Riesenmaschine

14.08.2007 | 22:31 | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

A Pain In The Ass


Das Rabattangebot für 2 Stk Scharfe Sösse wurde erst nach der Preiskorrektur für 1 Stk in nennenswertem Umfang angenommen; Bildnachweis (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es gibt, wie die schlauen Füchse unter unseren Lesern natürlich längst wissen, nur fünf Geschmacksrichtungen, nämlich süss, sauer, salzig, Stracciatella, haha, Spitzenwitz, also nochmal von vorn: süss, sauer, salzig, bitter und umami, wobei umami der Sernf unter den Geschmacksrichtungen ist, also vornehmlich von Nervensägen für klugscheisserische Partyrätselfragen gebraucht wird.

Schärfe, auch hiermit sagt man schlauen Füchsen nichts Neues, ist keine Geschmacksrichtung, sondern eine Art Körperverletzung, die angeblich zur Ausschüttung von Endorphinen und somit zu Glücksgefühlen führt. Allerdings sind für gewöhnlich die Glücksgefühle dessen, der seine Cola auf ex trinkt, weniger stark wie die von dem, der wo, wie der erste auf dem Klo war, heimlich einen Esslöffel Tabasco in die Cola reingetan hat, haha, Superstreich. Wobei Tabasco ein schlechtes Beispiel ist, denn es hat höchstens 5000 Scoville-Einheiten.

Für Freunde wirklich pikanter Speisen fängt der Spass so ab 100.000 Scoville an, wobei unter Spass wahlweise Hirnschädigung, Entzündung der Hämorrhoiden, abruptes Ableben, spontane Selbstverbrennung oder ein Kurzaufenthalt im Orient zu verstehen ist. Das Hauptpläsier indes erwartet den Konsumenten bei der Ausscheidung, wie die Produktnamen Flamin' Flatulence, Anal Angst und Ass in Hell nahelegen. Beim Kauf des Präparats Weapon of Ass Destruction achte man jedoch darauf, dass man nicht versehentlich einen gleichnamigen, etwas unhandlich dimensionierten Gegenstand bestellt, der auf konträre Weise inkorporiert wird.

Nur scheinbar vergleichsweise unspektakulär betitelt ist das Würzmittel Blair's 16 Million Reserve. 16 Millionen Scoville – schon gut, Sie Schlaufuchs, wir erklären es ja nicht Ihnen, sondern den anderen – ist quasi die Lichtgeschwindigkeit unter den Schärfegraden, also das unüberbietbare Maximum. Die Schärfe eines Lebensmittels wird nämlich durch den Gehalt an Capsaicin bestimmt. Blair's 16 Million Reserve besteht aus reinen Capsaicinkristallen und ist sehr ergiebig in der Anwendung. Bei Milliliterpreisen von 325 Euro können jedoch nur Gutbetuchte es sich leisten, ihr missliebiges Gegenüber damit zu exekutieren, Minderbemittelte müssen weiterhin auf konventionelle Methoden zurückgreifen.

Klaus Cäsar Zehrer | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


13.08.2007 | 15:54 | Anderswo | Was fehlt | Sachen kaufen

Sunuzu auf der Yamanote-Linie


Aus der Reihe Rätselhafte grüne asiatische Wecker. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Der japanische "Yamanote Line"-Wecker wirft die eine oder andere Frage auf. Handelt es sich, wie OhGizmo! suggeriert, tatsächlich um einen U-Bahn-Linienspezifischen Wecker, der unausgeschlafene Pendler an der gewünschten Haltestelle der Tokioter Yamanote-Linie mit dem passenden Ansageton weckt und dessen Zeiger auf die gerade aktuelle Haltestelle deuten? Oder sehen wir auf der Abbildung doch nur einen ganz normalen Funkwecker mit "sunuzu Funktion" und "Time letter domesticated fowl and animals optical attachment"? Vor allem aber: Kann es sein, dass es auf dieser Welt noch keinen Wecker gibt, der seinen Besitzer dann weckt, wenn vorher eingestellte GPS-Koordinaten erreicht sind? Wie viel praktischer wäre ein solches Gerät, man kann sich ja schliesslich nicht für jede häufig im Halbschlaf befahrene U-Bahn-Strecke einen eigenen Spezialwecker anschaffen. Natürlich müsste dazu erst mal ein GPS her, das auch da funktioniert, wo man es wirklich braucht (U-Bahnen, Bunker, Gesundbrunnencenter), aber wie schwer kann das schon sein, ein paar Satelliten in die U-Bahn-Schächte einzubauen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu Über Wachen und Schlafen und Wunschzettel 06: Der fbw-1.


09.08.2007 | 13:01 | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Die siebte Phase


Die Sieben! die Sieben! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Jetzt ist es also soweit, die magische Zahl 7 hält bei einem Produkt Einzug. Dass das nichts mit einer wie auch immer logischen Chronologie zu tun haben kann, beweist der Umstand, dass es nie eine 6 gab, das letzte, was von Somat kam, war Somat 5. Die siebte Phase ist übrigens der Niedrigtemperatur-Aktivator, also eine chemische Komponente, die imstande ist, die Wassertemperatur zu drosseln, das ist Zauberei. Jede Wette, dass nächstes Jahr (2008!) eine achte Phase dazu kommt, z.B. die jetzt noch separat zu kaufenden Deo-Perls.

Noch ganz am Anfang steht hingegen die Butter von Beppino Occelli, sie hat erst ein einziges Zusatzfeature, das ist der Abdruck einer Kuh. Was genau man sich darunter vorstellen soll, bleibt unklar, ein Hufabdruck, oder hat sie sich vielleicht drauf gesetzt? Vollständig kopflos scheint die Produktentwicklungs- und Werbeabteilung des Haarwaschmittelherstellers Alpecin aus Bielefeld. Mit "Doping für die Haare" wird ein Shampoo angepriesen, allerdings funktioniert es nicht mit Eigenblut, sondern mit Koffein. Und weil man damit in ein übles Fahrwasser während der Tour de France, für die man warb, geraten ist, tritt man nun die Flucht nach vorne an. In einer mit einem Radrennfahrer bebilderten Kampagne wird behauptet, dass körperlich-seelische Höchstleistung zu schädlichem Stress führe, mit negativen Folgen für die Haarsubstanz. Vorsichtshalber wurde diese Studie aber an Handballern vorgenommen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Deppenmagneten


06.08.2007 | 16:49 | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Revolutionäre Warenform


Spül mir ein kleines Arbeiterkampflied... (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Im Supermarktregal gesehen hat man sie schon länger: jene Sonderform der Waschgel-Flasche von Persil zum soundsovielten Firmenjubiläum. Auch gekauft und nach Hause getragen. Aber vielleicht nicht ganz begriffen, was sie an symbolischen Überschuss in sich trägt, woher die Pathosformel stammt, die darin anklingt. Vielleicht braucht es zwei davon, die zusammen genommen an die Zweifigurengruppe Arbeiter und Kolchosebäuerin von Muchina auf dem Sowjetischen Pavillion der Pariser Weltausstellung von 1937 erinnern. Vielleicht muss einem das zweite Exemplar mit einem Augenzwinkern von Mercedes Bunz zum Geburtstag geschenkt werden, die ja die aufmüpfige Warenform schon quasi im Namen trägt, damit man begreift, dass sich darin das stellvertretende Aufbegehren der Produkte verkörpert, die die revolutionäre Pose des Arbeiterkampfes zitieren: der Aufstand der Warenform gegen sich selbst! Antonioni hat so etwas geahnt, als er am Ende von Zabriskie Point das ganze Gerümpel in die Luft fliegen liess.


03.08.2007 | 02:27 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Nerd Phone


Foto: koenkooi (Mit freundlicher Genehmigung)
1973, wir erinnern uns: ein tolles Jahr! Der Gründer der googligen Firma, Larry Page, wird geboren, die Raumstation Skylab in den Orbit geschossen, das World Trade Center eröffnet und Motorola-Manager Martin Cooper benutzt zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ein sogenanntes Mobiltelefon, obwohl Grösse, Gewicht und Wert eher an eine Immobilie denken lassen. Nun gut, Larry Page ist nun doch böse, Skylab ab- und das WTC eingestürzt und die Usability von tragbaren Telefonen ist nur unwesentlich fortgeschritten. Zumindest das letzte Problem scheint jetzt endlich, 34 Jahre nach Erfindung, gelöst: Apple baut zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ein Mobiltelefon, das man nicht sofort nach Inbetriebnahme kreischend an der nächsten Waschbetonwand zerschmettern möchte.

Wurde Zeit, ist aber eigentlich jetzt schon langweilig und die Wartezeit seit der Ankündigung lässt dem europäischen Impulskäufer zu viel Zeit zum Nachdenken: Ein schickes Telefon, aber mit eingelötetem Akku, gelockter SIM-Karte und modifiziertem, hermetisch versiegeltem Betriebssystem, das keine Software von Herstellern ausführt, die nicht Apple heissen und rundherum mit Patenten und proprietärem Popanz motivierten Programmierern alle denkbaren Steine in den Weg rollt. "Hey, das iPhone hat doch einen eingebauten Safari-Browser, ihr könnt das also voll gut mit HTML und Javascript und CSS und so programmieren!" lässt die Apple Developer Connection sinngemäss verlauten. Ha-ha.

Der Gegenentwurf, von seinem Schöpfer liebevoll auch "Anti-iPhone" genannt heisst eigentlich "Neo1973" und erinnert mit seinem Namen an Coopers erstes Mobiltelefonat. Gebaut wird es von einer taiwanesische Firma mit dem für deutsche Ohren etwas unglücklich klingenden Namen FIC. Deren Tochter OpenMoko betreut das gleichnamige OpenSource-Projekt, das sich um das Linux-basierte Betriebsystem des Telefons kümmert.

Wie jedem hippen Elektrogerät liegt dem Neo in der Advanced-Ausführung ein Gitarrenplektron bei, das hier jedoch zusammen mit dem massgeschneiderten Schraubenzieher "Neo Cracker" dem Öffnen und Zerlegen dient. Getreu dem Make-Motto "If you can't open it, you don't own it" beweist der Verkäufer hier ein gesundes Verständnis von Besitzverhältnissen. Dass es der Hersteller mit der Offenheit ernst meint, belegt auch die Auswahl der elektronischen Bauteile: Es wurden nur Komponenten verwendet, deren Dokumentation öffentlich zugänglich ist, um – ganz im Gegensatz zu Apple – Softwareentwicklern das Leben besonders leicht zu machen und der Zweckentfremdung bewusst Tür und Tor zu öffnen.

Und wer sich darüber ärgert, dass das iPhone mangels GPS-Empfängers zu den Bildern aus der integrierten Kamera keine Geokoordinaten aufzeichnen kann, horche auf: Mit dem Neo geht das auch nicht! Aber aus dem anderen Grund: Eine blöde Kamera hat man gar nicht erst eingebaut, einen AGPS-Empfänger aber eben schon.

Das Beste aber: man kann es jetzt schon und ohne Vertragsabschluss kaufen. Allerdings erst mal nur in zwei Vorabversionen, die sich an Softwareentwickler ($300) und Hardwarehacker ($450 mit Neo Cracker und Elektronik-Schnickschnack) richten, damit dann im Oktober zum offiziellen Verkaufsstart schon ein paar Killerapplikationen von freien Programmierern fertig sind. Zum Beispiel ein Satellitenbild, das sich stets um die aktuellen GPS-Koordinaten zentriert und die Position aller Freunde mittels blinkender Punkte anzeigt. Friss Staub, Apple!


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