieht man es wenig besser, wirklich!). Da die Marke zur wunderbar retrofuturistisch gestalteten 2017er-Serie "Science and Technology Innovation" gehört und laut einer sehr verlässlichen der einzigen halbwegs annehmbaren Quelle ein "R&D Demo Project on Bohai-rim's Breadbasket" zeigt, passt eine Drohne auch inhaltlich gut.

Eine Besonderheit ist hier das Zusammentreffen einer neuen (Flugdrohnen) mit einer potentiell aussterbenden Technologie (Briefpost). Vielleicht wird die Marke die einzige ihrer Art bleiben und eines Tages sehr wertvoll sein. Als Blog mit Expertise für Trendentwicklungen und Wertanlagen werden wir sie deshalb gut aufheben, direkt bei unseren Aktien von Sun Microsystems und unserer Transrapid-auf-Lebenszeit-Dauerfahrkarte.


31.01.2017 | 22:39 | Sachen kaufen | Papierrascheln

Sie sparen 499.975,50 €!


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Bargeld für Bargeld verkaufen – klingt bescheuert, aber andererseits: Wir leben im Zeitalter von Negativzinsen, Swapgeschäften und Cash-and-Carry-Arbitrage, warum sollte man da nicht auch Geld kaufen können, und zwar zu einem anderen Preis als dem Nennwert? Auch Die PARTEI hat ja schon Geld verkauft, 100.000 Euro zum Preis von 80.000 Euro, "Garantiert druckfrisch und faltenfreier als der Hals von Angela Merkel!", um auf eine Lücke in der Parteienfinanzierung aufmerksam zu machen.

Ein noch besseres Angebot ist allerdings der 1/2 Millionen Euro Geldbarren (via Kraftfuttermischwerk). Darin befinden sich, genau, eine halbe Million Euro – früher stark beschädigte oder verschmutzte Banknoten, die von der Bundesbank aus dem Verkehr gezogen und geschreddert wurden. Nun leben sie fort als ein Kilo Konfetti, erhältlich für nur 24,50 Euro. Ein Bombengeschäft und ein Partyspass für alle.

Für alle? Nein – Anhänger der AfD, die ja mal angetreten war, um den Euro abzuschaffen, werden damit nichts anfangen können. Aber für sie gibt es ja das Geldbrikett 'Geld en Bloc 100.000 DM' für nur 16,90 Euro.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Geld, Haare, Scherben


04.07.2014 | 21:26 | Anderswo | Papierrascheln

Automatische Literaturkritik Preis 2014

Die Riesenmaschine ist für den Automatische Literaturkritik Preis nicht mehr zuständig. Links:

Punkteliste 2014
Bei der Punktevergabe helfen
Der Preis ausführlich erklärt
Crowdfunding des Preisgelds 2014


07.07.2013 | 08:44 | Anderswo | Papierrascheln | In eigener Sache

Automatische Literaturkritik Preis 2013


Der Preisträger beim Preistragen. Bild: @mitnichten


Das Räderwerk der Riesenmaschine steht still. Einmal im Jahr aber kommt es in Gang, und kurze Zeit später produziert die Maschine einen Automatischen Literaturkritikpreis. Im sechsten Jahr hat sich der Preis professionalisiert, die Punkte werden nicht mehr durch überforderte, schwitzende Riesenmaschineredakteure vergeben, die alle Punkte mit ausgetrockneten Filzstiften in eine in 4-Punkt-Schrift ausgedruckte Kriterienliste eintragen und dann an den Fingern das Ergebnis ausrechnen müssen. 2013 gab es eine übersichtliche Tabelle, in der jeder Leser seine gefundenen Punkte registrieren und mit einer Belegstelle versehen konnte.

Sechs von vierzehn Autoren schrieben schwarze Zahlen: Joachim Meyerhoff, Verena Güntner, Zé do Rock, Heinz Helle, Katja Petrowskaja und Roman Ehrlich. Den 2012 überraschende vier Mal vergebenen, ansonsten sehr seltenen Alison-Bechdel-Pluspunkt konnten Nadine Kegele und Cordula Simon verbuchen. Roman Ehrlich kam mit einem Auszug aus seinem Roman "Das kalte Jahr" auf 6 Punkte, liegt also deutlich vor Joachim Meyerhoff und Verena Güntner (je 2 Punkte). Damit stammen fünfzig Prozent aller Preisträger (Tilman Rammstedt, Dorothee Elmiger, Roman Ehrlich) aus dem Dumont-Verlag, in dem man offenbar irgendwas richtig macht.

Eine weitere gute Nachricht: Das Rahmenprogramm des Automatischen Literaturkritikpreises, die Tage der Deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt, wird es auch 2014 noch geben, wie ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz der Riesenmaschine-Redaktion in der Nacht zum Sonntag in die Hand versprach.

Der mit 500 Euro und einer von Riesenmaschine-Grafiker Martin Baaske gestalteten Urkunde dotierte Preis wurde um 10:30 im Garten des ORF-Sendehauses verliehen. Die Riesenmaschine gratuliert. Punktevorschläge für 2014 können in den Kommentaren eingereicht werden.

Was bisher geschah:
Der Preis erklärt (2008)
2008, Tag 1, Tag 2, Preisverleihung
2009, Tag 1,Tag 2, Tag 3, Preisverleihung
2010, Tag 1, Tag 2, Tag 3, Preisverleihung
2011, Tag 1, Tag 2, Tag 3, Preisverleihung
2012, Tag 1, Tag 2, Tag 3, Preisverleihung
Kriterienliste 2013


18.11.2012 | 01:39 | Papierrascheln | Effekte und Syndrome

Serendipidität 0.2


Nur echt mit dem Clipart-Fernglas! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Das Web-Adress-Buch für Deutschland 2013 ist da. Es unterscheidet sich äusserlich nur unwesentlich vom Web-Adress-Buch für Deutschland 2000/2001, innendrin sind aber wie jedes Jahr 6.000 tolle neue Super-Geheimtipps aus den Untiefen der Interwebs, garantiert ohne Suchfunktion, Hypertext und all die anderen stressigen Extras des modernen Lebens.

Alles, was es sonst noch so dazu zu sagen gibt, steht in einer Kolumne auf taz.de, wo sich dankenswerterweise auch Dipl.-Pol. Mathias Weber, der Herausgeber des Buchs, in den Kommentaren zu Wort meldet. Und neben einiger berechtigter Kritik bringt er dort eine so wichtige wie unerwartete Begründung für das Existenzrecht des Web-Adress-Buchs: "Der Vorteil des Buches ist, dass man tolle Web-Seiten zu Themen entdecken kann, an die man gar nicht gedacht hätte. Denn bei Suchmaschinen muss man immer ein Stichwort im Kopf haben, das man in die Suchmaske eingeben muss, um Treffer zu erhalten. Also sucht man immer in Bereichen, die man schon kennt. Beim Web-Adressbuch für Deutschland kann man sich einfach durch die Themenbereiche treiben lassen und entdeckt ständig neue spannende Surf-Tipps."

Serendipidität als Argument pro Buch und contra Internet – darauf muss man auch erstmal kommen. Wieder was gelernt, danke, Herr Eulenlogotierverlagsnamensgeber.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Working in a paper mine


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